Formel-1-Chef löst Wahlskandal in Valencia aus


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Bedingung für den Großen Preis in Valencia sei der Wahlsieg der PP-Kandidaten, so Ecclestone

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat am 10. Mai für große Aufregung und Empörung in Spanien gesorgt. In einer von der PP-regierten Generalitat und der Stadtverwaltung Valencias einberufenen Pressekonferenz erklärte der Brite, Bedingung dafür, dass in Valencia künftig ein Formel-1-Rennen stattfindet, sei der Wahlsieg der PP-Kandidaten Francisco Camps, derzeitiger Präsident der Regionalregierung und der Bürgermeisterin Rita Barberá.

Valencia – Ursprünglich war vorgesehen, dass Ecclestone nach zwei Jahre langen Kontakten mit Camps und Barberá zusammen mit den beiden Politikern auf der Pressekonferenz bekannt gibt, dass Valencia ab 2008 in den Formel-1-Zirkus eintritt und zwar mit einem Stadtrennen in bester Monte Carlo-Manier. Zur allgemeinen Überraschung meldete sich Ecclestone jedoch im Alleingang zu Wort und erklärte: „Vor zwei Jahren habe ich Camps kennen gelernt und mich in ihn verliebt, später lernte ich auch die Bürgermeisterin kennen und auch in sie verliebte ich mich. Niemand anderes als diese beiden könnte sich besser für die Formel 1 einsetzen.“ Dem fügte er noch hinzu: „Für mich zählen nicht die großen Städte, ich glaube vielmehr an die Menschen. Ich glaube an die Menschen und ich muss ihnen leider mitteilen, dass der Vertrag zwar so gut wie fertig ist, jedoch erst nach den Wahlen unterschrieben wird.“

Daraufhin ergriff Camps das Wort, übrigens auf einer Bühne, von der erst 20 Minuten zuvor auf Befehl des Wahlausschusses das Partei-Logo der Regionalregierung Valencias entfernt worden war. „Ein dickes Dankeschön an Bernie Ecclestone für sein Vertrauen und seine Liebenswürdigkeit, die er mir in all den Jahren entgegenbracht hat und für die schönen Dinge, die er eben gesagt hat, Dinge, wie die Bedingung, dass der Große F1-Preis nur in Valencia stattfinden wird, wenn ich Chef der Generalitat bleibe“, erklärte Camps wörtlich und fügte hinzu, „und ich kann versichern, dass ich in den kommenden Tagen alles daran setzen werden, diese Wahlen zu gewinnen.“

PP-Chef Mariano Rajoy verteidigte nach dem daraufhin entstandenen Skandal die Entscheidung Ecclestons, das Rennen an den Wahlsieg der PP in Valencia Region und Stadt zu knüpfen. „Der Boss der Formel 1 trifft die Abkommen, die ihm genehm sind und stellt seine Bedingungen, und da kann ich mich nicht einmischen“, urteilte Rajoy.

PSOE-Wirtschaftssekretärin Inmaculada Rodríguez Piñero sah die Angelegenheit jedoch längst nicht so harmlos und forderte Camps auf offen zu legen, „was er Bernie Ecclestone dafür versprochen hat, dass dieser das F1-Rennen in Valencia von den Wahlergebnissen abhängig macht. „Hat er ihm etwa ein Privileg versprochen, das er unter einer möglichen sozialistischen Regionalregierung nicht erhalten würde?“, stellte sie in den Raum.

Camps und Barberá, an der Spitze der Generalitat und der Stadtverwaltung, arbeiten seit zwei Jahren daran, die Formel 1 unter dem Namen Großer Preis von Europa nach Valencia zu holen. Das Paradoxe daran ist, dass die eigentlichen Gewinner weniger die Öffentlichkeit als eine Gruppe privater Unternehmen sind. Denn das Abkommen, das Ecclestone unterzeichnen will, wenn die PP erneut die Wahlen in Valencia gewinnt, ist nicht etwa mit der Generalitat, die über die bekannte Rennstrecke Circuit Ricardo Tormo ca. 20 km von Valencia entfernt verfügt. Nein, den Zuschlag würde das Unternehmen Valmor Sport erhalten.

„Alles nur ein Missverständnis“

Ecclestone selbst zog seine Aussage angesichts des Skandals am Tag darauf zurück. Es habe ein Missverständnis gegeben, erklärte er. Er habe eigentlich sagen wollen, dass der Vertrag erst nach den Wahlen unterschrieben werden könnte, da er jetzt ja noch nicht wisse, mit wem er es dann zu tun hat. In der offiziellen Website der Formel 1 stand in diesem Moment die am Vortrag ausgesprochene Bedingung noch wortwörtlich.

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