Fundament des Lebens


Gedanken für mich ­– Augenblicke für Gott

Worauf baue ich mein Leben? Ich denke, diese Frage stellt sich wohl fast jede und jeder von uns von Zeit zu Zeit.

Da gibt es Momente oder auch Zeitabschnitte, in denen wir sehr stabil und in uns ruhend sind, weil wir spüren, dass uns nichts erschüttern kann. Dann gibt es auch Momente in unserem Leben, in denen wir gar nicht groß zum Nachdenken oder Fragen kommen, weil uns die Pflichten so fordern und wir häufig genug nur funktionieren. Zu manchen Zeiten aber gibt der Boden nach; da spüre ich, wie ich ins Wanken gerate. Häufig sind es ja gerade äußere Ereignisse, die den Grund für solche „Wackler“ bilden; aber auch innere Entwicklungen können mitunter ganze „Erdrutsche“ im persönlichen Leben nach sich ziehen. Sie treten meistens dann zutage, wenn sich etwas in dem Bereich verändert, der für uns das Fundament des Lebens schlechthin ist: Familie und Ehe, Beruf und/oder Ehrenamt, Freundeskreis und Hobby. Selbstverständlich können dazu auch andere Menschen gehören, das allgemeine soziale Netz oder Dinge, die uns wichtig geworden sind.

Nun ist für mich und viele andere auch, Gott gleichfalls so ein wichtiger Teil des Lebensfundamentes. Doch selbst wenn wir, wenn ich heute mit den Psalmworten bekenne: „Mein Fuß steht auf festem Grund. Den Herrn will ich preisen in der Gemeinde.“ Oder mit anderen Worten: „Der Herr lässt deinen Fuß nicht wanken. Du hast meinen Fuß bewahrt vor dem Gleiten“, dann gibt es doch trotz all dieser zuversichtlichen Aussagen auch bei uns gläubigen Menschen immer wieder die Erfahrung, dass alles unsicher werden kann. Deshalb ist die Frage: Worauf baue ich mein Leben?, eine so immens wichtige Frage, dass sich auch Jesus selbst dazu äußert.

Im Matthäusevangelium macht er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern deutlich, dass wer baut, sich zuerst ein stabiles Fundament suchen soll. Und dann erzählt er von zwei Bauherren, von denen der eine sein Haus auf Sand und der andere sein Haus auf einen Fels baut. Beim ersten großen Regen stürzt nun – wie könnte es auch anders ein – das eine Haus ein, während das andere stehen bleibt. Natürlich wird der zweite Bauherr gelobt und als Vorbild hingestellt. Nun hab ich aber verschiedene Bilder von Katastrophen der jüngeren Zeit vor Augen. Häuser, weggerissen von Sturm und Wassermassen, eingestürzt durch Erdbeben. Menschen, die verzweifelt um Angehörige und ihr ganzes Hab und Gut trauern. Experten sagen: Es gibt gefährdete und weniger gefährdete Plätze, es gibt Baukonstruktionen und Materialien, die einen gewissen Schutz bieten. Aber gerade da, wo häufig genug ärmere Menschen wohnen, wird das beim Bauen eben nicht berücksichtigt. Das Fazit aber heißt: Wenn wir Siedlungsplätze sorgfältig auswählen und überlegt bauen, dann sind wir – und zwar Menschen aller sozialen Schichten – gar nicht so schutzlos und ausgeliefert, wie es auf den ersten Blick scheint. 

Trotzdem habe ich weiterhin Mühe mit diesem Text. Denn die Chancen auf ein solides Fundament sind in meinen Augen einfach ungerecht verteilt. Das gilt für Häuser und Hütten, aber auch für das Leben überhaupt. Nun bietet sich Jesus im Evangelium quasi selbst als Fundament an. Wer auf ihn hört und nach seinen Worten handelt, ist wie jemand, der sein Haus auf Felsen gebaut hat. Sturm und Wassermassen bringen es nicht zum Einsturz. Da fällt mir auf, dass hier vor allem das Handeln betont wird. Es ist also nicht allein damit getan, die Worte Jesu zu hören, und es ist auch nicht einfach damit getan, seinen Worten zu glauben. Worauf es wirklich ankommt ist: Mich an ihm in meinem Leben zu orientieren – und zwar in dem, was ich tue und lasse. Liebe riskieren, Vertrauen probieren, mich nicht von Vorurteilen leiten lassen, nicht so viel Angst um mich selbst haben und für Gerechtigkeit eintreten. Aber klingt das nun wirklich nach einem felsenfesten Fundament? Hört sich das nicht eher wie etwas Bewegliches, Lebendiges an?

Sehen Sie – und da fällt mir die Katastrophenforschung wieder ein, die zu dem Ergebnis kommt: Wer wirklich erdbebensicher bauen will, der soll natürlich schon stabil bauen – gar keine Frage. Aber wirklich gut und fest fundiert ist ein Bau erst dann, wenn er nicht starr, sondern in bestimmten Grenzen schwingungsfähig gebaut ist. Dann kann das Haus Stöße und Erschütterungen leichter auffangen. Für mich heißt das: Vielleicht verlangen wir von uns manchmal eine Glaubensfestigkeit, die gar nicht menschenmöglich ist. Weitaus besser wäre einfach, den Versuch zu machen, nach den Worten Jesu zu handeln; ihn und seine Botschaft als Fundament meines Lebens zu sehen. Das würde die Qualität beinhalten, dass mein Lebensfundament wirklich so stabil und doch flexibel ist, dass ihm Erschütterungen nicht so schnell was anhaben können.

Ihr  

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

Diesen und frühere Artikel können Sie nachlesen unter: www.katholische-gemeinde-teneriffa.de oder www.wochenblatt.es

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