Falscher Mastertitel und Ladendiebstahl


Die Ex-Präsidentin der autonomen Region Madrid, Cristina Cifuentes. Foto: EFE

Ein kompromittierendes Video zwang Cristina Cifuentes, Präsidentin der autonomen Region Madrid, schließlich zum Rücktritt

Madrid – Ende April ist die Regionalpräsidentin von Madrid, Cristina Cifuentes (PP), zurückgetreten, nachdem Zweifel daran aufgekommen waren, ob beim Erwerb ihres Mastertitels an der Universität Rey Juan Carlos alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Zunächst kämpfte Cifuentes um ihr politisches Überleben, bemüht, den Skandal um ihre akademische Laufbahn als Rufmordkampagne zu denunzieren. Sie räumte Fehler ein, schob jedoch gleichzeitig die Verantwortung für „verwaltungstechnische Fehler” der Universität zu. Nach einem Monat mit immer neuen Enthüllungen über die Affäre gesellte sich noch ein zweiter Skandal hinzu, als das Online-Magazin „Okdiario” ein Video aus dem Jahr 2011 veröffentlichte, das die damalige Abgeordnete als vom Sicherheitsangestellten eines Madrider Kaufhauses überführte Ladendiebin zeigt. Am Tag darauf erklärte Cifuentes ihren Rücktritt als Regionalpräsidentin, und wenig später legte sie auch ihr Amt als Präsidentin ihrer Partei in der autonomen Region Madrid nieder.

Alles begann mit einer Enthüllungsreportage des Online-Nachrichtenportals „eldiario.es“ vom 21. März über den Universitätsabschluss von Cristina Cifuentes als Master für das „Recht der autonomen Regionen“. Darin wurde die Behauptung aufgestellt, dass zwei Qualifikationen des Masterstudien- ganges, für den sie 2011 und 2012 eingeschrieben war, und zwar das Fach „Finanzierung der autonomen Regionen“ und die Master-Abschlussarbeit, die zusammen 27 von insgesamt 60 Leistungspunkten des Studienganges ausmachen, im Jahr 2012 als nicht erbracht in ihrer Studienakte eingetragen waren. Zwei Jahre später aber, im Jahr 2014, seien die Bewertungen ohne entsprechende Nachweise geändert und mit der Note 7,5 (gut) versehen worden. Cifuentes habe also ihren Mastertitel mit gefälschten Noten erworben.

In Folgeartikeln wurde über weitere Indizien berichtet. Unter anderem hieß es, ihre Kommilitonen hätten Cifuentes nie in den Vorlesungen und Veranstaltungen des Studienganges gesehen, sie habe sich erst drei Monate nach Ende der Immatrikulationsfrist angemeldet, und am Tag, als sie ihre Masterarbeit hätte verteidigen sollen, habe sie eine Parade der Policía Nacional abgenommen.

Anfang April sprang mit „El Confidencial“ eine weitere digitale Zeitschrift auf den Zug auf und veröffentlichte eine Untersuchung, nach der mindestens zwei der drei Unterschriften unter dem Bewertungsdokument der Masterarbeit gefälscht seien und das gesamte Schriftstück erst zwei Wochen zuvor erstellt worden sei, statt im Jahr 2012, als die Masterarbeit angeblich verteidigt wurde.

Bald forderten einige Parteien der Opposition ein Misstrauensvotum gegen Cifuentes, und am Ende erklärte die Universität, dass es keinen Nachweis für die Präsentation einer Masterarbeit durch Cifuentes gegeben habe. Die Universitätsleitung sei getäuscht worden. Verschiedene Beteiligte innerhalb der Universität mussten daraufhin ihren Hut nehmen.

Cifuentes versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben, indem sie erklärte, auf den Mastertitel verzichten zu wollen, schob die Verantwortung der Universität zu – sie selbst habe alles erfüllt, was man von ihr gefordert habe. Ihr einziger Fehler sei es gewesen, dass sie die Erleichterungen, die man ihr angeboten habe, auch nutzte.

Dann veröffentlichte das digitale Medium „Okdiario“ die Aufzeichnung einer Sicherheitskamera aus dem Jahr 2011, das Cifuentes, damals Abgeordnete im Regionalparlament, zeigt, wie sie vom Sicherheitsmann eines Kaufhauses überprüft wird und zwei Cremes in ihrer Tasche gefunden werden, die sie nicht bezahlt hatte. Nach diesem neuerlichen Tiefschlag trat sie zurück.

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