Flüchtlingsdrama vor Mauretaniens Küste verhindert


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Rund 400 illegale Immigranten durften nach langen Verhandlungen in Nouadhibou von Bord eines Schrottkahns . Ein Großteil sitzt dort jetzt fest

Erst nach tagelangem Hin und Her und unzähligen diplomatischen Manövern ließ sich die mauretanische Regierung am 12. Februar dazu bewegen, ein Flüchtlingsschiff mit rund 400 illegalen Immigranten an Bord in den Hafen von Nouadhibou einlaufen zu lassen. Die hoffnungslos verrostete Marine I war auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln in Seenot geraten.

Nouadhibou – Ein spanisches Schiff entdeckte den Seelenverkäufer schließlich und schleppte ihn Richtung der näher gelegenen afrikanischen Küste.

Fast eine Woche lang musste das schwer beschädigte Schiff dann jedoch an der Grenze zu mauretanischen Gewässern liegen, bevor die Genehmigung zum Anlegen erteilt wurde. Die Zustände an Bord des Schrottschiffs waren entsprechend dramatisch. Viele der Flüchtlinge litten bereits an Durchfall und Fieber und auch die ersten Streitereien blieben nicht aus. Aus Angst, dass sich die verzweifelten Bootsinsassen über Bord stürzen könnten, sobald sich ein Hilfsschiff dem Kahn näherte, war selbst die Notversorgung durch NGO-Organisationen so gut wie nicht möglich. Dennoch hatten sich die Behörden anfangs unter anderem mit dem Argument geweigert, das Schiff sei nicht von Mauretaniens Küste, sondern weiter südlich gestartet.

Erst nachdem sich Spanien dazu bereit erklärt hatte, die Rückführung der etwa 337 Flüchtlinge, die aus asiatischen Ländern (Kaschmir, Birma und Sri Lanka) stammen sollen, zu übernehmen, gaben die mauretanischen Behörden nach. Die Rückführung der übrigen Bootsinsassen aus westafrikanischen Ländern will hingegen Mauretanien übernehmen, während sich Spanien weiter dazu verpflichtet hat, den Schrottkahn zum kanarischen Archipel zu schleppen.

Kaum waren die völlig erschöpften Flüchtlinge, die über neun Monate unterwegs gewesen sein sollen, von Bord, gingen die Probleme jedoch erst richtig los.

Das spanische Rote Kreuz hatte zusammen mit dem Roten Halbmond auf dem Hafengelände von Nouadhibou ein provisorisches Krankenhaus sowie ein Lager in einer leerstehenden Fischfabrik errichtet, um die Flüchtlinge notdürftig versorgen zu können, bevor sie in die Flieger Richtung Heimat gebracht würden.

Obwohl jedoch unter anderem auch zahlreiche Guardia Civil-Beamte nach Nouadhibou geschickt wurden, um bei der Identifizierung der illegalen Einwanderer zu helfen, stellte sich dieses Unterfangen als weit schwieriger als erwartet heraus. Dazu kamen die mangelhaften hygienischen Bedingungen, unter denen die Flüchtlinge in den Lagern leben müssen, was schließlich sogar dazu führte, das die Hilfsorganisation Roter Halbmond nach einer Woche ihre Mitarbeiter aus Protest abzog.

Obwohl bereits eine Woche vergangen war, konnten bis zu Redaktionsschluss nur einige wenige der Flüchtlinge identifiziert und in ihre Heimatländer abgeschoben bzw. zur weiteren Abwicklung der Formalitäten auf die Kanarischen Inseln gebracht werden. Übrig sind immer noch 299 „Heimatlose“, die inzwischen nicht nur unter den  hygienischen Missständen, sondern nicht zuletzt unter der zermürbenden Unsicherheit ihre Zukunft betreffend leiden.

„Wir haben es satt“, erklärten sie Journalisten gegenüber. „Wir wollen irgendwohin geschickt werden, wo wir arbeiten können, oder aber zurück in unsere Heimat.“

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