Fünfter Jahrestag der Madrider Terroranschläge


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Am 11. März 2004 kamen 192 Menschen bei Bombenanschlägen auf Nahverkehrszüge ums Leben

Am 11. März 2004 kamen bei Bombenanschlägen auf vier Madrider Nahverkehrszüge 192 Menschen ums Leben und über 1.800 wurden zum Teil schwer verletzt. Vier Jahre setzten die Institutionen und Behörden alles daran, den traurigen Jahrestag in Würde und Mitgefühl mit den zahlreichen Terroropfern zu begehen.

Madrid – In diesem Jahr fanden jedoch zum ersten Mal keine von der Regierung einberufenen Gedenkveranstaltungen statt.

Lediglich in Madrid waren von den dortigen Behörden verschiedene Trauerakte angesetzt worden, doch auch dabei monierten die Anschlagsopfer die fehlende Präsenz von politischen Entscheidungsträgern. So nahmen weder Regierungs­chef José Luis Rodríguez Zapatero noch König Juan Carlos an einer Gedenkveranstaltung teil. In Vertretung des Königshauses wohnte das Prinzenpaar am Abend des 11. März jedoch einem Gedenkkonzert bei.

Madrids Bürgermeister Alberto Ruiz-Gallardón legte am Bahnhof von Atocha einen Kranz nieder und gedachte mit einer Schweigeminute am dortigen Denkmal der Opfer. Begleitet wurde er dabei von der spanischen Ministerin für Infrastrukturen, Magdalena Álvarez und den Sprechern der drei Gemeindefraktionen PP, PSOE und IU. Doch auch diese Veranstaltung traf bei den trauernden Opfern und Familienangehörigen auf Kritik. Die Politiker befanden sich nämlich allein in dem Raum, der sich unter dem Denkmal befindet, während die etwa 200 teilnehmenden Trauergäste vor der Glasscheibe warten muss­ten, bis die offiziellen Würdenträger den Raum verlassen hatten. Zwar war kein lauter Protest zu hören, eine Frau, Mutter eines 25-Jährigen, der bei den Anschlägen sein Leben verlor, fasste jedoch das allgemeine Empfinden mit diesen Worten zusammen: „Es ist beschämend. Sie haben uns rausgeschmissen, um auf dem Foto zu erscheinen.“

Parallel zu der offiziellen Gedenkveranstaltung fanden an verschiedenen Orten weitere Akte statt, zu denen die verschiedenen Terroropferverbände aufgerufen hatten. Auch hier wurde das Fehlen offizieller Entscheidungsträger moniert.

Pilar Manjón, Vorsitzende des größten Terroropferverbandes 11-M Afectados por el Terrorismo hatte am Tag zuvor in der Tageszeitung El País beklagt, dass die Opfer von den offiziellen Stellen inzwischen vergessen wurden. „Nach fünf Jahren interessieren wir niemanden mehr“, meinte sie wörtlich. Dabei sei es gerade jetzt dringend nötig, da viele der Opfer aufgrund ihrer Arbeitsunfähigkeit inzwischen an den Rand der Armut getrieben wurden. Von staatlicher Seite gebe es so gut wie keine Unterstützung für die zahlreichen Opfer, die unter den Folgen der Anschläge zu leiden haben. „Viele haben nicht einmal genug, um zu essen“, erklärte die 50-Jährige, deren 20-jähriger Sohn bei den Anschlägen ums Leben kam.

Bei den Terroranschlägen vom 11. März 2004 waren 13 Bomben in vier vollbesetzten Madrider Nahverkehrszügen explodiert. Die Justiz konnte nachweisen, dass islamistische Terrorzellen für die Anschläge verantwortlich waren. Nach einem jahrelangen Prozess wurden im Oktober 2007 21 der 28 Angeklagten verurteilt, drei davon zu Gefängnisstrafen von 40.000 Jahren. Knapp ein Jahr später wurden vier der Verurteilten vom Obersten Gerichtshof wieder freigesprochen. Derzeit sitzen nur noch 15 der Attentäter in einem spanischen Gefängnis ein.

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