Ersticken die Kanaren im Bauboom?


© Ayto. Adeje

Jeden zweiten Tag wird eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld unter Zement begraben

Der Besiedelungsdruck auf den Kanarischen Inseln wird immer stärker. Nur 40% der knapp 750.000 Hektar des Archipels sind bebaubar. Der Rest ist Naturpark, steil abfallendes Gelände oder über 1.200 m Höhe kein geeignetes Bauland. Der Bauboom, der die Inseln in den letzten 15 bis 20 Jahren verändert hat, ist nicht zu bremsen. Allein zwischen 1987 und 2002 wuchs die bebaute Fläche auf dem Archipel von 6.476 auf 9.976 Hektar – das sind 54%.

Zur Veranschaulichung: Theoretisch wird auf den Kanaren jeden zweiten Tag eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld zubetoniert.

Eine besonders rasante Entwicklung hat Fuerteventura erfahren. Durch die enorme touristische Vermarktung der Insel sind nicht nur Hotelanlagen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auch die Bevölkerung hat sich im Zuge dieser Entwicklung stark erhöht und es sind viele Wohnsiedlungen   nötig geworden. In 15 Jahren wurde die bebaute Fläche auf Fuertenventura um 170% vergrößert. In manchen Gemeinden hat sich die Bebauung sage und schreibe um 270% ausgedehnt. Ebenfalls ein starkes Wachstum hat Lanzarote mitgemacht, hier vergrößerte sich die besiedelte Fläche um 60%, und an dritter Stelle steht Teneriffa mit knappen 51%.

Trotz der unverhältnismäßigen Bauaktivität auf Fuerteventura ist die bauliche Entwicklung in der Provinz Santa Cruz de Tenerife deutlicher gewesen als in Las Palmas de Gran Canaria. 1997 waren in der Provinz Teneriffa 2.767 Hektar Land urbanisiert, 2002 waren es ganze 75 % mehr. In Las Palmas beträgt die Differenz hingegen „nur“ 37%.

Das wahre Gold der Kanaren

Die Gemeinden, die in den letzten Jahren dem stärksten Bebauungsdruck ausgesetzt waren, sind Antigua und Pájara auf Fuerteventura sowie Adeje auf Teneriffa.

Eine Untersuchung des Consultingunternehmens Dyrecto hat außerdem ergeben, dass die Kanarischen Inseln innerhalb Spaniens die Region mit der stärksten Immobilienspekulation sind. Dieser Druck der Bauunternehmer und Investoren auf der Suche nach Baugrundstücken ist auf den Inseln dreimal so hoch wie auf dem spanischen Festland. So kristallisiert sich Bauland immer mehr als „das wahre Gold“ der Kanaren heraus.

Schon im Jahr 2000 waren auf den Kanaren nur noch knapp 21% der gesamten als Bauland verwendbaren Fläche frei – bebautes sowie nicht bebaubares Land bereits abgezogen. Da stellt sich die Frage, wie die Zukunft aussehen wird. In den Grundbüchern waren 2001 auf dem ganzen Archipel fast 900.000 Wohnungen eingetragen – bei einer Einwohnerzahl von etwa 1,7 Millionen. 140.000 standen zum damaligen Zeitpunkt leer und 120.000 waren als Zweitwohnsitz gemeldet.

Dieses Phänomen hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt, da viele kanarische Unternehmen die Investitionsrücklagen für den Immobilienkauf verwendet haben, die allerdings über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht verkauft, sondern nur vermietet werden dürfen.

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