„Frischer Fisch und guter Inselwein“


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Das Wochenblatt sprach mit Trompeter Joachim Spieth

Wochenblatt: Herr Spieth, mögen Sie Gofio?

Joachim Spieth: „Gofio caldo“ zuweilen ganz gern. Soll ja auch gesund sein.

WB: Klingt weniger begeistert. Und, was schmeckt Ihnen denn aus der kanarischen Küche?

J.S.: Na ja, frischer Fisch mit „papas arugadas“, dazu guter Inselwein. Das hat schon was.

WB: Wie kommt man als junger Trompeter vom Philharmonischen Orchester Freiburg aus dem Schwarzwald hierher in das Sinfonieorchester von Teneriffa?

J.S.: Ich war auf Sommertour mit einem Kammerorchester in Frankreich. Da spielte eine Musikerin mit, die vom Teneriffa-Orchester schwärmte. Ich bekam Lust auf solche exotische Herausforderung, konnte mir vorstellen, das Leben auf den Kanaren mal auszuprobieren. Zunächst zur Probe als Aushilfe, dann als festes Mitglied, – seit 2003 bin ich also Trompeter im Teneriffa-Sinfonieorchester.

WB: Bald kommt für Sie also das verflixte 7. Jahr?

J.S.: (lacht) Verheiratet bin ich mit dem Orchester ja nicht, aber ich fühle mich wohl darin. Meine Kolleginnen und Kollegen kommen aus 19 Nationen. Wir sind eine tolle Truppe und werden als gutes Orchester anerkannt. Das Musizieren macht Freude, und die Konditionen stimmen. Dazu an den Wochenenden meist frei. Das hat man woanders kaum.

WB: Wie viele Musiker in diesem „Vielenationenorchester“ kommen davon aus Teneriffa?

J.S.: Das weiß ich nicht genau. Es sind aber so an die zehn Musiker, die auf den Canarias beheimatet sind.

WB: Man hört, das Orchester sei in den praktisch erst zwei Jahren unter Lü Jia wesentlich besser geworden.

J.S.: Also, wenn ein Orchester seit 17 Jahren den gleichen Chef hatte, dann kann manches schon ein wenig zur  Routine werden. Insofern ist mit einem neuen Chef natürlich auch ein frischer Wind bei uns eingekehrt. Abgesehen davon ist Lü Jia tatsächlich ein toller Musiker, weiß genau, was er will. Das vermittelt er durchaus auch temperamentvoll. Er kann richtig mitreißend sein. Ich denke schon, dass unser Orchester mit ihm als Chefdirigenten klar besser geworden ist.

WB: Dann scheint ja zu stimmen, was der Tenor José Cura nach seinen „Otello“-Auftritten letztes Jahr mit dem „OST“ über euch gesagt hat: Das Teneriffa-Sinfonieorchester zählt zur Spitze in Spanien.

J.S.: Wo er Recht hat, hat er Recht! (lacht)

WB: Was gefällt Ihnen auf Teneriffa besonders, und was weniger?

J.S.: Das Wetter, das Meer, die Wanderungen. Ich komme aus Heilbronn, liebe den bergigen Schwarzwald, muss an freier Natur hier nichts vermissen. Diese Insel ist so herrlich! Was mir weniger gefällt? Als ambitionierter Musiker lebt man hier doch ein wenig isoliert. Bei unserem früheren Chef mussten kammermusikalische Aktivitäten sogar noch genehmigt werden. Das ist jetzt immerhin anders.

WB: Das merkt man. Sie geben jetzt häufiger Konzerte als Trompetersolist, wie gerade jetzt mit ihren Freunden vom „Hohenlohe Brass“-Ensemble und „Kultorganist“ Josef Fleschhut am 26. Juli in Los Cristianos.

J.S.: Mein guter Freund Josef Fleschhut ist mehr noch als nur „Kultorganist“ auf dieser Insel. Viele wissen gar nicht, was er darüber hinaus noch für die Musik hier alles leis­tet. Demnächst wird er ein ganzes Jugendorchester aus Deutschland nach Teneriffa bringen.

WB: Wir staunen und werden auch dazu berichten. Letzte Frage: Was wünschen Sie sich hier für Ihre Zukunft?

J.S.: Dass es so bleiben möge. Ich bin zufrieden und lebe hier glücklich. Die „Crisis“ ist ja nun auch auf Teneriffa angekommen. Einige Musikerstellen im Orchester sind bisher nicht wieder besetzt worden. Das aber soll jetzt zumindest teilweise wieder geschehen. Nichts wünsche ich mir mehr, – den Erhalt des reichen musikalischen Kulturlebens auf dieser wunderbaren Insel.

Das Interview führte Hans Rueda

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