Geht Griechenland bankrott?


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Das aktuelle Problem der Eurozone ist Griechenland. Sollte die nächste Kredittranche vom IWF nicht überwiesen werden, könnte es dazu kommen, dass der griechische Staat und der Öffentliche Dienst ab diesem Monat keine Gehälter mehr auszahlen kann.

Ob der IWF zahlt, wird im Moment überprüft – aufgrund nicht erfüllter Zusagen der griechischen Regierung. Denn entgegen der Zusagen haben die Griechen bisher keine öffentlichen Einnahmen durch Privatisierung von Staatsbesitz erzielt. Unter anderem, weil die griechischen Gewerkschaften entsprechende Verkaufsaktionen bislang unterbunden haben. Kommt nun im Juli der Bankrott Griechenlands? Was würde passieren, wenn es zu einem Zahlungsausfall Griechenlands käme?

– Alle griechischen Banken würden Bankrott machen.

– Die griechische Regierung müsste daher die Banken nationalisieren und den Abzug von Geldern aus den Banken unterbinden.

– Um Unruhen zu vermeiden, würde das Kriegsrecht ausgerufen werden.

– Griechenland würde die neue Drachme einführen.

– Die neue Drachme würde zwischen 30 und 70 % gegenüber dem Euro abwerten.

– Irland würde innerhalb von Tagen dem griechischen Beispiel folgen.

– Die portugiesische Regierung würde sich einige Tage das Chaos in Griechenland anschauen und dann die Entscheidung treffen, auch Bankrott anzumelden.

– Der spanische Rentenmarkt würde zusammenbrechen.

– Eine Reihe von französischen und deutschen Banken würde so große Verluste verzeichnen, dass sie von ihren Regierungen gestützt werden müssten.

– Die Europäische Zentralbank würde wegen ihrer hohen Verbindlichkeiten gegenüber diesen Ländern zahlungsunfähig und müsste daher ihr Kapital drastisch erhöhen. 

– Und so weiter …

Nun, die Krise wird wohl nicht ganz so schlimm, da alle Welt darüber redet. Wirkliche Krisen erkennt man vorher nicht. Um den Zahlungsausfall eines Staates zu verhindern, gibt es eine Kombination verschiedener Umschuldungsmöglichkeiten. Grundsätzlich stehen hierfür fünf Wege zur Verfügung:

1. Abschreibung eines großen Teils der ausstehenden Forderungen (Haircut)

2. Laufzeitenverlängerung und reduzierte Zinsen

3. Einschnitte bei staatlichen Leistungen und Zahlungen (Sparmaßnahmen)

4. Einheizung der Inflation, um die Schulden real abzuwerten

5. Währungsentwertung

All diese Punkte sind bereits Realität. So versucht Griechenland es inzwischen mit Option 3, wobei die Möglichkeiten 1 und 2 diskutiert werden, sobald die europäischen Banken aus der Schusslinie sind. Bei einer Restrukturierung der griechischen Schulden werden die Gläubiger in die Verhandlungen mit einbezogen. Bisher beinhalten die Staatsschuldtitel der EU allerdings keine Umschuldungsklausel. Die EU hat sich jedoch darauf geeinigt, diese ab 2013 einzuführen. Das kann dann auch der Zeitpunkt sein, um mit Griechenland über eine Umschuldung zu verhandeln.

Der immer wieder diskutierte Austritt Griechenlands aus dem Euro ist jedenfalls nicht sinnvoll, da Griechenland mit nur 20 % der Wirtschaftsleistung weniger als jedes andere europäische Land exportiert. Bei einem Austritt würden die Importpreise in Griechenland explodieren und der Lebensstandard total absacken. Was wiederum zu größeren politischen Spannungen führen würde. Vor diesem Hintergrund scheint es keine Alternative zu geben: Die Eurozone ist derzeit auf dem Weg zu einer Transfergemeinschaft, in der die reichen Staaten die ärmeren unterstützen. Und dies wird auch zu deutlichen Belastungen der Steuerzahler führen – mittel- bis langfristig vor allem für das wirtschaftlich stärkste Mitglied Deutschland.

Der große Unterschied zwischen Japan, den USA und Europa ist, dass Europa seine Hausaufgaben macht und versucht, vor allem durch Sparmaßnahmen die Schulden auf ein vertretbares Niveau zu bekommen. Die USA und Japan sind nach wie vor der Meinung, dass man das bestehende Problem über Gelddrucken erledigen kann. Deshalb ist der Euro der Einäugige unter den Blinden.

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