Eine Zierpflanze bedroht einheimische Arten


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Die Wasserhyazinthe aus Brasilien hat sich in der ganzen Welt ausgebreitet

In nur wenigen Jahren hat sich die Dickstielige Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) in Spanien ausgebreitet und sich zu einer der schwersten Bedrohungen für die heimische Artenvielfalt in den Gewässern entwickelt.

Madrid – Ursprünglich stammt sie aus den brasilianischen Tropengebieten und wurde 1888 als Zierpflanze zunächst nach Nordamerika gebracht. Schon wenige Jahre später verbreitete sie sich über die ostasiatischen Inseln, bis nach Australien, Japan, Indien und Afrika. In vielen Gebieten hat sie sich zur Plage entwickelt und erstickt mit ihrem enormen Wachstum andere Wasserpflanzen und in der Folge auch die Fauna der Gewässer, die sie besiedelt. Ende der neunziger Jahre veränderte sie das gesamte Ökosystems des Viktoriasees im Länderdreieck Tansania, Uganda und Kenia. 

Als Plage kam die Wasserhyazinthe in Spanien erst nach der Jahrtausendwende an. Im Jahre 2003 wurde sie im Fluss Guadiana, der quer durch Südspanien fließt und streckenweise die Grenze zu Portugal bildet, entdeckt und hat seitdem 80 Kilometer des Wasserlaufs besiedelt. Die dicke, grüne Pflanzendecke schiebt sich Jahr um Jahr wieder über die Wasseroberfläche, obwohl schon 20 Millionen Euro in die Beseitigung von mittlerweile 300.000 Tonnen Pflanzenmasse investiert wurden.

Das Hyazinthengewächs mit den wunderschönen lilafarbenen Blüten und den üppigen, sattgrünen Blättern nimmt gewaltigen Einfluss auf die Ökosysteme, in denen es sich ansiedelt. Als invasive Spezies hat sie in vielen Ländern keine Fressfeinde und breitet sich mit großer Geschwindigkeit aus. Sie ist in der Lage, ihre Fläche innerhalb von nur zwei Wochen zu verdoppeln, und weist eine hohe Toleranz gegenüber widrigen Umweltbedingungen auf.

Nach und nach bedeckt sie die gesamte Oberfläche eines Gewässers und nimmt allen anderen im Wasser lebenden Pflanzen das Licht, sodass diese absterben und in der Folge auch den Fischen die Lebensgrundlage entzogen wird. Der Temperatur- und Sauerstoffgehalt der betroffenen Gewässer sinkt ebenfalls ab, und die Umweltbedingungen verändern sich grundlegend. Darüber hinaus ergeben sich Beeinträchtigungen für die Schifffahrt, Wasserkraftwerke werden gestört, Rohrleitungen und Flussläufe verstopft. Nicht zuletzt verursacht das Problem erhebliche Kosten für die öffentliche Hand und die Landwirtschaft.

Gesetze und Verordnungen, die dem Vorgehen gegen die Plage einen Rahmen geben sollen, stießen bei Landwirten, Jägern und Fischern auf Widerstand und sind erst im vergangenen Jahr in einer abgemilderten Form in Kraft getreten. Nach Ansicht des Botanikprofessors Pablo García Murillo von der Universität Sevilla gehen diese jedoch nicht weit genug und verursachen in ihrer Halbherzigkeit nur immer neue hohe Kosten.

Dass Bioinvasoren überhaupt die Chance haben, fremde Naturlandschaften zu übernehmen, liegt, wie Professor Murillo darlegt, am Verhalten des Menschen. Mehr noch als der geplante oder versehentliche Import von Pflanzen aus weit entfernten Ländern sorgt die Schädigung der Umwelt für die Nische, welche die aggressiven Eindringlinge brauchen. Die Einfallstore sind schwer belastete Lebensräume, wie die Mündungen des Ebro und des Guadalquivir oder das Bewässerungsgebiet an der Levanteküste.

Im Sudan und in Benin wird versucht, der Plage mit einem natürlichen Fressfeind, dem Rüsselkäfer (Neochetina eichhorniae und bruchi) beizukommen, bisher mit gutem Erfolg. Negative Nebeneffekte durch den Käfer, der ausschließlich die Wasserhyazin­­the frisst, haben sich bisher nicht ergeben.

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