Die Reaktion auf das „griechische Drama“ und die Auswirkungen auf die (Geld-) Anlageentscheidungen


Kolumne von Vermögensverwalter Ulrich Seemann

Liebe Leserinnen und Leser, heute möchte ich die Auswirkungen des Griechenlanddilemmas auf Ihre Anlageentscheidungen ein wenig beleuchten, nachdem die Griechenlandkrise die von mir stark beobachteten Aktienbörsen ein wenig in Beschlag genommen hat.

Zunächst einmal: durch Politik beeinflusste Börsen haben meist nur kurze Auswirkungen auf Aktienkurse – im Guten wie im Schlechten. 

Allein deswegen bin ich immer noch überzeugt, dass die Griechenlandkrise die Aktienbörse nicht mehr allzu lange beeinflussen wird, und sie hat schon mehr Auswirkungen auf die Aktienkurse gehabt, als dies überhaupt nötig war bzw. dieser Situation zusteht.

Weiterhin sind die Auswirkungen der Krise für die Griechen selbst wesentlich dramatischer als für das restliche Europa. Griechenland wird gut daran tun, endlich beherzte Reformen einzuleiten, um das Land wirtschaftlich zu stärken und seine Bevölkerung  damit letztlich bestmöglich zu versorgen. Dabei benötigt es Hilfe, die eine Solidargemeinschaft wie die EU leisten sollte – aber eben nur unter der Voraussetzung, dass die Griechen ihre Probleme auch beherzt angehen und den Vorschlägen ihrer Kreditgeber folgen. Weshalb muss eigentlich ein griechischer Großverdiener wenig Steuern zahlen und weshalb dürfen griechische Arbeitnehmer viel früher in Rente gehen als im restlichen Europa?

Deutschland und auch die anderen europäischen Länder werden im schlimmsten Fall (wenn gar keine Einigung mit Griechenland erzielt werden kann) einige Verluste  hinnehmen müssen, die aber in den meisten Fällen zu verschmerzen sein dürften. 

Auch Deutschland würde an einem Kreditausfall von 90- 100 Mrd. Euro sicher nicht zugrunde gehen.

Sobald sich diese Ansicht durchsetzen wird, werden die Aktienmärkte wieder die Position einnehmen, die wir bereits im April dieses Jahres gesehen haben. Vor allem, weil sich die volkswirtschaftliche Situation in vielen europäischen Ländern in 2015 weiter gebessert hat. Ich sehe nach wie vor DAX-Stände von mehr als 12.500 Punkten als erreichbar an. 

Das bedeutet für diejenigen, die bereits in Aktien investiert sind, Ruhe zu bewahren und den Sommer zu genießen. Für Anleger mit Liquidität ist es die Chance, weiter in guten Aktien zu investieren! 

Einen Crash an den Kapitalmärkten oder ähnliche Besorgnisse kann ich jedenfalls nicht entdecken und bin mir da mit vielen meiner Kollegen einig. 

Doch was ist eigentlich die Ursache für die Erzwingung volkswirtschaftlicher  Anpassungsprozesse in Europa?

Das hängt sehr stark mit unserer Währung Euro zusammen. Mit Einführung der gemeinsamen Währung in Europa und der Abschaffung der nationalen Währungen haben wir einen Systemwechsel eingeleitet. Wir sind von einem System flexibler Wechselkurse zwischen den nationalen Währungen (DM, Lire, Franc, Peseten…) zu einem System mit einer festen Währung (€) übergegangen. Und ich glaube heute mehr denn je, dass sich die Entscheider damals wie heute nicht umfassend im Klaren gewesen sind, was dieser Schritt für sie bedeutete, dabei kann man die Auswirkungen von festen und flexiblen Wechselkursen von Währungen in jedem besseren Volkswirtschaftslehrbuch nachlesen.

Ein System flexibler Wechselkurse zwischen Währungen einzelner Länder (mehrere Währungen wie früher) erlaubt eine tendenziell autonomere Wirtschaftspolitik und gestattet den jeweiligen Politikern der Länder im Kern der Sache, über längere Zeit so zu handeln, wie man es für richtig hält und will. Der Ausgleich für unterschiedlich starke Wirtschaftsleistungen der Länder manifestiert sich dann zunächst „nur“ über Währungsauf-  bzw. -abwertungen (ältere Leser erinnern sich z.B., dass die italienische Lira früher häufiger abwertete), die die jeweilige Bevölkerung im Inland nur indirekt oder kaum bemerkt. Man durfte also länger und ungestört vor sich hin „wurschteln“. (Erst wenn die Italiener im Ausland einkaufen wollten, haben sie bemerkt, dass alles dort teurer wurde – als Folge, dass die Lira abgewertet hatte, und umgekehrt konnten die Deutschen in Spanien oder Italien billiger Urlaub machen).

In einem System mit festen Wechselkursen zwischen einzelnen Volkswirtschaften wie dem Euroraum, ist das so nicht möglich. Hier entfällt seit Einführung des Euro der Puffer der nationalen Währung. Ein volkswirtschaftlich starkes Land mit guten Produkten verkauft diese dann leichter im Ausland (nämlich ohne dass dessen Währung aufwertet wie früher beispielsweise bei der DM oft der Fall), die schwächeren Volkswirtschaften gehen umgekehrt schneller schwereren wirtschaftlichen Zeiten entgegen. Der Euro erzwingt daher schnellere und konsequentere wirtschaftspolitische Handlungsnotwendigkeiten in den einzelnen Volkswirtschaften. Das ist  gut so! Der Euro verlangt systembedingt nach übereinstimmender konjunkturpolitischer Zielsetzung der Euroländer (Spanien z.B. hat sich geändert und harte Prozesse durchlaufen. Es wird dieses Jahr vermutlich ein tolles Wirtschaftswachstum erreichen. Das kommt der Bevölkerung durch steigenden Wohlstand zugute, und es wird auch wieder Arbeitslosigkeit abbauen). Letztlich bestraft ein solches System Länder, die sich nicht anpassen wollen – wie z.B. Griechenland.

Es ist meiner Meinung nach völlig richtig, wenn die deutsche Kanzlerin ihre europäischen Nachbarn zu einem klugen und gemeinsamen volkswirtschaftlichen Handeln bewegen will, damit ist letztlich allen gedient.

Und ich bleibe bei der Ansicht, dass Anlageentscheidungen in  gute Aktien die bestmögliche Investitionsentscheidung zur Absicherung Ihres Kapitals bleibt (auch wenn die Preise mal schwanken), viel besser jedenfalls als die Investition in Staatsanleihen oder Bankanlagen. 

Fragen oder Beratungsbedarf?  Bitte gerne anrufen!

Herzlichst bis zum nächsten Mal

Ihr Ulrich Seemann

Tel. +49 176 3268 3826

oder Ihre E-Mail an u.seemann@seemann-vermoegen.de

Web: www.seemann-vermoegen.de

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