Eltern wehren sich gegen die Belastung der Familie durch Arbeiten außerhalb der Schulzeit


Hausaufgaben-Streik

In Frankreich sind Hausaufgaben für die Schüler der Unterstufe (6 bis 11 Jahre) seit 1956 verboten. Trotzdem geben die Lehrer den Kindern weiterhin Hausaufgaben auf. Nun hat der Verband der Elternbeiräte einen Hausaufgaben-Streik gegen diese „Zwangsarbeit“ außerhalb der Schulzeiten ausgerufen.

Die Hausaufgaben seien zu nichts nütze, unpädagogisch, verursachen Stress innerhalb der Familie, zwingen die Eltern als Lehrer tätig zu werden, verlängern den ohnehin schon sechsstündigen Arbeitstag der Kinder, verhindern, dass die Kinder Zeit zum Lesen und Spielen haben und vergrößern die Ungleichheit zwischen Kindern, die zu Hause Hilfe erhalten und solchen, die diese Unterstützung nicht haben. 

Die französischen Eltern erhalten für dieses Anliegen Schützenhilfe aus Spanien. Der Spanische Elternverband Asociación de Padres y Madres de Alumnos CEAPA teilt viele ihrer Ansichten und hat ein Kommuniqué herausgegeben, in dem er die Forderungen der französischen Eltern unterstützt und ähnliche Initiativen ankündigt. 

Es gibt auch in Spanien eine große Bandbreite von Aufgaben, welche die Lehrer den Kinder mit nach Hause geben: Übungen, Lektüre, Mathematikaufgaben, grammatische Analysen. Es lässt sich kaum abstreiten, dass für den Erwerb jeglicher Fähigkeiten das Üben derselben hilfreich ist, doch der Disput darüber, ob Hausaufgaben mehr positive oder mehr negative Auswirkungen haben – vor allem, wenn sie den Schüler überlasten – wird seit vielen Jahren in den Schulsystemen zahlreicher Länder weltweit geführt. Im vergangenen Jahr hat der Schulrat von Navarra eine diesbezügliche Petition beim zuständigen Volksverteidiger eingereicht. 

Auch in den USA wird die Abschaffung der Hausaufgaben diskutiert. Sara Benett, Autorin des Buches „The Case against Homework“, in welchem sie die Argumente gegen die Hausarbeiten von Schülern zusammenträgt, schreibt: „Es gibt nur sehr wenige Beweise dafür, dass Hausaufgaben zu besseren Noten führen, insbesondere in den ersten Schuljahren, und doch wird sehr viel Zeit auf diese Hausaufgaben verwendet. Wenn die Kinder noch klein sind, sind sie nicht fähig, die Aufgaben allein zu erledigen. So lernen sie am Ende nur, von ihren Eltern abhängig zu sein. Statt also Selbstmotivation, Disziplin und Verantwortung einzuüben (wie die Befürworter der Hausaufgaben sagen), erlernen sie, von anderen abhängig zu sein und sich auf der Basis von Verhandlungen und Strafe zu motivieren.“ 

Der Elternverband CEAPA bemängelt, die Lehrer würden sich verpflichtet fühlen, die Schüler mit Aufgaben zu überlasten, die in der Schule bearbeitet werden sollten. Es handle sich um eine Praxis, die kaum motiviere, weit entfernt sei von der audiovisuellen Kultur, in der die Schüler aufwüchsen, und soziale Ungleichheit schüre: Einige Eltern würden versuchen, ihren Kindern selbst zu helfen, andere würden Nachhilfestunden bezahlen und viele weitere hätten weder die Bildung noch die finanziellen Mittel, um diese Hilfestellungen zu geben.

In Spanien braucht ein Drittel der Kinder mehr als zwei Stunden für die Hausaufgaben. Die Spanische Psychiatrie-Gesellschaft warnt vor dem steigenden Stress, dem die heutigen Schüler, deren Terminkalender immer voller wird, ausgesetzt sind. 90% von ihnen gehen zusätzlich außerschulischen Aktivitäten nach, die Hälfte von ihnen sogar zwei oder mehr verschiedenen.  

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