„Die Geier kreisen wieder“

Jorge Marichal, Präsident des Spanischen Dachverbandes der Hotels und Tourismusunterkünfte (Cehat) Foto: EFE

Jorge Marichal, Präsident des Spanischen Dachverbandes der Hotels und Tourismusunterkünfte (Cehat) Foto: EFE

Tourismusflaute zwingt viele Beherbergungsunternehmen zur Aufgabe

Kanarische Inseln – Die Tourismuskrise, die dem Beherbergungsgewerbe viele Monate ohne ausreichende Einnahmen beschert hat, zwingt offenbar immer mehr Betreiber von Hotels und Pensionen zur Aufgabe. In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Verkaufsangebote vervielfacht. Dies zeigt sich in der Entwicklung der Angebote in den größten Immobilienportalen im Internet, wo die Zahl der touristischen Objekte auf den Kanaren mittlerweile auf über einhundert angestiegen ist. Ein weites Feld für Investitionsfonds, die hier aufgrund der prekären Lage der Branche auf Schnäppchenjagd gehen können. Es werden sogar schon neue Fonds extra zu dem Zweck gegründet, die Konjunkturlage zu nutzen, um günstig kanarische Hotels aufzukaufen.
Dazu gehört der Risikokapitalfonds Atalaya, dessen Anteile seit November zum Kauf angeboten werden und der in Ferienhotels investieren soll, die durch die Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind. Diesen Fonds hat die Andbank Spanien aufgelegt, die Teil der Banken- und Finanzgruppe Andbank mit Hauptsitz in Andorra ist, mit dem Ziel, Vier-sterne-Hotels mit zwischen 150 und 200 Zimmern, vornehmlich auf den Balearen, den Kanaren und an der Costa del Sol, zu erwerben.
Die Kanaren sind für die Jagd nach vielversprechenden Geschäftsgelegenheiten im Hotelsektor besonders geeignet, weil der hiesige Markt einerseits besonders hart durch die Corona-Krise getroffen wurde, es andererseits aber keine jahreszeitlich bedingten Tiefs gibt, sodass für die Zukunft eine gute Rentabilität der Investition zu erwarten ist. Wenn auch die Winterzeit die Hauptsaison darstellt, so ist in normalen Jahren die Auslastung auch in den anderen Monaten nicht schlecht. Während im Gegensatz dazu auf den Balearen nur die Sommersaison zählt und viele Beherbergungsbetriebe im Winter gar schließen.
Jorge Marichal, der Präsident des spanischen Hotel- und Beherbergungsverbandes Cehat sowie auch des Hotelierverbandes der Provinz Teneriffa Ashotel, kommentierte das verstärkte Interesse der Risiko­kapitalfonds an spanischen Beherbergungsunternehmen mit den Worten: „Die Geier kreisen wieder einmal über uns.“
Er warnte davor, dieselben Fehler zu begehen, die schon in der Finanzkrise von 2007 bis 2014 gemacht wurden, als ein Großteil des spanischen Immobilienvermögens zu Spottpreisen an Hedgefonds verschenkt worden sei.

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