Ein hoher venezolanischer Beamter involviert
Am 4. Oktober wurden Xabier Atristain und Juan Carlos Besance, vermutlich Mitglieder des ETA-Kommandos Imanol, vom Richter der „Audiencia Nacional“ Ismael Moreno wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung sowie Waffen- und Sprengstoffbesitzes in Haft gesetzt.
Madrid – Bei den Verhören der Guardia Civil deckten die beiden auf, dass ETA ein Ausbildungscamp in Venezuela mit Hilfe eines venezolanischen Regierungsbeamten betrieb.
Nach Aussage von Atristain und Besance entschied sich ETA im Sommer 2008, Frankreich als Ausbildungsstätte in Schusswaffen und Explosivstoffen aufzugeben, denn dort wurde die Terror-Organisation von den Justizbehörden und Polizeikräften stark bedrängt. Daraufhin schickte Mikel Kabikoitz Karrera („Ata“), ehemaliger Militärchef von ETA, Atristain und Besance Ende Juni 2008 zur Ausbildung nach Venezuela. Zuerst erhielten die beiden ETA-Terroristen in einem Vorort von Caracas Unterricht in Elektronik und Bombenbau. Nach einiger Zeit ging es auf eine zehnstündige Autofahrt und über Schleichwege ins Landesinnere. Während ihres Aufenthaltes in einem abgelegenen Camp wurden die Terroristen im Gebrauch von Schusswaffen trainiert.
Unter den Ausbildern befand sich eine der blutrünstigsten Gestalten von ETA: José Lorenzo Ayestarán Legorburo („Fanecas“) wird vorgeworfen, 1979 einen Polizeiinspektor aus Bilbao und einen weiteren Polizisten sowie 1980 drei Polizisten in Salvatierra und den Polizeichef von Álava, Jesús Velasco, ermordet zu haben. Bei dem anderen Trainer handelte es sich um Iurgi Mendinueta („Aitor“), Verantwortlicher für Logistik der militärischen Sektion von ETA. Beide wurden 2009 bzw. 2010 in Frankreich festgenommen. Zu den Ausbildern gehörten auch Venezolaner. Atristan und Besance sagten weiterhin aus, dass neben ETA-Mitgliedern in dem Camp auch Chilenen unterwiesen wurden.
Weiterhin erklärten die Terroristen, ein Mann namens Arturo Cubillas Fontán habe sich während der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes in Venezuela der beiden angenommen, sie begleitet und ihnen ein ungestörtes Fortbewegen ermöglicht. Hoch brisant, da es sich bei Cubillas Fontán um den Sicherheitschef des Nationalen Instituts für Ländereien handelt, der mit der Pressechefin des Vizepräsidenten Elías Jaua verheiratet ist. Ehemals spanischer ETA-Terrorist und einiger Morde aus den 80igern verdächtigt, nahm Cubillas Fontán durch die Heirat die venezolanische Staatsangehörigkeit an und wird aufgrund dessen von dem lateinamerikanischen Land nicht nach Spanien ausgeliefert.
Reaktionen aus der Politik
Die spanische Regierung stufte die Information über ein Ausbildungscamp der ETA in Venezuela als glaubwürdig ein. Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba betonte jedoch, dass es keinen Hinweis auf Kenntnis vom Ausbildungscamp und dessen Billigung von Seiten der Regierung Hugo Chávez gäbe. Trotzdem forderte er eine gründliche Untersuchung über die Ausbildungsstätte der Terroristen sowie eine umfangreiche Aufklärung der Beteiligung des seit 2005 im Dienst der venezolanischen Regierung stehenden Arturo Cubillas Fontán.
Als erste Reaktion drückte Isaías Rodríguez, Botschafter Venezuelas in Spanien, „ernste Zweifel an der vollkommenen Freiwilligkeit“ der Aussagen der Terroristen aus, da diese „irregulär abgenötigt“ sein könnten. Kurz darauf stellte er klar, Spanien in keinem Moment der Bestechung oder Tortur bezichtigt zu haben.
Inzwischen leitete die Regierung von Hugo Chávez Ermittlungen gegen Cubillas Fontán ein.
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