Im Naturpark ausgewildert
Jahrtausende lang bevölkerten sie die Wälder und Steppen Europas genauso wie ihre amerikanischen Verwandten: die Bisons, die hier auch Wisente heißen.
Madrid – Seit jeher waren die wilden Rinder ein beliebtes Jagdwild, wie schon die Höhlenzeichnungen von Altamira zeigen, und mit zunehmender menschlicher Besiedlung und Waffentechnik nahm ihre Zahl in den letzten Jahrhunderten rapide ab. Im elften Jahrhundert lebten die letzten spanischen Wisente in Navarra, in Ostpreußen hielten sie sich bis 1755, in den Urwäldern bei Białowieża an der polnisch-weißrussischen Grenze überlebten sie bis nach Ende des ersten Weltkrieges, und das letzte wilde Wisent wurde 1927 im Kaukasus erlegt. Doch in den 20er Jahren begann man, einige Wisente, von denen es in Tierparks und Gehegen europaweit nur noch 56 gab, im Naturpark von Białowieża wieder auszuwildern. Dafür nahm man u.a. die Nachkommen der Tiere, die der Fürst Hans Heinrich XI. von Hochberg 1865 geschenkt bekam und in seinen Wäldern bei Pleß in Oberschlesien (heute „Pszczyna“) weiterzüchtete. Heute leben im ostpolnischen Naturparadies wieder 450 Exemplare, in ganz Europa sind es etwa 3.000.
Ab nach Spanien
Zwar gab es in Spanien schon etwa 40 Wisente, aber sie stammen alle aus der Gefangenschaft. Sieben der wilden Wisente aus Białowieża, fünf Kühe und zwei Bullen, schenkte die polnische Regierung nun Spanien, um den Fortbestand der Art weiter zu sichern. Nahe dem Dorf San Cebrián de Mudá bei Palencia stehen ihnen 20 Hektar Land zur Verfügung, und man hofft, dass sie sich dort wohlfühlen und bald Nachkommen zeugen. Nach Aussage des Veterinärs Fernando Morán von der Naturschutzbehörde wurde Spanien von den Polen deshalb ausgewählt, „weil es verglichen mit anderen europäischen Ländern noch große unbewohnte Gebiete besitzt.“ Morán weist darauf hin, dass mit der Aktion nicht nur eine fast ausgestorbene Art gerettet wird, sondern man legt auch Wert auf die Vorteile für das Ökosystem und nicht zuletzt für den Tourismus. Außerdem vertilgt ein Wisent täglich 30-50 kg Pflanzenkost, hält so das Unterholz klein und mindert dadurch die Waldbrandgefahr.
Weltweite Projekte
Ähnliche Initiativen existieren in Deutschland und Schweden. Dort allerdings werden die Tiere im Winter durchgefüttert, damit sie nicht wegen der Futtersuche auf Wanderschaft gehen. In Nordamerika leben inzwischen wieder Tausende der amerikanischen Bisons, sowohl wild wie im Yellowstone-Nationalpark, als auch gezüchtet. Ein Slogan zur Rettung der Art heißt dort: „Esst mehr Bisonfleisch!“ Denn nur was für den Menschen einen Wert darstellt, das hegt er auch. Die zunehmende Verbreitung von Bisonfleisch auf den Speisekarten hat in den USA neue Zuchtbetriebe entstehen lassen.
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