El Hierro, La Palma und viel Musik in Berlin


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Drei Abende voller kanarischer Kultur

Ein kleiner, aber engagierter und mit großer Ausstrahlung arbeitender Verein in Berlin setzt sich seit dem Jahr 2000 dafür ein, Kultur, Geschichte, Gegenwart der Kanaren und die Vielfalt kanarischer Lebensweise dem deutschen Publikum in der Hauptstadt Berlin näher zu bringen. Mit Erfolg!

Berlin – Davon künden besonders die Kulturtage, die in diesem Jahr bereits das siebte Mal, vom 18. bis 20. April, stattfanden und die viele Besucher aus der Metropole und der Region anzogen. Es ist schon so, wie die neu gewählte Präsidentin der Deutsch-Kanarischen Gesellschaft „Canarias en Berlín“ Cristina Guerra-Díaz, zur Eröffnung anmerkte: „Die Kanaren, das heißt auch immer: viel Kultur“. Denn das andere, Sonne, Strand, Meer, ist ja vielen Berlinern wohlbekannt. Und viele staunten an den drei Kulturabenden nicht schlecht, welch kulturellen Reichtum die sieben Inseln bieten.

Im Mittelpunkt standen dieses Mal La Palma und El Hierro. Musikalisch wurden durch die Interpreten aber alle Inseln repräsentiert. Sowohl die Inselregierung, Viceconsejería de Emigración, wie auch die Cabildos von El Hierro, La Palma sowie die Spanische Botschaft in Berlin und das Ibero-Amerikanische Institut (als Gastgeber) unterstützten die Kulturtage.

Eine Liebeserklärung an El Hierro und ein Buch über die Baumlegende „Garoé“

Der Buchautor, Filmschaffende und erfahrene Forstingenieur Isidoro Sánchez García machte die Liebeserklärung an die kleinste Insel der Kanaren überzeugend plausibel. Ein Film führte zunächst über die ganze Insel und brachte die Schönheiten von Natur und Landschaft nahe. Im Buch “Garoé – Patrimonio cultural en el ámbito rural – El Hierro, Islas Canarias“ (Hrsg. Cabildo Insular de El Hierro, 2007, Ed.: Canarias. Imagen y Communciación, S.L.U., 279 S.) spielt der Baum „Garoé“ als „Baum des Morgentaus“ eine zentrale Rolle, eingebettet in überraschende Fakten und Legenden der gesamten Inselgeschichte. Die Erzählungen reichen vom Heiligtum der Bimbaches, der Ureinwohner, über das 16. Jahrhundert bis zur heutigen Bedeutung als Teil des Kulturerbes. Das physikalische Phänomen heißt: Kondenswasser auf Blättern und Ästen des Baumes „Til“, auch heute noch. Und eine Beziehung zu der Osterinsel Rapanui wird auch noch aufgedeckt… Als besonderes Accessoire des Buches erwies sich eine DVD mit gleichnamigem Titel. Alberto Roque Santanas Musik „Tres cantos a la isla de El Hierro“, unterstützte faszinierende Bilder der Inselnatur und -geografie auf eindrucksvolle Weise.

Noch eine Liebeserklärung: Diesmal an La Palma und von der Dichterin Dulce María Loynaz

Am 2. Abend der Kulturtage stand Poesie besonderer Art im Mittelpunkt. In einem beeindruckenden Dokumentarfilm „Una semana fuera del mundo/ Eine Woche außerhalb der Welt“ (Regie: Isidoro Sánchez, Produktion: Aurelio Carnero, Co-Produktion: Juan Carlos Sánchez) wird vom Aufenthalt der kubanischen Dichterin Dulce María Loynaz auf La Palma berichtetet. Es war der Sommer des Jahres 1947, als sie mit Ihrem Mann, Pablo Álvarez, Journalist aus Teneriffa, ihre Flitterwochen auf der von ihr selbst „Isla Bonita“ bzw. „Isla Corazón“ genannten Insel verbrachte. Der Film ist inspiriert von einigen Kapiteln ihres Buches „ Un Verano en Tenerife“. In ihrer unnachahmlichen Schreibweise zeichnete die Dichterin ein sensibles Bild der Naturschönheiten La Palmas und verband es mit ihrer Gefühlswelt. Als solche literarischen Begegnungen tauchen dann auch Orte und Landschaften auf, die heute noch große Anziehungskraft besitzen, wie Los Tilos, Fuente Santa, La Caldera de Taburiente, Los Llanos und Tijarafe. Hier schloss sie auch ihren Roman ab und sie widmete einer Straße des Ortes ihr Gedicht „Adiós/ Auf Wiedersehen. Die kubanische Musikfarbe erhielt der Film durch Eduardo Sosa (Gesang) und Othoniol Rodríguez (Klavier).  Kanarisches Musikflair steuerten Elsa López, Fabiola Socas, Domingo Rodríguez Oramas  („El Colorao“) und Juan Carlos Pérez Brito bei.

„Aulaga“– Eine kanarische Musiknacht in Berlin

Unverfälschte kanarische Folklore und ebenfalls die im kanarischen Musikraum nicht mehr wegzudenkenden lateinamerikanischen Sons und Areitaos sind Markenzeichen von drei inzwischen auch über die Grenzen des Archipels hinaus bekannten Musikern: Domingo Rodríguez Oramas, auch bekannt als „El Colorao“ mit seiner Timple, kommt aus Fuerteventura. Juan Carlos Pérez Brito spielt die Gitarre und stammt aus San Andrés y Sauces, La Palma. Schließlich und nicht zuletzt die blinde Sängerin Fabiola Sosa Luis aus Teneriffa, mit einer einmalig klaren, kräftigen und einprägsamen Stimme. „Aulaga“, der Name ihrer auch 2003 erschienenen CD, bezieht sich auf „aulaga majorera“, eine widerstandsfähige dornige Pflanze, die man auf den kanarischen Lavaböden findet und die eigentlich nie untergeht. Ein Symbol, ein Credo für ihre Arbeit und den Optimismus ihrer Musik.  Alle drei zogen das Publikum mit ihren melodischen aber auch rhythmisch betonten Klängen sofort in ihren Bann. Es gab am Ende „standing ovations“ und den herzlichen Dank der Präsidentin von „Canarias en Berlín“ an die Künstler: „Ihr habt uns mit Eurer wundervollen Musik aus unserer schönen kanarischen Heimat hier in Berlin unsere Herzen erwärmt.“

León W. Schönau

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