Exklusiver Termin mit Ricardo Melchior


© Cab TF

Der Inselpräsident von Teneriffa stellt sich der ausländischen Presse – auf bestem Deutsch und Englisch

Ricardo Melchior Navarro, seit 1999 Präsident des Cabildos von Teneriffa, hat am 14. Mai alle Vertreter der ausländischen Medien zu einer besonderen Pressekonferenz nach Santa Cruz geladen. Mitten im Wahlkampf widmete er sich geduldig den zahlreichen Fragen der Journalisten und beantwortete diese souverän und ausführlich in bestem Deutsch und Englisch.

Seine nahezu perfekten Deutschkenntnisse hat er sich während des Studiums an der Technischen Hochschule in Aachen erworben und nicht zuletzt seine sprachliche Gewandtheit machen ihn auf Teneriffa mit einer auf Tourismus eingestellten Wirtschaft zu einem anerkannten Vertreter.

Rund 15 ausländische Medien versammelten sich also in dem mit Wandgemälden geschmückten „Salón noble“ des Regierungsgebäudes an der Plaza de España zur ausschließlich für sie einberufenen Pressekonferenz. Auch die spanischen Kollegen waren zahlreich erschienen, doch machten sie bald lange Gesichter als sie bemerkten, dass ihr Präsident nur „ausländisch“ sprach und sie mangels Sprachkenntnissen nur Bruchteile davon mitbekamen. Dies nahmen sie ihm jedoch nicht übel; tags darauf lobte die „La Gaceta“ ihren polyglotten Präsidenten vielmehr für seine beispielhafte Sprachgewandtheit im Umgang mit den ausländischen Kollegen.

„Integration der Ausländer auf Teneriffa ist mir ein wichtiges Anliegen“

Der Präsident betonte zunächst, dass diese Pressekonferenz keine Wahlveranstaltung sei, sondern die Arbeit der Inselregierung in der letzten Legislaturperiode verdeutlichen solle. Bei den anstehenden Wahlen dürften die EU-Residenten ohnehin nur in ihren Gemeinden wählen, nicht aber für die nur auf den Kanaren existierenden Cabildos, was für ihn selbst nicht verständlich sei und was er sehr bedaure, denn „Deutsche, die Teneriffa als Heimat gewählt haben, egal ob für 3, 6 oder 12 Monate im Jahr, sehen wir genauso als Einwohner an, wie solche, die hier geboren sind. Vielleicht sogar noch mehr, denn sie haben freiwillig gewählt, hier zu leben“, so Melchior. Die Integration der Ausländer auf Teneriffa sei für ihn ein ganz wichtiges Anliegen, dazu plane er, in den bestehenden Außenstellen des Cabildos (in Icod de los Vinos, La Orotava, Güimar, Guía de Isora, Arona, Tacoronte und Buenavista) regelmäßige Sprechstunden mit deutsch- und englischsprachigen Mitarbeitern einzurichten. Auf diese Weise soll den ausländischen Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, alle Fragen und Probleme zu klären, die das Cabildo betreffen. Ein Testlauf soll bereits ab Oktober starten und je nach Nachfrage sollen die Sprechstunden dann zwei- bis dreimal pro Woche stattfinden.

Melchior will „Brücken bauen“ und den Menschen, die nach Teneriffa kommen die Gelegenheit geben, sich an der regionalen Entwicklung zu beteiligen. Dazu habe das Cabildo kürzlich in Tacoronte ein altes Haus erworben. Das Gebäude gegenüber der Kirche von „Santa Catalina“ stamme aus dem 17. Jahrhundert und solle nun zu einem Bürgerbüro  ausgebaut werden, das als Treffpunkt dienen soll wo Ausländer die Möglichkeit haben, ihre mitgebrachten Kenntnisse und Fähigkeiten gemeinsam mit Einheimischen zum Wohle der Insel einzusetzen.

In 35 Minuten von Puerto zum Südflughafen

Als besonders vordringliches  Problem der Insel wurde der Verkehr angesprochen. Melchior wies auf die besonderen Anforderungen hin, die sich durch die Insellage und die hohe Bevölkerungsdichte auf Teneriffa ergeben. Noch vor 30 Jahren gab es auf der Insel gerade mal 5.000 Autos, heute werden knapp 550.000 gezählt. Das bedeute, jedes fünftausendste Auto der Welt sei heute auf Teneriffa unterwegs. In der Inselregierung sei man sich bewusst, dass das nicht so weitergehen könne. Die Lösung für das dramatisch ansteigende Verkehrsaufkommen sei nicht mit immer mehr Straßen zu finden sondern mit einem öffentlichen Verkehrsnetz zu erzielen, das sich aus Bus, Taxi und Schienenfahrzeugen zusammensetzt. Besonders die Schiene hat es Melchior dabei angetan. Das Vorzeigeprojekt, die „tranvía“ , die moderne Straßenbahn zwischen Santa Cruz und La Laguna, werde bereits in knapp zwei Wochen ihren Dienst aufnehmen und das Projekt für einen Hochgeschwindigkeitszug von der Hauptstadt in den Süden der Insel wurde erst vor wenigen Tagen vom Plenum der Inselregierung verabschiedet. Doch damit nicht genug, denn Melchior will nach dem Autobahnring auch das Eisenbahnnetz rund um die Insel schließen. Es soll dann möglich sein, in nur 35 Minuten bequem von einem Ende der Insel zum anderen zu gelangen – etwa von Puerto de la Cruz zum Südflughafen oder von Santiago del Teide nach Santa Cruz. Sogar das umstrittene Vorhaben, einen Tunnel zwischen La Orotava und Güimar anzulegen, wird nicht mehr ausgeschlossen. Ein solcher Tunnel würde wesentlich dazu beitragen, das Verkehrsproblem auf der Insel zu lösen. Auch die Arbeitslosigkeit, die im Norden Teneriffas weit höher ist als im boomenden Süden, könnte auf diese Weise gesenkt werden, wenn die vielen Arbeitskräfte aus dem Norden bequem und schnell zu ihren Jobs im Süden der Insel pendeln könnten.

Hafen für Puerto

Der Bau des neuen Sporthafens in Puerto de la Cruz war bereits 2003 eines von Melchiors Wahlversprechen – bis heute hat er es nicht eingelöst. Nun zeigt er sich jedoch durchaus optimistisch, denn alle Genehmigungen seien mittlerweile geklärt. Im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen und in drei Jahren sei alles fertig gestellt. Das Projekt habe sich immer wieder verzögert, auch weil das wilde Meer im Norden besondere Anforderungen stelle: So sei vorgeschrieben, den Hafen gegen Wellen zu schützen die zweieinhalb mal höher als die höchsten Wellen der letzten 500 Jahre seien. Einmal fertig gestellt soll der Hafen Schiffe bis zu 125 Meter Länge aufnehmen können, so sei auch eine Fähre nach La Palma oder La Gomera möglich. Vielleicht lege gar die Gorch Fock, das Segelschulschiff der Deutschen Marine, demnächst in Puerto de la Cruz an.

Auch das Hafenprojekt in Garachico schreite voran; die Arbeiten können möglicherweise noch vor denen von Puerto de la Cruz beginnen. Zudem seien weitere Hafenanlagen im Norden der Insel geplant, etwa in der Gegend von Tejina, Bajamar und Punta del Hidalgo.

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