Liebe Leserinnen und Leser, meine optimistische Haltung zum Aktienmarkt habe ich häufig zum Ausdruck gebracht. Ein Blick auf die Börsenkurse dieses Jahres zeigte zunächst (!) das Gegenteil meiner Behauptungen. Auch der eine oder andere Anleger hat sich vielleicht gefragt, ob sein Vermögensverwalter eigentlich noch weiß, was er da tut.
Bereits letzten Sommer hatte ich Ihnen mehrfach davon berichtet, wie die Presse immer wieder die Pferde scheu macht und Ängste schürt. Nach diesem Sommertheater stieg der DAX dann bis Ende November auf über 11.400 Punkte.
Danach folgte der Jahresauftakt 2016 an den Kapitalmärkten – der schlechteste der letzten 25 Jahre. Die Gründe: We- niger Wirtschaftswachstum in China als sehr wichtiger Konjunkturindikator des weltweiten volkswirtschaftlichen Wachstumspotenzials, Angst vor Zinserhöhungen in Amerika einerseits und andererseits schwache Wirtschaftsdaten dort, der niedrige Ölpreis, die Flüchtlingsproblematik in Europa und ein vielleicht drohender Austritt Groß- britanniens aus der EU.
Schlimm finde ich nur eines: Offenbar tauchen immer häufiger und nahezu ungeprüft Meldungen in den Medien auf, die einen völlig falschen Eindruck über die tatsächlichen Verhältnisse hinterlassen. Das verunsichert und belastet. Bestes Beispiel: Die Weltwirtschaft benötigt günstige Energie, insbesondere Öl. Das gilt für die BASF genauso wie für die privaten PKW-Besitzer. Wie haben wir unter einem Ölpreis von 115 Dollar gestöhnt? Heute haben wir einen Ölpreis von ca. 43 $ / Barrel, was für alle, die Öl brauchen, einen Riesenkostenvorteil bringt! Gleichzeitig wurde der niedrige Ölpreis mehrfach als Grund für eine schlechte Börsenentwicklung herangezogen, und das ist eine Verdrehung der Tatsachen!
Natürlich muss man Warnsignale ernst nehmen und bewerten. Das ist mitunter auch nicht so einfach. Häufig wird vieles falsch bewertet; man kann per heute feststellen:
1. Chinas wirtschaftliche Entwicklung scheint bei Weitem nicht so schlecht zu sein und
2. es sind die positiven Daten der amerikanischen Wirtschaft, derentwegen die Notenbank dort – wenn überhaupt – über höhere Zinsen nachdenkt. Falls die Wirtschaft dort nicht weiter vorankommt, wird die amerikanische Notenbank weitere Freiräume schaffen.
3. Der Ölpreis bewegte sich seither von seinem Tiefstand ein Stück nach oben, verbleibt aber auf erfreulich niedrigem Niveau.
4. Sehr wahrscheinlich wird ein eventueller „Brexit“ den Engländern viel größere Probleme bereiten als dem restlichen Europa. Vorübergehende Schwankungen an den Kapitalmärkten muss man im Falle eines „Brexit“ einkalkulieren.
5. Wenn wir die Flüchtlingsprobleme richtig anpacken, ist das neben allen humanitären Verpflichtungen übrigens ein erstklassiges Konjunkturprogramm! Das haben viele noch gar nicht bemerkt.
6. Letztlich animieren die niedrigen Anlagezinsen nach wie vor zum Kauf von Sachanlagen und damit zum Erwerb guter Aktien! Das ist gut so.
Entgegen vielen schlechten und falschen Nachrichten – haben sich letztlich wieder die positiven Entwicklungen und die Qualität am deutschen Aktienmarkt durchgesetzt. Viele der deutschen Unternehmen haben letztens eine hervorragende wirtschaftliche Entwicklung genom- men, was in der aktuellen Berichtssituation und in der auszuschüttenden Dividende zum Aus- druck kommt. (Auch in diesem Jahr geht die positive Entwicklung bereits weiter). Viele dieser Unternehmen sind noch deutlich unterbewertet.
So ist es letztlich kein Wunder, dass der DAX nun wieder Kurs nach oben genommen hat. Gestern hat er außerdem die psychologisch wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie nach oben durchstoßen. Das ist sehr erfreulich, und das war die ganze Zeit meine Erwartungshaltung!
Meine aktuelle Meinung:
Gute Aktien halten, wer Liquidität hat, vielleicht Aktien (nach)kaufen und festverzinsliche Wertpapiere in Aktienbestände umtauschen.
Aktuelle Dividendenerträge: BMW 4,15 % / BASF: 4,32 % / Münchner Rück: 4,67 % / Allianz: 5,0 % / Daimler: 5,41 % (bei Daimler wurde die Dividende soeben ausgezahlt), und jede dieser Aktien hat vermutlich noch Wertsteigerungspotenzial.
Zum Vergleich: Tagesgeldzinsen bei Banken: meist nicht höher als 0,3 -1,00 % – (Sonderangebote inbegriffen).
Auch in Zukunft werden Aktien schwanken und mit schlechteren Kursen muss man immer wieder rechnen. Langfristig können Sie sich meiner Meinung nach auf ordentliche Gewinne mit Aktien einstellen.
Noch ein kleiner Exkurs wegen der Nachfrage eines meiner Leser: Ich sprach neulich von ETFs. Das sind Exchange Traded Funds
– deutsch: Börsengehandelte Wertpapierfonds! Es gibt eine ganze Familie davon. Es handelt sich um Fonds, die gleich einen ganzen Index abbilden, z.B. den DAX, den amerikanischen Dow Jones, den Schweizer Aktienindex SMI etc. Man braucht sich nicht auf eine einzelne Aktie
zu konzentrieren, sondern bekommt so den ganzen Index. (Allerdings auch mit allen „schwächlichen“ Teilnehmern). Ich suche tendenziell lieber die Einzelwerte aus mit meiner Erfahrung. Wer eine Meinung hat, dass der Markt nach oben geht und den Trend mitnehmen möchte, kann diese Papiere gern alternativ einsetzen.
Sehr herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal
Peter Ulrich Seemann
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