Ende einer Ära

Der Bagger rückt dem ehemaligen Zuhause des Schwertwals Ulises zu Leibe. Bürgermeisterin Ada Colau (3.v.l.) besuchte den Zoo zu Beginn der Abrissarbeiten. Foto: Ayto. Barcelona

Der Bagger rückt dem ehemaligen Zuhause des Schwertwals Ulises zu Leibe. Bürgermeisterin Ada Colau (3.v.l.) besuchte den Zoo zu Beginn der Abrissarbeiten. Foto: Ayto. Barcelona

Aquarama, das Aquarium des Zoos von Barcelona, wird nach sechzig Jahren geschlossen

Barcelona – Für Antoni Alarcón, Direktor des Tierparks, handelt es sich um ein Zeichen der Zeit. Fern jeglicher Sentimentalität, versteht er den damaligen Bau von Aquarama als eine Pionierleistung Barcelonas, die jetzige Schließung leitet für ihn erneut einen Mentalitätswandel ein.

In den Sechzigerjahren erweckte die Fernsehserie „Flipper“ weltweites Interesse an dieser Art von Einrichtungen. Und ähnlich wie in Miami, der Heimat von Flipper, wurden im Zoo von Barcelona ein Aquarium und ein Freiluftbecken, das Aquarama, erbaut. Damals wurde der Anlage so große Bedeutung beigemessen, dass Franco sogar persönlich die ­Baustelle besuchte. In dem einzigen fertiggestellten Becken schwamm zu diesem Zeitpunkt nur ein einsamer Tümmler. Die Eröffnung mit Delfinen aus der Karibik war ein großes Ereignis in der Stadt. In den Siebzigerjahren wurde das überdachte Delfinarium, in dem Shows auch in den Wintermonaten stattfinden konnten, fertiggestellt.

1983 bekam das Aquarium einen neuen Bewohner, den Schwertwal Ulises, der aus einem Safari-Park in Tarragona kam, wo er zwei Jahre lang gelebt hatte, nachdem die Parkbesitzer ihn in Island erworben hatten, wo das Tier gefangen worden war.

Foto: Ayto. Barcelona
Foto: Ayto. Barcelona

Als das Becken im Aquarama nicht mehr groß genug für Ulises war, wurde das Sea World in San Diego zu seinem neuen Zuhause. Die Abschiedsshow von Ulises wurde in ganz Spanien im Fernsehen ausgestrahlt, und der damalige Bürgermeister, Pasqual Maragall, verabschiedete den Wal offiziell im Namen der Bewohner der Stadt.

2005 forderte die „World Association of Zoos and Aquariums“ (WAZA) erstmals dazu auf, den Delfinshows ein Ende zu setzen. Seit 2011 war Aquarama nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich und wird nur noch zur Rehabilitation von Robben und Seelöwen genutzt, 2015 wurde die Anlage komplett stillgelegt. 1968 war es ein modernes Aquarium und ein bahnbrechendes Projekt. Erweiterung und Anpassung an derzeitige Ansprüche wurden von der Stadtverwaltung verworfen. Ein Expertenkomitee beschloss, dass die Zeiten der in Aquarien gehaltenen Säugetiere für Barcelona vorbei sind.

2017 bekam der Tierpark von Barcelona einen neuen Direktor, Antoni Alarcón. Er entschied, dass in dem Zoo künftig nur noch vom Aussterben bedrohte Arten unterkommen, und so wurden im Sommer 2020 alle noch im Aquarium der Stadt befindlichen Delfine nach Griechenland übergesiedelt. In Spanien gibt es nach wie vor zwölf Delfinarien, in ganz Europa werden inzwischen immer weitere geschlossen.

Auf dem Zoogelände wird derzeit ein Reservat eingerichtet, ein Bereich, der für verschiedene Tierarten konzipiert wird.

„Dreißig Delfine haben in all diesen Jahren im Aquarama gelebt; mit dem Umbau erhält der Zoo nun eine den heutigen Gegebenheiten angepasste aktuelle Größe“, so Alarcón.

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