Finanzdirektor der Behindertenorganisation Sinpromi veruntreute 600.000 Euro


© EFE

Zwei Jahre lang wurde der fortgesetzte Betrug nicht bemerkt

Nach dem Weinskandal im vergangenen Monat ist nun ein weiteres Unternehmen der öffentlichen Hand, welches der Inselregierung von Teneriffa untersteht, in die Schlagzeilen geraten.

Der Finanzdirektor von Sinpromi, einer Gesellschaft zur Förderung von Menschen mit Behinderung, wurde verhaftet und angeklagt, 600.000 Euro veruntreut zu haben. Nach der Befragung durch einen Richter befindet er sich unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.

Der 36-jährige Andrés Hernández Pedreira war außerdem jahrelang Präsident des Hallenfußball-Vereins Uruguay Tenerife, der unter seiner Führung in die oberste Liga aufgestiegen ist. Teile der veruntreuten Summe soll er für den Verein und die Spieler ausgegeben haben.

Sinpromi verwaltet unter anderem verschiedene Parkhäuser wie das beim Cabildo, beim Hotel Mencey und dem Stadion in Santa Cruz, sowie das an der Plaza del Cristo in La Laguna. Pedreira änderte hier das Abrechnungssystem und holte die Tageseinnahmen immer selbst ab. So konnte er seit 2013 regelmäßig einen Teil der Gelder abzweigen und verbuchte geringere Summen als tatsächlich eingenommen worden waren. Außerdem gibt es sechs Schecks über insgesamt 80.000 Euro, deren Empfänger der Hallenfußball-Club Uruguay Tenerife war. Die Unterschrift der vom Cabildo eingesetzten Geschäftsführerin von Sinpromi, Carmen Rosa García Montenegro, hatte Pedreira auf den Schecks gefälscht.

Aufgedeckt hatte diese Vorgänge ein Wirtschaftsprüfer, dem Unregelmäßigkeiten in der Buchführung des öffentlichen Unternehmens aufgefallen waren. Bei seiner Festnahme erzählte Andrés Hernández Pedreira der Polizei zunächst, er habe das Geld für seinen Fußballverein genommen und habe vorgehabt, es zurückzugeben, wenn eine staatliche Subvention beim Verein eingehen würde. Die höchstmögliche Summe, welche der Verein aus öffentlichen Geldern zu erwarten hatte, waren jedoch 12.000 Euro für Transportkosten.

Die 80.000 Euro, die durch die gefälschten Schecks an den Uruguay Tenerife geflossen sind, will die Inselregierung nun zurückfordern.

Pedreira stammt aus einer wohlhabenden Familie, die Eltern sind Anwälte. Es heißt, dass sie die veruntreute Summe zurückerstatten wollen. Das mögliche Strafmaß, das den mittlerweile zurückgetretenen Präsidenten des Uruguay Tenerife für Veruntreuung und Urkundenfälschung erwartet, hängt vom genauen Sachverhalt ab, der noch zu klären ist. Wenn erwiesen wird, dass er das Geld einsetzte, um sich selbst zu bereichern, kann eine Gefängnisstrafe von bis zu acht Jahren verhängt werden, wenn er das Geld nur „geliehen“ hatte, um es später zurückzugeben, kann es bis zu sechs Jahre Haft geben, und wenn er er die Summen an Dritte weitergegeben hat, liegt die mögliche Höchststrafe bei vier Jahren.

Unverständnis über die Freilassung Pedreiras

Inselpräsident Carlos Alonso zeigte sich empört darüber, dass Andrés Hernández Pedreira nicht in Untersuchungshaft belassen wurde. Dieser hatte noch die Frechheit besessen, in seiner Aussage gegenüber der Polizei die mangelnde Professionalität der Wirtschaftsprüfer, die mit der Kontrolle der Buchführung von Sinpromi beauftragt waren, zu kritisieren.

Gegenüber Mírame Televisión äußerte Cabildo-Präsident Alonso wörtlich: „Ich verstehe es nicht und umso weniger angesichts der Aufregung, die der Fall ausgelöst hat, und der Gefahr, dass Beweismittel vernichtet werden könnten. Wir denken, er hätte nicht auf freien Fuß gesetzt werden dürfen.“

Auf die Frage, wie Pedreira die Kontrollmechanismen habe austricksen können, antwortete der Cabildo-Präsident: „Er hat das Vertrauen vieler Personen missbraucht, nicht nur aus der Inselregierung sondern auch aus der Presse, seiner Mannschaft und anderen Sportmannschaften … Und in dem Moment, als uns klar wurde, was er da tat, haben wir den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Ich erinnere daran, dass Andrés Pereira verhaftet wurde, weil wir ihn angezeigt haben.“

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.