Ehemaliger Putschist urlaubte auf La Palma


© EFE

Tejero verschanzte sich am 30. Jahrestag des gescheiterten Militärputsches in einem Inselhotel

Der wohl berühmteste ehemalige Oberstleutnant der Guardia Civil, Antonio Tejero Molina, suchte am diesjährigen Jahrestag des gescheiterten Militärputsches in Spanien einen abgeschiedenen Ort, um dem Medienrummel zu entfliehen.

Doch seine Bemühungen, sich am 30. Jahrestag des missglückten Putsches auf La Palma zu verstecken, gelangen nur teilweise, denn, wie lokale Medien treffend feststellten „manche Gesichter vergisst man nie“. Auch ohne den charakteristischen Dreispitz der Guardia Civil und mit weißem Haar und einigen Falten wurde Antonio Tejero genau 30 Jahre nach seinem großen Auftritt im Madrider Abgeordnetenhaus im Hotel Sol Meliá in Puerto Naos erkannt. Obwohl er sich dem verwunderten Hotelpersonal zunächst als sein Bruder ausgab, was kaum einer glaubte, räumte er später seine wahre Identität ein.

Zu Gesicht bekam den heute 78-Jährigen kaum jemand, denn er verschanzte sich zusammen mit seiner Frau während seines Aufenthaltes größtenteils in seiner Suite im obersten Stock des Hotels. Der ehemalige Oberstleutnant wollte möglichst nicht gesehen beziehungsweise erkannt werden, gerade jetzt nicht, wo ganz Spanien wieder von dem missglückten Versuch redete, die Demokratie zu stürzen und das Land zurück zur Diktatur zu führen. Tejeros Befehl mit gezogener Pistole „¡Todo el mundo al suelo!“ (Alle auf den Boden!) bleibt allen Spaniern unvergessen, die damals im Radio und Fernsehen das Geschehen im Abgeordnetenhaus mitverfolgten.

Antonio Tejero wurde vor Gericht gestellt und zu 30 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis entdeckte er seine Leidenschaft für die Malerei, der er auch heute noch den Großteil seiner Zeit widmet. Außerdem schrieb er während seiner Inhaftierung seine Memoiren nieder, studierte Geschichte und Geographie und lernte Sprachen. 1996 kam er wegen guter Führung vorzeitig frei. Heute lebt er in Madrid und seinem Zweitdomizil in Torre del Mar. Nach seinem Ausscheiden aus der Guardia Civil hat er sich nie wieder zu den Vorkommnissen des 23. Februar 1981 geäußert. Sein einziges und bislang letztes öffentliches Zeichen war ein Brief an den Herausgeber der Zeitung Melilla Hoy im Jahr 2006, in dem er das katalanische Autonomiestatut kritisierte.

„23F“ – ein Politthriller

Am 23. Februar fand in Spanien der Kinostart des Films „23F“ statt, der als politischer Thriller das 17-stündige Geschehen des Putschversuchs nachspielt und sich dabei auf die drei Hauptverantwortlichen – Oberstleutnant Francisco Tejero, Generalleutnant Jaime Milans del Bosch und General Alfonso Armada – sowie König Juan Carlos konzentriert.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.