Ein Haus mit Geschichte


Streifzüge – ein Museum erzählt

Standort: auf der Brücke vor dem Museum

Die Kulturmeile von Santa Cruz befindet sich rund um den Barranco de Santos zwischen der Puente General Serrador und der Küste. Modernste Architektur wie das TEA und das Auditorio finden sich hier ebenso wie der in neokanarischem Stil erbaute Mercado de Nuestra Señora de África, das neoklassizistische Teatro Guimerá mit der benachbarten alten Markthalle, der Recova, und nur wenige Gehminuten entfernt von der während mehrerer Jahrhunderte immer wieder erweiterten Hauptkirche der Stadt, Nuestra Señora de la Concepción, sowie ihr gegenüberliegend, auf der anderen Seite des Barrancos, die breite Fassade des MNH. Lebensader des Viertels ist die Calle de Las Norias, Sitz zahlreicher Murgas, wie hier die Karnevalsgruppen heißen, und tagsüber gemütliche Flaniermeile, in deren Bars man gerne auf ein paar gute Tapas einkehrt. Wer das alte Sta. Cruz und seine zahlreichen Geschichten entdecken will, ist hier richtig; jeder Platz, jede Straße und zahlreiche Gebäude könnten viel erzählen. Auch das ehemalige Hospital Civil, heute Sitz des MNH. 

Keineswegs zufällig befindet sich der Komplex des früheren städtischen Krankenhauses gegenüber der großen Hauptkirche. Zwei Geistliche lasen dort im frühen 18. Jahrhundert nicht nur ihre täglichen Messen, sie erreichten auch beim Grafen von La Gomera und Besitzer des Landes westlich des Barranco de Santos die Überlassung eines Geländes zum Bau eines dringend benötigten Hospitals. Vierzig Reales jährlich sollte die Pacht betragen, nach heutigem Kaufwert etwa 100 Euro. Der aufstrebende Hafenort brauchte Krankenstationen für seine Bürger, die sich damals im Krankheitsfall an mildtätige Orden wenden konnten. Vor allem musste man den von Schiffen zurückgelassenen Kranken Versorgung und Obdach gewähren sowie eine Quarantänestation für Reisende schaffen, die im Verdacht standen, Epidemien einschleppen zu können. Cholera, Pest und andere Infektionskrankheiten waren jahr-

hundertelang der gefürchtete Schrecken der Hafenstädte. Sich dieser Menschen zu entledigen, ging nicht, wohl aber konnte man sie sich genügend weit vom Halse halten.

Das vorgesehene Spitalsareal lag jenseits des Barrancos und damit außerhalb der Stadt. Günstigerweise wehten dort an den meisten Tagen die Passatwinde von der Stadt herüber. Krankenhäuser verbreiteten in der damaligen Zeit oftmals üble Gerüche, die man ungern in der Stadt haben wollte. Ohne das Hospital und mildtätige Hilfe wären die hier Gestrandeten obdachlos gewesen. Also nannte man es Hospital de Nuestra Señora de los Desamparados – Krankenhaus unserer lieben Frau der Obdachlosen. So entstand hier das erste kommunale Krankenhaus der Kanaren, so hieß es mehr als 200 Jahre, bis der Betrieb ins neue, modernere und erweiterungsfähige Universitätskrankenhaus umzog.

Mit 30 Betten in einem einfachen Gebäude, einer großen Kapelle für den geistlichen Beistand der Patienten und einem großen Gemüsegarten, wo sich heute das TEA befindet, fing man an. Ende des 19. Jahrhunderts und nach einem Großbrand wurde alles im neoklassizistischen Stil erneuert. Die denkmalgeschützte Fassade gilt als herausragendes Beispiel dieser Stilrichtung auf den Kanaren. Die Statue über dem Hauptgiebel stellt übrigens keine Marienfigur dar, sondern eine allegorische Darstellung der Mildtätigkeit, der Caridad. Sie blickt hinüber zu der Kirche, wo die Idee zu diesem Hospital vor über 250 Jahren entstand.

(Fortsetzung folgt. Nächstes Thema: Zeitreise)

Michael von Levetzow

Tenerife on Top

Das Museo de la Naturaleza y del Hombre befindet sich in Santa Cruz in der Calle Fuente Morales gegenüber der Kirche Nuestra Señora de la Concepción und unterhalb des TEA.

Öffnungszeiten: Di.-Sa. 9.00 – 20.00 Uhr; So., Mo. und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr.

Eintrittspreise: 5 € (Residenten 3 €); Senioren ab 65 Jahre 3,50 € (Residenten 2,50 €); Kinder unter 8 Jahren frei.

Freier Eintritt jeden Fr. u. Sa. 16.00 – 20.00 Uhr (falls Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr)

Audioguides in deutscher Sprache gibt es an der Kasse.

museosdetenerife.org

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