Dramatische Rettung in den Bergen von Hermigua


Zwei junge Frauen rutschten einen Steilhang hinab und drohten abzustürzen

La Gomera – Zwei Studentinnen, die in der Naturlandschaft El Cedro im Gemeindegebiet Hermigua unterwegs waren, gerieten in höchste Gefahr, als sie abrutschten und, an einige Äste geklammert, zehn Stunden lang über einem Abgrund ausharren mussten.

Die beiden 23-jährigen Wanderinnen namens Carla und Ainhoa waren bei dem Versuch, von La Laja nach El Bailadero zu wandern, vom Wege abgekommen. Da eine Rückkehr auf dem gleichen Weg, den sie gekommen waren, lebensgefährlich erschien, entschlossen sie sich, querfeldein weiterzugehen. Beim Überqueren der letzten Anhöhe verlor Carla den Halt und begann einen steilen Hang hinabzurollen. Im letzten Moment gelang es ihr, sich an den Zweigen eines Baumes festzuhalten, bevor sie in einen Abgrund gestürzt wäre. Ihre Freun­din Ainhoa tastete sich, im Sitzen rutschend, bis zu einem Baumstamm in der Nähe vor. Sich mit einer Hand daran haltend, streckte sie die andere zu Carla aus und zog sie zu sich. Auf dem Stamm war nur für eine Platz, während sich die andere hockend daran klammerte, um nicht wegzurutschen und abzustürzen. So mussten sie bei eisiger Kälte und unter der ständigen Bedrohung, dass der Ast nachgeben und sie in den Tod stürzen könnten, stundenlang durchhalten.

Zum Zeitpunkt, als die beiden den Notruf an 112 absetzten, war es bereits 18.00 Uhr. Die Rettungskräfte brauchten mehrere Stunden, um ihren Standort zu finden. Der Einbruch der Dunkelheit erleichterte die Suche, da sie Taschenlampen dabei hatten. Ein Team des Zivilschutzes kam um 23.00 Uhr vor Ort an, konnte jedoch ohne Kletterausrüstung nichts ausrichten. Die Aussicht, in der prekären Situation womöglich bis zum Morgen aushalten zu müssen, war für die beiden Frauen schwer auszuhalten.

Um ein Uhr nachts startete ein Hubschrauber, um drei Bergretter der „Grupo de Rescate e Intervención en Montaña“ (Greim) von Santa Cruz nach La Gomera einzufliegen. Einer dieser Spezialisten rief die Studentinnen noch während des Fluges auf dem Handy an, und sagte: „In drei Stunden sind wir da und holen euch dann sofort raus.“ Später berichtete Carla, dass die sichere Art des Retters sie beruhigt habe. Dem Greim-Team gelang es dann auch, dieses Versprechen einzulösen, indem sie sich mit den Mädchen in mehreren Etappen von insgesamt 150 Metern über den Abgrund auf den darunterliegenden Weg abseilten.

Einige Tage später besuchten Carla und Ainhoa ihre Retter in der Provinzkommandantur der Guardia Civil in Ofra auf Teneriffa, um sich nochmals bei ihnen zu bedanken.

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