Einkaufsrausch á la española


© Moisés Pérez

Das spanische Edel-Kaufhaus El Corte Inglés an der Spitze von Europas Einkaufsketten

Die spanische Edel-Warenhauskette El Corte Inglés („Der englische Schnitt“) gehört nach den jüngsten Wirtschaftsdaten zu den erfolgreichsten Einkaufszentren Europas. Allein im vergangenen Jahr ist das Geschäftsvolumen um 8,5% bis auf weit über 15 Milliarden Euro gestiegen und hat damit erstmalig um Längen selbst den deutschen Erfolgskonzern Karstadt-Quelle geschlagen.

Madrid – Und andere ebenbürtige Einkaufsketten Europas wie Marks & Spencer, Galeries Lafayette oder Kaufhof können angesichts dieser Zahlen nur noch vor Neid erblassen.

Dabei fing alles einst so bescheiden an. 1934 kaufte Ramón Areces eine kleine Schneiderei für Kinderbekleidung im Stadtzentrum von Madrid auf und wandelte sie in eine Aktiengesellschaft um. Ohne es zu ahnen, legte er damit den Grundstein für eine Einkaufskette, die sich 72 Jahre später an die Spitze Europas gestellt haben sollte.

Keiner kann genau erklären, warum ausgerechnet der spanische El Corte Inglés in den letzten Jahren derartige Gewinne verzeichnet, während seine europäischen Kollegen mit rückläufigen oder stagnierenden Zahlen zu kämpfen haben. Zinslose Kundenkredite und durchgehende Geschäftszeiten von 10 bis 22 Uhr können es nicht allein sein, denn selbst den treuesten Kunden ist bewusst, dass sie in den etwa 80 Kaufhäusern, die die Warenhauskette in Spanien unterhält, meist draufzahlen. Insbesondere im Lebensmittel-Bereich, der nach Angaben der spanischen Verbraucherorganisation OCU zu den teuersten Europas gehört. Und dennoch drängen sich die Spanier nicht zuletzt beim Schlussverkauf ähnlich wie in Deutschland wenn Aldi mit einem besonders günstigen Sonderangebot lockt. Und eben das scheint eines der Geheimnisse für den Erfolg von El Corte Inglés zu sein: seine Preispolitik. Denn kaum jemand entkommt in Spanien der Versuchung, dem sonst für viele unbezahlbaren Einkaufszentrum einen Besuch abzustatten, wenn mal wieder Schlussverkauf oder eine der beliebten „Semanas fantásticas“, der „Wunderbaren Wochen“ veranstaltet wird, wo die Preise für kurze Zeit in den Keller purzeln.

Während El Corte Inglés immer darauf setzte, im Inland zu expandieren – bislang gibt es von El Corte Inglés im Ausland nur zwei Filialen in Portugal – soll sich dies in Zukunft ändern. Wie Isidoro Àlverez, Konzern-Chef und Großneffe des Gründers, kürzlich verkündete, setzt das Unternehmen nun „entschieden“ auf die Expansion ins Ausland. Nach Portugal wurde demnach als nächstes Italien ins Auge gefasst, wo im Jahr 2008 zwei weitere Filialen eröffnet werden sollen, eine in Mailand und eine in Rom.

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