Erneutes Drama in Órzola

Am 20. Juni wurden 45 Personen südlich von Gran Canaria gerettet, darunter waren acht Kinder. Fotos: EFE

Am 20. Juni wurden 45 Personen südlich von Gran Canaria gerettet, darunter waren acht Kinder. Fotos: EFE

Ein Boot mit 46 Personen schlug um, vier kamen ums Leben

Kanarische Inseln – Bei dem Versuch, in der Dunkelheit in den Hafen von Órzola an der Nordküste Lanzarotes einzufahren, ist ein Schlauchboot mit 46 Personen an Bord gekentert. Vier der Insassen überlebten das Unglück nicht. Für die Anwohner von Órzola wiederholte sich ein Drama, das sie am vergangenen 23. November 2020 schon einmal erlebt hatten. Dabei kamen acht Menschen ums Leben.

Wie damals eilen die Leute – durch die Hilfeschreie der Schiffbrüchigen alarmiert – zum Ufer und begannen im Schein von Handy-Leuchten und mit der Hilfe von Bodyboards Menschen aus dem Wasser zu retten, darunter mehrere Mütter mit Kleinkindern.

Das Wasser ist an diesem Küstenstreifen nicht allzu tief, reicht nur bis zur Brust, doch die meisten konnten nicht schwimmen und waren verunsichert und desorientiert.

Den Helfern und den herbeigerufenen Rettungskräften gelang es, der Mehrzahl der Verunglückten an Land zu helfen, doch vier von ihnen, darunter eine schwangere Frau und ein achtjähriges Kind, konnten nur noch tot geborgen werden.

Die Suche nach den Vermissten in Órzola wurde durch starken Seegang erschwert. Fotos: EFE
Die Suche nach den Vermissten in Órzola wurde durch starken Seegang erschwert. Fotos: EFE

13 Boote in einer Woche

Außer dem gekenterten Boot in Órzola kamen in der dritten Juniwoche noch 12 weitere Pateras an:

Am 16. Juni 2021 erreichten drei Migrantenboote die Kanarischen Inseln. Alle drei wurden von der Seenotrettung Salvamento Marítimo auf See entdeckt. Eines mit 40 Männern, 12 Frauen und zwei Kindern an Bord befand sich 17 Kilometer von Morro Jable auf Fuerteventura entfernt. Die Insassen wurden von der Salvamar Mizar gerettet und nach Gran Tarajal gebracht. Das zweite mit 39 Männern und vier Frauen wurde vor Lanzarote abgefangen. Sie wurden am Muelle de la Cebolla an Land gesetzt. Das dritte mit 27 Migranten befand sich ebenfalls in den Gewässern von Fuerteventura und wurde nach Puerto del Rosario gebracht. Am 17. Juni kamen zwei weitere Pateras ebenfalls vor Lanzarote und Fuerteventura an. In dem einen befanden sich 43 Männer, 10 Frauen, ein Mädchen und drei Babys. Es erreichte Playa Honda auf Lanzarote aus eigener Kraft. Ein Schlauchbot mit 56 Migranten, darunter acht Frauen und drei Babys, wurde treibend in 53 Kilometern Entfernung von Fuerteventura gefunden und nach Gran Tarajal gebracht.

Am Tag des Unglücks vor Órzola kamen zwei weitere Pateras mit 58 bzw. 53 Insassen auf Fuerteventura und El Hierro an. Am Tag darauf zwei weitere mit 20 bzw. 40 Passagieren auf Gran Canaria und Fuerteventura und am Sonntag dem 20. Juni wurden 45 Migranten südlich von Gran Canaria durch den Frachter Gebe Oldendorff entdeckt und von der Seenotrettung nach Arguineguín gebracht.

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