Eine Nummer zu groß


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Elton John war absolut grandios – der Veranstalter genau das Gegenteil

Elton John war wirklich großartig, da waren sich die Kritiker mit wenigen Ausnahmen einig. Im musikalischen Sinne war das Konzert, das der britische Weltstar mit seiner Band am 24. Januar auf dem Golfplatz von Costa Adeje gab, ein Genuss.

Pünktlich betrat der Star die Bühne und spielte den ersten Song. Mit einem „buenas noches Tenerife“ begrüßte er nach den ersten zwei Titeln die über 20.000 Zuschauer, die von allen Ecken der Insel, des Archipels und zum Teil auch aus dem Ausland angereist waren. In besonders großer Zahl waren natürlich seine Landsleute vertreten, aber auch viele Deutsche lie­ßen sich das Konzertereignis des Jahres auf Teneriffa nicht entgehen. Zweieinhalb Stunden begeisterte Elton John mit seinem Repertoire aus Ohrwürmern auf der fast 1.300 qm großen Bühne. Vom Anfang mit „Funeral for a Friend“ bis zum Ende mit einem dem Publikum gewidmeten „Your Song“ begeisterte Elton John seine Fans. Ebenso wenig fehlten an diesem Abend die Hits „Candle in the Wind“, „Tiny Dancer“, „Rocket Man“ oder „Daniel“, und bei den ersten Tönen von „I’m still standing“ bzw. „Crocodile Rock“ sprang der Funken endgültig über.   Auch die Befürchtung, dass der Star seinen Auftritt auf Teneriffa in letzter Minute absagen könnte, erwies sich als unbegründet. Von den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo er am 22. Januar mit seiner Band ein Konzert gegeben hatte, reis­te Sir Elton John per Privatjet pünktlich auf die Insel, die er übrigens nach dem Konzert auch sofort wieder verließ. Die Meldung, dass er die Nacht im Hotel Gran Tacande verbrachte, war falsch.

Einziger Wermutstropfen des großartigen Abends war die absolut mangelhafte Ablaufplanung des unerfahrenen Veranstalters „Sun Live Festival Canarias“, die vielen Konzertbesuchern die Stimmung verdarb. Geplant war sicher alles anders, doch im Nachhinein hilft über die Enttäuschung auch die Entschuldigung des Veranstalters – „Wir hatten viele Schwierigkeiten und die Wetterbedingungen behinderten uns“ – nicht hinweg. Geradezu lächerlich erscheint nach dem Erlebten die Behauptung eines Sprechers von „Canarias Sun Live Festival“, dass bei fast jedem Konzert dieser Größenordnung dererlei Unannehmlichkeiten auftreten.

Chaos beim Einlass

Die Planung wies vom Anfang bis zum Ende Lücken auf. Während sich mehrere Tausend Fans schon Stunden vor Konzerbeginn vor dem Gelände des Golfplatzes eingefunden hatten, wurden die Eingänge erst eine knappe Stunde vor Beginn der Show geöffnet. Auch waren die Eingänge nicht gekennzeichnet und auch ansonsten half den zuhauf orientierungslosen Besuchern keinerlei Beschilderung weiter. Der Einlass erfolgte nur langsam, weil zu wenig Personal für die Kartenkontrolle vorgesehen war, von Sicherheitskontrollen ganz zu schweigen. Als Elton John gegen 21.10 Uhr fast überpünktlich die Bühne betrat, waren längst noch nicht alle Besucher an ihrem Platz. Vor den Eingängen machte sich in den Menschenschlangen Unruhe breit, als klar wurde, dass Elton John nicht warten würde und das Konzert bereits begonnen hatte. An einem der Eingänge, wo noch Hunderte auf Einlass warteten, kam es beinahe zu Ausschreitungen. Die enttäuschten Fans machten ihrem Ärger durch laute Buhrufe Luft und versuchten fast mit Gewalt, den Eingang zu stürmen. Die Sicherheitskräfte beschlossen daraufhin kurzerhand, den Eingang einfach freizugeben, so dass die Menge – ohne jegliche Eintrittskarten- geschweige denn Sicherheitskontrolle – eingelassen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt waren die mit 35 Euro günstigsten Plätze in der sogenannten „Zona General“ bereits voll belegt und die Besucher mit diesen Karten verteilten sich – auf Anweisung der Platzordner – im VIP-Bereich. So kam es, dass stolze Besitzer einer Karte für sage und schreibe 90 Euro, die eigentlich einen Stehplatz in den vordersten Reihen sichern sollte, mit einem Plätzchen ganz hinten in der Menge vorliebnehmen mussten.

Gleichzeitig versperrten die 35 Euro-Besucher den VIPs auf dem Sitzplätzen (Kartenpreis 120 Euro) die Sicht. Handgreiflichkeiten und die eine oder andere Schlägerei waren die traurige Folge. Die Tageszeitung „La Opinión“ titelte: „Klopperei um Elton John“. Nur durch ein Wunder kam es zu keinem größeren Schaden, denn der Traum von Elton John hätte angesichts der völlig fehlenden Sicherheitskontrollen leicht in einen Albtraum ausarten können. Nicht wenige Konzertbesucher hatten Alkohol in Glasflaschen im Gepäck.

Dennoch hinterließ das Konzert bei den meisten der angeblich über 20.000 Besuchern einen positiven Eindruck und die Veranstalter lassen sich nicht einschüchtern. Sie wollen in den nächsten Jahren weitere Konzerte dieser Größenordnung veranstalten. Warten wir’s ab.

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