Ein lukratives Geschäft


In Tarragona fand die Guardia Civil Kisten mit vermoderten Geldscheinen. Foto: guardia civil

Illegaler Handel mit Glasaalen aufgedeckt

Tarragona – Eigentlich an vieles gewöhnt, staunten die Beamten der Umweltpolizei nicht schlecht, als sie im Rahmen der „Operación Abaia“ in einem Lagerraum in Tarragona mehrere Kisten mit verfaulten Geldscheinen fanden. Schon seit Monaten waren die Fahnder dem unerlaubten Handel mit Glasaalen auf der Spur.

Zur gleichen Zeit stürmte die griechische Polizei ein Lager in der Nähe des Flughafens von Athen, in dem mehrere Behälter mit Jungaalen zum Transport bereitstanden.

Über ein komplexes Netz, das sich von Tarragona an der spanischen Mittelmeerküste über Griechenland bis hin nach Hongkong erstreckte, ergaunerten die Aal-Schmuggler jährlich bis zu sieben Millionen Euro. Bei der Fahndung ging es jedoch nicht nur um ein Finanzdelikt, sondern auch um ein Umweltvergehen. Der vom Aussterben bedrohte Europäische Aal (Anguilla anguilla) darf nicht aus der Europäischen Union exportiert werden.

An den Ermittlungen nahmen spanische, griechische sowie Beamte von Europol teil. Acht Personen wurden in Spanien, weitere neun in Griechenland festgenommen.

Glasaale, in Spanien bekannt als „Angulas“ sind Aale im Jungstadium und gelten als Delikatesse. Der Migrationsweg der Aale verläuft von den Gebirgsflüssen bis hin an die Meeresküsten, um dort abzulaichen. Ein Angler darf pro Saison nur zwei Kilogramm fangen. Eine Arbeit, bei der die Fischer in der Nacht am Ufer mit alleiniger Hilfe einer Laterne, eines Korbs und mit bloßen Händen die zwischen acht und zwölf Zentimeter großen Jungaale suchen.

Doch in China werden keine Glasaale konsumiert, sondern nur Aale. Deshalb musste die Fracht bei diesem illegalen Handel lebendig transportiert werden.

Der Ablauf des Transportes der Fischbrut nach China war komplex. Die jungen Aale wurden in mit Wasserbassins ausgestatteten Lkws nach Griechenland gefahren; bei jeder Fahrt wurden zwischen 800 und 1.000 Kilo transportiert.

Die Strecke von Barcelona bis zur italienischen Halbinsel wurde mit der Fähre zurückgelegt, weiter ging es durch Italien, um von dort aus erneut eine Fähre nach Griechenland zu nehmen.

Dort wurden die Bassins für den Transport nach Hongkong vorbereitet. Auf dem Weg nach Asien reiften die kleinen Glas­aale zu Jungtieren heran, die dann in China in wenigen Wochen gemästet wurden.

Auf der Reise wachsen nicht nur die Aale, sondern auch ihr Preis. Die Fischer erhalten zwischen 180 bis 350 Euro je Kilo, die Zwischenhändler 250 bis 450 Euro. Beim illegalen Export wurde ein Kilopreis von 800 bis 1.500 Euro erzielt. Den größten Gewinn erzielte dann der Endverkauf in China mit bis zu 7.000 Euro pro Kilo.

„Nicht einmal der Waffenhandel, höchstens der Kokainhandel, wirft Gewinne in diesem Rahmen ab”, sagte David Allero von Europol.

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