„Fruchtbarkeitstourismus“ nimmt zu


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Spanien ist europaweit Ziel Nummer eins für Paare mit Kinderwunsch

Spanien verzeichnet in den vergangenen Jahren einen Rekord nach dem anderen im Bereich des Tourismus. Nun wurde bekannt, dass das Land sich auch in einer bislang weniger bekannten Sparte des Urlaubsgeschäfts den ersten Platz europaweit sichern konnte. Es ist die Rede vom „Fruchtbarkeitstourismus“. Immer mehr ungewollt kinderlose Paare aus dem Ausland nutzen das breite Angebot von Kliniken, die künstliche Befruchtungen durchführen und verbinden den Aufenthalt mit einem Sonne-Strand-Urlaub.

Laut der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE), einer europäischen Gesellschaft, die sich der Reproduktionsmedizin und Embryologie widmet, werden 40% der künstlichen Befruchtungen, die in Europa stattfinden, in Spanien durchgeführt – mit steigender Tendenz. 

Dem spanischen Tourismus­amt liegen noch keine konkreten Zahlen über den Umfang des sogenannten Fruchtbarkeitstourismus vor, weil dieser bislang in der Statistik unter „anderer Tourismus“ geführt wird, einer Sparte, die nicht dem traditionellen oder dem kommerziellen Tourismus entspricht und beispielsweise auch den Jagd-, den Lauf- oder den Yoga-Tourismus aufnimmt. Im Januar und Februar dieses Jahres, Monate die als Nebensaison gelten, empfing Spanien 7,2 Millionen Urlauber. Davon wurden 952.000 der Sparte „anderer Tourismus“ zugeordnet – 50% mehr als im Vorjahreszeitraum.  

Im Gespräch mit der Zeitung El País erzählte Laura Alonso von der Madrider Kinderwunsch-Klinik ProcreaTec, insbesondere Internetforen hätten die spanischen Kliniken überall auf der Welt bekannt gemacht. Aufgrund der Wirtschaftskrise im Inland hätten die spanischen Fruchtbarkeitskliniken ein Angebot für ausländische Kunden entwickelt und es geschafft, dass heutzutage die Hälfte ihrer Kunden aus dem Ausland anreisten. Allein zwischen 2014 und 2015 sei die Zahl der Behandlungen von ausländischen Frauen um 18% angestiegen. Beim Marktführer IVI werden ähnliche Zahlen registriert. 

Gewöhnlich findet der erste Kontakt per E-Mail statt. Nach einem Austausch mit den Patientenbetreuern auf Deutsch, Englisch, Italienisch oder Französisch geht man zur Videokonferenz über. Erst ganz am Schluss reist das Paar zur Einpflanzung der Embryonen an.

Insbesondere von sehr weit her angereiste Paare wünschen, den Aufenthalt mit einem Stadt- oder Strand-Urlaub zu verbinden. Laura Alonso von ProcreaTec erklärte, die Nachfrage sei gewachsen. Die Klinik selbst würde einen weitergehenden Urlaub nicht organisieren, jedoch den Kontakt zu Reiseveranstaltern und Hotels herstellen. 

In diesem Jahr findet der International Medical Travel Summit, einer der bekanntesten Kongresse über Gesundheitstourismus, zum ersten Mal nicht in Großbritannien, sondern in Madrid statt. Nicht ohne Grund, schließlich befindet sich sowohl der Gesundheits- als auch der Fruchtbarkeitstourismus im Aufschwung. 

Enrique Criado, Leiter der Fruchtbarkeitsklinik FIV Marbella, legte gegenüber der Zeitung die Gründe für den Erfolg des Fruchtbarkeitstourismus in Spanien dar: Eine günstige Gesetzgebung, der Bekanntheitsgrad der renommierten Fachmediziner, gute Erfolgsquoten, gute Preise (je nach Behandlung zwischen 600 und 6.000 Euro) sowie die Möglichkeit, die Behandlung mit einem Urlaub zu verbinden.

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