Gleicher Lebenslauf – Männer bevorzugt


Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März gingen Frauen – und Männer – in 1.500 spanischen Städten auf die Straße, um mehr Gleichheit zu fordern. Allein in Madrid versammelten sich 370.000 Personen, doppelt so viele wie im Vorjahr, um für die Rechte der Frau einzustehen. Foto: EFE

Eine Studie beweist, dass Männer mehr Chancen auf eine Einstellung bei gleichem Lebenslauf haben

Madrid – Am 8. März wurde der Internationale Frauentag begangen. Hunderttausende Menschen zogen landesweit friedlich durch die Städte, um die Gleichstellung und Gleichberechtigung der Frau zu fordern, sowie um ein Zeichen gegen den Machismus zu setzen. Laut Polizeiangaben war die Teilnahme bei der größten Kundgebung in Madrid doppelt so hoch wie im Vorjahr. Rund um den Frauentag wurden diverse Berichte, Studien und Daten über die Stellung der Frau veröffentlicht, darunter auch eine Studie, die von den Professoren María José González, Jorge Rodríguez-Menés und Clara Cortina der Universität Pompeu Fabra erstellt und vom Sozialen Observatorium La Caixa vorgestellt. Die Ergebnisse dieser Studie sind ernüchternd: Bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte ziehen Unternehmen ganz klar Männer den Frauen vor, selbst bei übereinstimmendem Lebenslauf.

Insbesondere auf dem Arbeitsmarkt werden die Unterschiede zwischen Mann und Frau deutlich. 64% der Männer sind erwerbstätig, nur 53% der Frauen. Die Gehälter der Frauen liegen 23% unter denen der Männer. In den Verwaltungsräten der börsennotierten Unternehmen sitzen lediglich 18% Frauen.

Diese Fakten resultieren daraus, dass beim Einreichen des Lebenslaufes 7,7% der Frauen, aber 10,4% der Männer eine positive Antwort erhalten.

Sind Kinder vorhanden, wächst diese Kluft. Bei zwei Kindern liegt die Chance der Frau auf eine positive Antwort bei 6,6%, die eines Mannes bleibt fast unverändert bei 10,3%.

Im Rahmen der genannten Studie wurden 5.600 fiktive Lebensläufe für 1.400 reale Stellenanzeigen abgeschickt. Dabei stimmte immer ein Lebenslauf mit einem anderen überein, ausgenommen das Geschlecht. Die Ausbildung, die Anzahl der Kinder (2) und das Alter – zwischen 37 und 39 Jahren, um eine Diskriminierung wegen Alters auszuschließen – waren gleich.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass es nicht nur eine Rolle spielt, ob es sich um eine Frau handelt, sondern auch, ob sie Kinder hat. Eine Mutter werde besonders diskriminiert, so die Experten. Die Unternehmen würden davon ausgehen, dass für eine Mutter die Familie an erster Stelle stehe und sie Arbeitszeit verliere, beispielsweise um die Kinder zum Arzt zu bringen. Bei einem Vater wird davon ausgegangen, seine Priorität sei die Arbeit.

Gender-Expertin Patricia Cauqui von ESADE erklärte gegenüber einer Tageszeitung, diese Vorurteile würden nicht der Realität entsprechen. Eine Studie der Anwaltskanzlei Cuatrecasas habe die allgemein verbreiteten Unterstellungen widerlegt. Demnach seien Frauen mit reduzierter Arbeitszeit produktiver als ihre männlichen Kollegen. Cauqui fügte hinzu, die Produktivität würde nicht leiden, gleichzeitig würde jedoch die Verantwortlichkeit für Kinder und Eltern bei den Frauen liegen.

Die Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Politik und die Unternehmen stärker in die Verantwortung genommen werden müssen. Die Auswahlverfahren müssten neutraler sein.

Eine andere Expertin plädierte dafür, die Unternehmen, die geschlechtsneutral einstellen würden, beispielsweise mit zusätzlichen Punkten bei der Bewerbung für öffentliche Vergabeverfahren zu prämieren. Auch sollten kostenfreie Kitas für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren allgemein zur Verfügung stehen. Maßnahmen wie die Sicherung von Arbeitsverträgen für Frauen, die ihre Arbeitszeit verkürzen, um sich um ihre Kinder kümmern zu können, seien eher kontraproduktiv und würden die Arbeitgeber abschrecken.

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