Ein Abenteuer mit glücklichem Ausgang


© WB

Im Ultraleicht-Flieger von Worms nach Teneriffa

„Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ – irgendwie fiel mir dieser Titel eines Films aus den sechziger Jahren ein, als ich die vier Flieger traf, die einige Stunden zuvor mit ihren beiden Ultraleicht-Fliegern auf dem Flughafen Los Rodeos von Teneriffa gelandet waren.

Zwar sind ihre Maschinen keine fliegenden Kisten sondern gleichen in ihrem eleganten Design eher überdimensionalen Vögeln. Aber tollkühn war ihr Abenteuer allemal, denn es galt nicht, wie seinerzeit in dem Film, den Ärmelkanal zu überfliegen, sondern mit den zwei „Miniflugzeugen“ eine Strecke von rund 4000 km zwischen ihrer Heimatstadt Worms und Teneriffa zurückzulegen.

Hans Adolf Traub, der Ältes­te der vier passionierten Flieger ist seit vielen Jahren eingeschworener Teneriffa-Fan. Schon lange Zeit bewegte ihn der Wunsch, mit dem Ultraleicht-Flugzeug, einer C 42, das er sich mit seinem Freund Heiko Johé teilt, auf die Insel zu fliegen. Immer wieder überlegte er, wie dieses Unterfangen zu bewerkstelligen sei, denn seines Wissens hatte noch niemand einen derartigen Versuch unternommen. Ein Einzelflug (zusammen mit seinem Freund) kam aus Sicherheitsgründen nicht in Frage und so wurde schließlich die Idee geboren zwei weitere Fliegerfreunde für die Sache zu begeistern, eine zweite Maschine zu chartern und das Abenteuer zu Viert anzugehen. Jan Harlfinger und Bernhard Heller, zwei junge begeisterte Flieger konnten sich schließlich für die Idee erwärmen und so begann die Gruppe die ersten Pläne zu schmieden. Die Urlaubsmöglichkeiten muss­ten abgestimmt werden, denn außer Traub der bereits im Ruhestand ist, sind alle berufstätig. Deshalb lag auch die gesamte Organisation in seinen Händen und der Aufwand mit der Beantragung von Start- und Landegenehmigungen und Festlegung der Flugrouten ist nicht zu verachten. Am 25. September ging es dann endlich los und der erste Tag verlief nach Plan. Es war ausgemacht, dass die C42 die Führung übernehmen sollte und die Chartermaschine vom Modell Remos ihr in Sichtweite folgte. Mit Zwischenlandung in Lyon zum Auftanken erreichten die vier Männer ihr Tagesziel Ampuria Brava an der spanischen Mittelmeerküste. Auch der zweite Tag verlief planmäßig. Nach einer Zwischenlandung in Murcia wurde Málaga als zweiter Übernachtungspunkt angeflogen. Von dort sollte es auf den afrikanischen Kontinent nach Tanger gehen. Doch ein Schlechtwettergebiet zwang die Flieger zwei Tage am Boden zu bleiben. Als sie schließlich in Tanger landen konnten, gab es Probleme mit verschiedenen Papieren, so dass sich der Weiterflug verzögerte und sie es nur noch bis Marrakesch schafften. Das nächste Ziel wäre dann, mit Zwischenlandung zum Tanken in Agadir, Teneriffa gewesen. Doch dann wurde der Treibstoff knapp, und da auf Lanzarote der von den „Ultraleichten“ benötigte Treibstoff nicht vorhanden war, begann das große Zittern. Mit dem sprichwörtlichen letzten Tropfen konnten sie schließlich auf Gran Canaria landen – ein Flughafen, den sie am liebsten niemals betreten hätten angesichts der unglaublichen Behandlung, die sie dort erfahren haben. Noch bei dem gemütlichen Abendessen im Haus eines Freundes am Abend nach der Landung auf Teneriffa hatte sich ihre Empörung nicht gelegt. Im windigsten Winkel des Flughafengeländes wurde ihnen ein Standplatz zugewiesen, wo die beiden kleinen Maschinen ständig von Windböen geschüttelt wurden – immerhin wiegen sie nicht mehr als 472 kg. Aus einem der Follow me-Autos wurde eine Liste mit diversen Nummern hereingereicht, die per Telefon oder Funk zu kontaktieren waren. Doch es war dort niemand zu erreichen oder es wurde wieder aufgelegt. Als einer der Männer aussteigen wollte, um eine Toilette aufzusuchen, wurde er mit rüden Worten zurückgeschickt. Es vergingen mehr als drei Stunden, bis ein großer Bus kam, um sie abzuholen und für den dann eine beachtliche Gebühr zu entrichten war. Inzwischen war soviel Zeit vergangen, dass der Sichtflug nach Teneriffa nicht mehr möglich war, denn die Ultraleichten dürfen nur bei Tageslicht starten und landen. So musste die Gruppe, mit der Insel Teneriffa in Sichtweite, auf der Nachbarinsel übernachten.

Am nächsten Morgen gab es erneut Schikanen von Seiten der Flughafenverwaltung, au­ßerdem hing ein Schlechtwettergebiet zwischen den Inseln, das zunächst einen Start verhinderte. Am Nachmittag des 1. Oktobers konnten sie schließlich trotz der schwierigen Witterungsbedingungen mit dreitägiger Verspätung auf Teneriffa landen.

„Es war ein großes Abenteuer mit zahlreichen Schwierigkeiten, die wir so nicht erwartet hatten. Nur die großartigen Leis­tungen von Jan Harlfinger, dem jüngsten Mitglied unserer Gruppe hinsichtlich Navigation und Funkkontakten mit den verschiedensten Leitstellen hat uns vor größeren Problemen bewahrt“, erklärte Hans Adolf Traub anerkennend. Mehrfach hat er im Gespräch mit dem Wochenblatt unterstrichen, dass auf den marokkanischen Flughäfen, die sie auf ihrem Flug besucht hatten, die Organisation und die Behandlung durch Zoll und Flughafenpersonal wesentlich besser waren, als sie es erwartet hatten.

Am 3. Oktober sind sie wieder in Richtung Heimat gestartet. Reich an Erfahrungen, die sie für ihren Heimflug nutzen wollen.

Nicht viel größer als ein Auto…

Das Ultraleichtflugzeug C 42 ist ein doppelsitziger Hochdecker mit einer Länge von nur 6,2 m, einer Spannweite von 9,45 m. Leer ist der Flieger 243 kg leicht. Die Tankfüllung beträgt maximal 100  l.

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