Der Kaufpreis für die Krisenbank betrug einen Euro
Madrid – Experten halten die Situation, in die eine der spanischen Traditionsbanken geraten ist, für eine Spätfolge der Wirtschaftskrise. In der ersten Juniwoche hatte die Europäische Zentralbank die Banco Popular für nicht mehr überlebensfähig erklärt. Als diese Nachricht durchgesickert war, kam es zu einem Ansturm auf die Bank, die dadurch in weitere Liquiditäts-Schwierigkeiten geriet. Ihre Lage verschlechterte sich dadurch zusehends. Angeblich auf Bitten der spanischen Regierung kaufte die Großbank Santander die in Not geratene Banco Popular zu einem symbolischen Preis von einem Euro. Um das übernommene Bankhaus zu sanieren, sah Santander sich genötigt, ihr Kapital um sieben Milliarden Euro aufzustocken.
Die Europäische Kommission hatte zuvor versichert, dass alle Sparer nach wie vor Zugriff auf ihre Einlagen bei der Popular haben. Nach den Daten, welche die Bank im vergangenen Jahr veröffentlicht hat, verzeichnete sie Einlagen von fast 97 Milliarden Euro. Sie war Hausbank und Kreditgeber vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen, verfügte über 1.800 Filialen mit rund 12.000 Mitarbeitern.
Doch dieses Mal muss der Steuerzahler dafür nicht geradestehen. Vielmehr kamen die neuen Regeln zur Bankenabwicklung BRRD zum Einsatz, die im vergangenen Jahr eingeführt wurden. Diese waren aufgrund der globalen Finanzkrise beschlossen worden und sollen vor allem den Steuerzahler schützen.
Die Ursache für die Probleme der Banco Popular ist auf die Immobilienkrise in Spanien zurückzuführen, die sie nicht in den Griff bekommen hat, denn sie ist mit 37 Milliarden Euro „faulen“ Krediten auf Immobilien belastet. Die muss nun die Banco de Santander mit den übrigen Schulden übernehmen und sieht sich gezwungen, ihre Reserven um rund acht Milliarden Euro anzuheben. Jetzt sollen die Aktionäre ihre Anteile aufstocken.
Mittelfristig rechnet die Santander durch den Zukauf mit steigenden Einnahmen und Gewinnen bis 2019. Santander ist eine der wenigen spanischen Banken, die während der Bankenkrise in Spanien keinen Konkurrenten übernommen hat, der in Schwierigkeiten geraten ist.
Für die Anleger der Banco Popular sieht es jedoch schwarz aus. Für ihre Aktien erhalten sie keinen Cent mehr. Sie werden lediglich die Mitteilung bekommen, dass ihre Papiere wertlos geworden sind. Schon im Vorfeld mussten sie herbe Verluste verzeichnen. Im Laufe der vergangenen Jahre war der Aktienkurs um rund 90 Prozent gefallen, und die Hoffnung auf eine Verbesserung des Kurses hat sich inzwischen in Luft aufgelöst.
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