Gefährliche Sicherheit – Fluchtwährungen


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Viele Anleger suchen in der Euro-Schuldenkrise unabhängig von der Rendite nur noch Sicherheit. Als Hort der Sicherheit gelten vielen Anlegern die Norwegische Krone, der Schweizer Franken und der US-Dollar.

Die norwegische Volkswirtschaft strotzt wegen der großen Rohölvorkommen vor finanzieller Stärke: Norwegen hat einen Haushaltsüberschuss, die Staatsverschuldung liegt bei ca. 25% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), und es herrscht Vollbeschäftigung. Das sind im Gegensatz zur EU paradiesische Zustände. Allerdings sollten wir trotz dieser aktuellen Pluspunkte nicht die Minuspunkte vergessen. Der größte Minuspunkt ist der Wechselkurs selbst, denn die Norwegische Krone ist seit ihrem Tiefpunkt Ende 2008 gegenüber dem Euro um rund 36% gestiegen. Damit hat sie sich von ihrem langjährigen Zusammenhang mit dem Rohölpreis, der gefallen ist, entfernt. Währungen orientieren sich langfristig an ihren Kaufkraftparitäten, und betrachtet man diese, ist die Norwegische Krone um ca. 25% überbewertet. Das kann man durchaus als Blase interpretieren. Die Norwegische Zentralbank müsste eigentlich die Zinsen erhöhen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, denn inzwischen ist die private Verschuldung auf rund 190% des verfügbaren Jahreseinkommens gestiegen, da immer mehr private Haushalte das günstige Zinsniveau zu Käufen auf Kredit nutzen. Das ist im internationalen Vergleich ein sehr hoher Wert. So sind in den USA die privaten Haushalte nur mit etwa 110% des verfügbaren Einkommens verschuldet. Zudem ist die Norwegische Krone ein kleiner Devisenmarkt: Derzeit werden täglich nur ca. 10 Milliarden Euro in Norwegischen Kronen umgesetzt. Das ist im Krisenfall zu wenig. Auch kann die Norwegische Zentralbank dem Beispiel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) folgen und einen Mindestkurs zum Euro definieren. Für Anleger, die heute auf den Zug aufspringen, kann das zu drastischen Verlusten führen.

Am 6. September 2011 hat die SNB in einer ähnlichen Situation den Mindestwechselkurs auf 1,20 Euro/Schweizer Franken festgelegt. Damals ist das Währungsverhältnis über Nacht von 1,03 auf 1,20 Euro gestiegen. Obwohl die Kapitalflucht aus dem Euroraum weiter zunimmt, hält die SNB diesem Druck stand. Aufgrund ihrer Interventionen sind die Devisenreserven inzwischen auf rund 70% des Schweizer BIP angestiegen. China, das Land mit den größten absoluten Devisenreserven, hält nur 20% des BIP. Mit diesen Devisenreserven steigen natürlich auch die Risiken. Denn die SNB legt diese Gelder in Anleihen von Fremdwährungen an, und diese können hohe Verluste bei einer eventuellen Abwertung des Euros nach sich ziehen. Im Zweifelsfall würde dabei sogar das Eigenkapital der Zentralbank aufgezehrt. Herr Spuhler, Nationalrat und Inhaber der Stadler Rail AG, hat bereits den Vorschlag gemacht, diese Gelder sicher in erstklassigen Aktien anzulegen. Auch beim Schweizer Franken muss erwähnt werden, dass er gegenüber der Kaufkraftparität um ca. 20% überbewertet ist. Die weitere Wertentwicklung dürfte von der zukünftigen Inflationsentwicklung in der Schweiz abhängen. Denn ein Teil des neu kreierten Geldes wird dazu genutzt, Kredite zu vergeben – und dieses Geld wird in Sachwerte investiert. So steigen im Moment die Preise von Immobilien und einigen Dienstleistungen stark an. Im normalen Rhythmus werden dann die Mieten, Löhne und schließlich andere Güter folgen. Sollte die Inflation dann steigen und die Inflationsrate über der des Euroraums liegen, dürfte das die Attraktivität des Schweizer Franken stark mindern, sodass er dann möglicherweise wieder auf die Kaufkraftparität abwertet.

Zur Fluchtwährung US-Dollar haben wir schon öfters Stellung genommen. Die Verschuldungsproblematik in den USA ist wesentlich größer als die des Euroraums. Und die Gesellschaft ist aufgrund der großen Diskrepanz zwischen Arm und Reich mindestens ebenso gespalten wie die Euroländer. Darüber hinaus finden die beiden großen politischen Parteien in den USA keine Basis, die Probleme in irgendeiner Form anzugehen. Während Europa nach wie vor eine starke Industrie mit hohem Produktionsanteil hat, haben die USA diesen Zweig im Austausch für Dienstleistungen beinahe gänzlich an die asiatischen Länder verloren.

Letztendlich brauchen wir den Euro, um unser Leben zu gestalten. Die Aussicht auf einen vielleicht kurzfristig spekulativen Gewinn durch das Investment in eine der genannten Fremdwährungen lohnt sich in unseren Augen nicht. Eine Investition in Sachanlagen – entweder Aktien oder Immobilien (sofern sie im Moment bezahlbar sind bzw. in geografisch stabilen Regionen liegen) – macht unserer Meinung nach wesentlich mehr Sinn.

Mehr Informationen?

Haben Sie Interesse? – Dann wenden Sie sich unter der    Telefon-Nr.: 922 575496 an Herrn Robert Burlon oder unter 0041 79 4207493 an Herrn Ottmar Beck.

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