Ein volles Gotteshaus


Henning Schüttlöffel: Die Bilanz eines Zehnmonats-Pfarrers

„Für mich ist es immer eine Freude, vor einer so großen Zuhörerschar zu predigen“ gestand Pastor Henning Schüttlöffel, derzeitiger Seelsorger in der evangelischen Gemeinde Teneriffa-Nord.

Hundert und mehr Besucher des sonntäglichen Gottesdienstes sind in den deutschen Pfarreien gleicher Größe jedenfalls keineswegs mehr die Regel. Schüttlöffel nutzte die Gelegenheit der Jahresmitgliederversammlung, um diesen Vergleich anzustellen und ein ganz persönliches Fazit seiner zehnmonatigen Tätigkeit auf Teneriffa zu ziehen.

Bewundernswert fand er auch das Engagement der einzelnen Gemeindemitglieder – ganz gleich ob als Chorsänger, Organisten, Festausrichter, Bazarorganisatoren, Wanderführer oder Diskutanten in den verschiedensten Gesprächskreisen (In der wichtigsten Runde suchte man eine Antwort auf die Frage: Was ist Glück und wo ist es zu finden?). Schüttlöffel: „Hier ergaben sich oft sehr persönliche Gespräche in einer ganz offenen und vertrauensvollen Atmosphäre – für mich persönlich ein Höhepunkt in meiner Zeit in Puerto.“

Als Nachteil empfand er es hingegen, dass ihm nach dem Umzug in das neue Gemeindehaus kein Raum mehr für individuelle Gespräche mit Hilfesuchenden zur Verfügung stand. „Dabei ist angesichts der hiesigen Altersstruktur das Bedürfnis der Menschen, mit einem Seelsorger zu sprechen, besonders groß. Es geht dann meist um Themen wie: Einsamkeit, Altersarmut, Rückkehr nach Deutschland, Umzug ins Heim, Konflikte mit den Kindern, Pflegebedürftigkeit und ähnliche Probleme“, so Schüttlöffel.

Handlungsbedarf sah er auch im Bereich der Ökumene. Während die Verbindungen zu den Katholiken erfreulich eng seien, was sich auch in gemeinsamen Gottesdiensten widerspiegele, fehle die gleiche Nähe und Kooperation bei den Anglikanern, „obwohl wir in ihrer Kirche seit 30 Jahren Gottesdienst feiern und uns im Pfarrhaus fast täglich begegnen.“ Hier erwachse dem neuen Gemeindevorstand eine wichtige Aufgabe. Denkbar sei z.B. ein gemeinsamer Gottesdienst zum Reformationstag, ein gemeinsames geistliches Konzert oder eine Aussprache über die verschiedenen Glaubenssätze.

Aber auch für die Zukunft der Gemeinde hatte der im Juni scheidende Auslandspfarrer ein eigenes Konzept entwickelt. Sein Traum sei, wie er bekannte, eine von der EKD finanziell unabhängige Gemeinde mit ev.-lutherischem Profil, ökumenisch offen, mit einem eigenen Gemeindehaus und einem eigenen Vollzeitpfarrer.

 

Otto Heuser

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