Relikte aus der Vergangenheit, die heute noch Interesse wecken
Teneriffa – Man muss sich vorstellen, wie früher große Wassermengen aus den Quellen von Aguamansa genutzt wurden, um die fruchtbare Erde im Orotavatal zu bewirtschaften. Dieser Wasserreichtum war für die spanischen Eroberer der Hauptgrund dafür, an dieser Stelle eine Siedlung entstehen zu lassen.
Das steile Gelände bot die besten Voraussetzungen dafür, das Wasser ins Tal zu führen und zu nutzen. Deshalb wurden entlang der Wasserleitung 13 Mühlen gebaut. Das Wasser floss in Behälter, die dann für den Antrieb der Mühlenräder und der Mühlsteine sorgten. Das Wasser wurde zuerst über Kanäle aus Tea-Holz, später über gemauerte Rinnen ins Tal geleitet. Sie verloren dabei eine Menge des kostbaren Gutes. Deshalb wurden offene Gräben gebaut, die das Wasser auffingen. Dort bedienten sich die Klöster und Anwohner der Straße. An Waschstellen, den sogenannten Lavaderos, wie es in der Calle San Francisco eine gab, konnten die Frauen damals ihre Wäsche waschen und dabei den neuesten nachbarschaftlichen Tratsch austauschen. Die Lavaderos lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.
Die Hauptaufgabe der Mühlen war freilich das Mahlen des Getreides, insbesondere zur Herstellung des historischen kanarischen Grundnahrungsmittels Gofio, das aus geröstetem Getreide hergestellt wird. Meistens werden Mais, Weizen, Gerste oder Mischungen aus mehreren Getreidesorten genommen. Die Mühlen haben entscheidend zur Entwicklung von Wohlstand in La Orotava beigetragen. Von den ursprünglich 13 Mühlen gibt es heute noch zehn, und davon sind nur noch zwei in Betrieb. Inzwischen werden sie elektrisch angetrieben. Aber der Duft nach geröstetem Getreide, der ihnen entströmt, ist auch heute noch ein Geruchserlebnis, das automatisch die Neugierde weckt.
Kauf von „Josefina“
Aufgrund der engen historischen Verbundenheit mit den Wassermühlen, ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Stadt La Orotava kürzlich zum Kauf der Mühle an der Ecke Calle Nueva und Calle Doctor González García entschlossen hat. Besser bekannt ist dieses Gebäude unter dem Namen „Josefina“. Es entstand schon 1514 und ist im typisch kanarischen Stil auf Anordnung von Juan Benítez erbaut worden.
Zum Preis von 250.000 Euro ging die Mühle nun in den Besitz der Stadt über und soll in ein Besucherzentrum mit Informationen über die Mühlen im Orotavatal umgebaut werden. Auch andere Mühlen sollen von der Stadt übernommen werden. So zum Beispiel die nur wenige Meter weiter entfernt liegende „Molino de Las Cuatro Esquinas“ (Mühle der vier Ecken) mit ihrem einzigartigen Bogen.
Beide Mühlen zeigen den Wechsel von Holz zur späteren Mörtelbauweise im späten 18. Jahrhundert. Die Mühlen sollen als einzigartiges Erbe erhalten werden. Nicht nur aus Denkmalschutzgründen, sondern auch, weil sie aus historischer, architektonischer und ethnografischer Sicht von großer Bedeutung sind. Erstaunlicherweise sind in der „alten Josefina“ noch die alte Struktur sowie einzigartige Geräte und Werkzeuge aus vergangenen Zeiten erhalten geblieben.
Sprung in die Moderne
La Orotava ist sehr stolz auf seine bewegte, jahrhundertealte Geschichte. Deshalb werden die Besucher gerne dazu eingeladen, in diese vergangenen Zeiten einzutauchen und La Orotava auf besondere Weise zu erleben. Im Tourismusbüro erhalten Besucher jederzeit Straßenkarten mit markierten Touren und den interessantesten Punkten der Stadt.
Über www.visitlaorotava.es können sich Interessierte einen kostenlosen Audioguide aufs Smartphone laden und den Rundgang anhand dieser Informationen auf eigene Faust beginnen.
Die Informationen stehen derzeit auf Englisch und Spanisch zur Verfügung. Der Audioguide in englischer Sprache kann über https://bit.ly/ 2YIvIYk heruntergeladen werden.