Enttäuschte Bürger machten ihrem Unmut Luft


© EFE

Sie versuchten, einen Kessel um das Parlament zu bilden

Tausende Menschen versuchten am Abend des 25. September den Abgeordnetenkongress zu umzingeln, um ihren Protest gegen das Sparprogramm der Regierung Rajoy und die ständigen Kürzungen der sozialen Leistungen auf die Straße zu tragen.

Madrid – Der Marsch begann in den frühen Abendstunden und verlängerte sich bis nach Mitternacht. Zeitweise kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten. Die Regierungsdelegation in Madrid hatte eine große Sicherheitszone mit einem riesigen Polizeiaufgebot eingerichtet, um zu verhindern, dass sich die Protestierenden dem Parlamentsgebäude nähern konnten, was nach den geltenden Gesetzen verboten ist. Dafür wurden zahlreiche Straßen im Umkreis gesperrt und Schutzgitter aufgebaut. Als die Polizei den Platz des Neptunbrunnens räumen wollte, kam es zum Einsatz von Gummigeschossen. Nach einer ersten Bilanz wurden 32 Personen verletzt, darunter vier Polizisten. 23 Protestler wurden verhaftet.

Die Unzufriedenheit eines großen Teils der spanischen Bevölkerung und die ständig größer werdende Distanz zur politischen Klasse, hatten zu einer spontanen Aktion geführt. Tausende, viele von ihnen kamen aus anderen Regionen, waren dem Aufruf einer Gruppe von Aktivisten gefolgt, um als Zeichen des Protestes und der Ablehnung das Parlament zu umzingeln. Obwohl die Initiatoren bis zum letzten Moment darauf bestanden, dass es sich um eine friedliche Aktion handele, stieg die Spannung zwischen den Demonstranten und den Sicherheitskräften, und es kam zu Tätlichkeiten.

Das Aufgebot an Polizisten der sogenannten schnellen Einsatztruppe war enorm. Mehr als 1.300 dieser Spezialbeamten waren aus ganz Spanien zusammengezogen worden. Das Innenministerium war auf Nummer Sicher gegangen, denn es schien unkalkulierbar, wie viele Teilnehmer den Aufrufen über die sozialen Netzwerke folgen würden.

Drei Sicherheitsringe waren rund um das Parlamentsgebäude gebildet und bereits um 18 Uhr geschlossen worden. Hundeführer und berittene Polizei ergänzten das Aufgebot. Etwa 50 Abgeordnete befanden sich im Gebäude und beobachteten von dort aus die Aktion.

Von den 32 Personen, die bei den Zusammenstößen verletzt wurden, mussten 16 in Krankenhäuser eingeliefert werden, ein Schwerverletzter war zu beklagen.

Ein Regierungssprecher kritisierte die Proteste als gewalttätig. Von der Opposition musste sich die Regierung den Vorwurf gefallen lassen, dass es zu einem sozialen Bruch mit den Bürgern auf der Straße gekommen sei.

Von New York aus, wo er an einer Sitzung der UNO teilnahm, verurteilte Präsident Rajoy die Protestkundgebungen und lobte die „schweigende Mehrheit“ der Spanier, die weder in den Aufmachern der Zeitungen noch als erste Meldung in den Nachrichten erscheine.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.