El Hierro: 365 Tage danach


© Moisés Pérez

Nun schweigt der Vulkan, doch längst ist nicht alles beim Alten

Am 10. Oktober letzten Jahres brach das erste Magma durch den Meeresboden im Mar de las Calmas. Aus diesem Anlass äußerten sich El Hierros Politiker und Bevölkerung zur derzeitigen Wirtschaftslage, die sich bisher noch nicht erholt hat. Auch Kritik an der Krisenbewältigung wurde laut, ebenso die vertane Chance bedauert, den Vulkanausbruch nicht besser genutzt zu haben. Den Herreños und der ganzen kanarischen Bevölkerung ist der sich über mehrere Monate hinziehende Vulkanausbruch im Mar de las Calmas vor La Restinga noch lebhaft in Erinnerung.

Ab dem Sommer letzten Jahres nahm die seismische Aktivität auf El Hierro enorm zu. Die Bewohner spürten teilweise sogar, wie die Erde unter ihnen zitterte. Am 10. Oktober schließlich bahnte sich das Magma seinen Weg durch den Meeresboden. In den kommenden Monaten wuchs der unterseeische Vulkan bis auf 88 Meter unter der Meeresoberfläche an. Dort zeigte sich das Naturschauspiel durch einen enormen Schwefelfleck, Gasblasen und dampfende Pyroklasten. Im März schließlich kam der Vulkan zur Ruhe, die seismische Aktivität wuchs jedoch bis jetzt noch zweimal an.

Die Bevölkerung erlebte während der sogenannten vulkanologischen Krise dramatische Momente, insbesondere, als ganz La Restinga mehrmals evakuiert wurde. Doch am stärksten wirkten sich die Erdstöße und die unterseeische Eruption auf die Inselwirtschaft aus. Die Fischer und die Tauchschulen konnten nicht mehr aufs Meer fahren und saßen an Land fest, die Urlauber misstrauten der Sicherheit und blieben im Zweifelsfall zu Hause bzw. buchten um. Vielen Familien wurde über lange Zeit hinweg der Lebensunterhalt entzogen, diverse Unternehmen hielten nicht durch und mussten schließen.

Eine Tageszeitung befragte mehrere Unternehmer der Insel, die sich durchweg negativ über die aktuelle Wirtschaftslage äußerten. Hoteleigentümer Amós Luzardo gab an, der vergangene Sommer sei äußerst schlecht ausgefallen, und die Inselwirtschaft stagniere. Herminio Sánchez, Eigentümer einer Tauchschule und eines Restaurants, fügte hinzu, El Hierro sei ärmer geworden. Seit Sommer 2011 würden viele Reservierungen storniert und viele Unternehmen würden dicht machen. Francisco Armas bezeichnete das vergangene Jahr schlichtweg als „katastrophal“, denn die touristischen und gastronomischen Unternehmen hätten Einkommenseinbußen von bis zu 80% verschmerzen müssen.

Cabildo-Präsident Alpidio Armas erklärte, nicht der Vulkanausbruch an sich habe die Insel in derartige Probleme gestürzt sondern die Panikmache, die potenzielle Urlauber vertrieben habe. Armas gestand ein, in dieser Hinsicht hätten alle Verantwortlichen versagt: das Cabildo, die Regionalregierung, die Wissenschaftler und die Medien. Teilweise hätten die Wissenschaftler widersprüchliche Aussagen gemacht, die Krisenleitung vorschnelle Entscheidungen getroffen und die Medien zu sensationslüstern berichtet, deutete Armas an. Der Inselpräsident schlug vor, in Zukunft das Krisenmanagement allein dem entsprechenden Cabildo zusammen mit den betroffenen Gemeinden zu überlassen.

David Cabrera, Bürgermeister der Gemeinde La Frontera, kritisierte darüber hinaus, dass die Hilfszahlungen von Cabildo, Regional- und Zentralregierung teils nicht eingetroffen seien bzw. nicht die Probleme gelöst hätten.

Kurz darauf erklärten die Verantwortlichen der kanarischen Regierung jedoch, die autonome Region werde bis Jahresende 1,8 Millionen Euro an die Betroffenen der vulkanologischen Krise ausgezahlt haben. Bisher seien Hilfszahlungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro geflossen, in Form von direkten Zahlungen an Unternehmer, Selbstständige und Fischer sowie als Steuerbefreiungen, Mietzuschüsse und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

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