Sommerurlaub der Königsfamilie überschattet von der Polemik um Juan Carlos I
Palma – Der Sommerurlaub der spanischen Königsfamilie wird in diesem Jahr überschattet von dem Finanzskandal rund um König Juan Carlos I. Etwa eine Woche, nachdem das Königshaus den Abgang seines Vaters mitteilte, traf sich König Felipe VI. auf Mallorca mit zahlreichen regionalen und lokalen politischen Entscheidungsträgern, um über die für die Inseln so verheerenden Auswirkungen der Corona-Krise zu sprechen. Derartige Treffen sind nichts Außergewöhnliches und auch die Tatsache, dass die Königsfamilie einen Teil des Sommerurlaubs auf den Balearen verbringt, ist Teil einer seit Jahrzehnten gepflegten Tradition. Und dennoch ist in diesem Jahr ein deutlicher Unterschied zum sonst üblichen Ablauf dieser königlichen Urlaubszeit zu bemerken. Der Öffentlichkeit gegenüber wird allem Anschein nach bewusst darauf geachtet, die Königsfamilie nicht allzu sehr im Freizeit- und Urlaubsmodus zu präsentieren, sondern vielmehr im stetigen Bemühen, sich der Sorgen und Nöte der spanischen Gesellschaft angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie anzunehmen.
Gleichzeitig wird streng darauf geachtet, dass das Thema um König Juan Carlos nicht zur Sprache kommt. So wollte sich Balearen-Chefin Francina Armengol nach ihrem Treffen mit König Felipe auch mit keinem Wort darüber äußern, ob die „delikate” Situation bei ihrem Gespräch zur Sprache gekommen sei. „Ich bin hier als Regierungschefin der Balearen. Meine Sorge gilt den Bürgern und in diesem Sinne habe ich dem König die komplexe wirtschaftliche und soziale Situation der Region vermittelt. Alles andere fällt nicht in meinen Aufgabenbereich, sondern ist Sache des Königshauses“, antwortete sie, als sie zu dem Thema befragt wurde. „Selbst wenn wir darüber gesprochen hätten, würde ich nichts dazu sagen“, erklärte sie abschließend und dankte dem Königspaar, dass es auch in diesem Sommer mit seinen beiden Töchtern auf die Inseln gekommen ist.
Nach weiteren Treffen mit Vicenç Thomás, dem Chef des Regionalparlaments, Catalina Cladera, der Vorsitzenden von Mallorcas Inselrat, und – per Videokonferenz – mit José Hila, dem Bürgermeister von Palma, begab sich das Königspaar mit seinen Töchtern am Nachmittag in die Gemeinde Petra, wo sie das Geburtshaus des Franziskanermönchs Junípero Serra und das dazugehörige Museum besichtigten. Serra reiste 1749 als Missionar über den Atlantik und gründete mehr als 20 Missionsstationen. Aus diesen entstanden US-amerikanische Metropolen wie San Francisco, San Diego und Monterey. Mit dem Besuch wollte das Königspaar der geschichtlichen Figur des Franziskanermönchs Respekt zollen, nachdem zwei Statuen, die ihm zu Ehren in San Francisco und Los Angeles errichtet worden waren, im Rahmen der massiven Proteste nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt von Demonstranten beschädigt worden waren, da sie den Missionar als „Kolonisten und Rassisten“ ansahen.