Etwas andere Karnevalsbräuche


© EFE

In Mainz sagt man Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Raum Fasnet, in Franken Fosnat, in Bayern und Österreich Fasching, im Rhein­land Karneval. Und überall hat die Narrenzeit ihre besonderen Bräuche und Traditionen. Auch der Carnaval auf den Kanaren besteht nicht nur aus Samba und Salsa im Stil von Rio de Janeiro.

Zwar wird er gerne mit dem brasilianischen Fest ver-glichen, weil wirklich viel Ähnlichkeit besteht, doch es gibt hier neben den berühmten Karnevalsköniginnen, den bunten Tanzgruppen, den Umzügen und Kostümwettbewerben auch noch andere Bräuche, die allerdings weniger bekannt sind.

„Carneros“

Im kleinen Ort Tigaday auf El Hierro laufen am Sonntag vor Rosenmontag die „Carneros“ (Schafböcke) durch die Straßen. Sie tragen Schafsfelle und Hörner und um die Taille einen Gürtel aus Schellen. Ihre Gesichter, Arme und Beine sind mit Holzkohle oder Schuhwichse geschwärzt, und wer ihnen in die Quere kommt wird ebenfalls schwarz angemalt. Der Brauch stammt aus den Zeiten, in denen die Schafhirten um diese Jahreszeit aus den Bergen in das Tal von El Golfo zogen, um sich dort landwirtschaftlichen Arbeiten zu widmen. Der Brauch geriet mit den Jahren in Vergessenheit, wurde dann aber in den 70er Jahren dank des Engagements des 2005 verstorbenen Don Benito Padrón erneut in den Karneval eingeführt. Eine ähnliche Tradition gibt es in La Aldea auf Gran Canaria, wo sich Kinder als Ziegen und Zicklein verkleiden und durch die Straßen ziehen.

„Indianos“

In Santa Cruz de La Palma wird am Rosenmontag der Karnevalsbrauch der „Indianos“ gepflegt. Die Palmeros erinnern mit einem großen Umzug durch die Stadt an die Rückkehr der nach Südamerika emigrierten Palmeros. In weißen Leinenanzügen und Rüschenkleidern mit großen und kleinen Strohhüten feiern Tausende in den Straßen die Rückkehr der „Indianos“ aus Kuba und Venezuela und erinnern mit dieser Parodie an die Anfänge der wirtschaftlichen Beziehungen von La Palma mit Südamerika.

Am Hafen werden die „Indianos“ empfangen, die mit großen Koffern voller Geld, mit Schmuck behangen als Neureiche aus Südamerika zurückkamen. Die Frauen in Begleitung von farbigen Kindermädchen, die Männer mit dicken Zigarren, die Kinder in Matrosenanzügen. Nach dem Umzug wird zu kubanischer Musik getanzt, reichlich Rum und Mojito konsumiert und bis spät in die Nacht gefeiert. Dabei hüllen Tonnen von Puder La Palmas Hauptstadt in einen weißen Nebel. 85.000 Menschen feierten dieses Jahr nach offiziellen Angaben mit, was ungefähr der Einwohnerzahl der gesamten Insel entspricht. Von anderen Inseln, aus Spanien, ja sogar aus dem Ausland waren Menschen angereist, um das „Fest der Indianos“ mitfeiern zu können. Die Straßen Calle Real, la Trasera, La Alameda und sogar die Meerespromenade waren zeitweise durch die Menschenmenge verstopft.

Die Aufräumarbeiten begannen am nächsten Morgen schon um 6.00 Uhr. Ein Dutzend Müllautos und 40 Reinigungskräfte bemühten sich, die Spuren des Festes und der Puderschlacht zu beseitigen. Etwa 30 Tonnen Müll wurden von den Straßen geräumt. Fußgänger mussten jedoch noch Tage später vorsichtig sein, denn der Talkumpuder hatte die Straßen in ein rutschiges Pflaster verwandelt.

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