Gorch Fock nimmt Kurs auf die Kanaren

Am 19. November hat das Segelschulschiff Gorch Fock seinen Heimathafen Kiel verlassen, um zur ersten Auslandsausbildungsreise nach dem langen Werftaufenthalt aufzubrechen. Foto: Bundeswehr / Julia Kelm

Am 19. November hat das Segelschulschiff Gorch Fock seinen Heimathafen Kiel verlassen, um zur ersten Auslandsausbildungsreise nach dem langen Werftaufenthalt aufzubrechen. Foto: Bundeswehr / Julia Kelm

Die „Weiße Lady“ wird Weihnachten und den Jahreswechsel auf Teneriffa verbringen

Teneriffa – Das Segelschulschiff Gorch Fock verließ am 19. November seinen Heimathafen Kiel, um zur ersten Auslandsausbildungsreise nach dem langen Werftaufenthalt aufzubrechen. Unter dem Kommando von Kapitän zur See Nils Brandt nahm der weiße Dreimaster mit insgesamt rund 120 Besatzungsmitgliedern Kurs auf die Kanarischen Inseln.


Abgesehen von einem Zwischenstopp in Lissabon wird sie direkten Kurs auf die Kanareninsel Teneriffa nehmen. Dieses Ziel wurde gewählt, um nach langer Segelpause unter günstigen Wetterbedingungen die Stammbesatzung und die Segelcrew wieder zu trainieren. Für das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel macht das Schiff im Hafen von Santa Cruz de Tenerife fest.


Rund 220 Offiziersanwärter der Crew 2021 werden – aufgeteilt in zwei Etappen – in ihrer „Seemännischen Basisausbildung“ erste Erfahrungen an Bord des Großseglers sammeln. Auf dem Segelschulschiff erlernen die Lehrgangsteilnehmer das grundlegende seemännische Handwerk. Sie erfahren in der Praxis die Bedeutung von Teamwork und Kameradschaft.


Die erste Gruppe der Kadetten wird am 3. Januar 2022 in Santa Cruz de Tenerife an Bord gehen und durchläuft zunächst eine Segelvorausbildung. Mitte Januar sticht die Gorch Fock mit dieser Crew in See und segelt Richtung Mittelmeer.


Über den Hafen von Valencia geht es weiter nach Málaga. Dort wird der erste Törn nach rund acht Wochen aus- und die zweite Gruppe der Kadetten eingeschifft. Mit ihnen geht es dann Ende März nach abgeschlossener Segelvorausbildung über Brest zurück nach Kiel, wo das Schiff am 25. März 2022 wieder im Heimathafen zurückerwartet wird. Dann werden rund 10.000 Seemeilen hinter Schiff und Besatzung liegen.

Zurück in Kiel nach 2.232 Tagen Abwesenheit

Am 4. Oktober machte die Dreimastbark unter dem Kommando von Kapitän zur See Nils Brandt nach 2.232 Tagen Abwesenheit wieder im Heimatstützpunkt Kiel-Wik fest. Zuvor hatte die Besatzung von Wilhelmshaven rund um Skagen nach Kiel erfolgreich die erste längere Seefahrt nach der Instandsetzung absolviert.


In der Eckernförder Bucht kamen die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, sowie der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, an Bord. Gemeinsam mit der Besatzung legten sie die letzten Seemeilen nach Kiel zurück.


„Wir haben uns zu diesem Segelschulschiff bekannt, wir haben gesagt, wir wollen die ‚Gorch Fock‘, damit noch viele Generationen sie nutzen können. Wir sind ein reiches Land, und ich finde, dieses kleine Stück Tradition und Emotion, das können wir und das sollten wir uns auch leisten“, so Kramp-Karrenbauer in ihrem Statement gegenüber den zahlreich anwesenden Medienvertretern.

Schwimmender Hörsaal der Marineschule

Die Gorch Fock ist das Segelschulschiff der Marine. Sie dient dem Training der Offiziersanwärterinnen und -anwärter der Seestreitkräfte. Die Kadetten erfahren während ihrer seemännischen Grundausbildung an Bord zweierlei: Erstens, was Teamwork in der Praxis bedeutet. Das Schiff lässt sich nur in Zusammenarbeit als Gruppe beherrschen, denn vieles an Bord funktioniert ausschließlich mit Muskelkraft. Vier Rudergänger etwa sind nötig, um die Gorch Fock auf Kurs zu halten, und Dutzende Kadetten müssen an den sogenannten Brassen arbeiten, um die schweren Rahen zu bewegen.


Zweitens lernen die Offiziersschüler die Elemente kennen, die für ihr künftiges Berufsleben natürliche Umgebung sein werden und in der sie Verantwortung für Schiffe und Besatzungen tragen müssen. Wind, Wellen, Gezeiten wirken sich auf moderne Schiffe genauso aus, wie auf Segler. Aber nur auf einem Segelschiff erfahren die Kadetten so hautnah, welche elementaren Kräfte auf See wirken.


Die Gorch Fock ist eine sogenannte Bark. Das heißt, die beiden vorderen Masten sind rah-, der achtere gaffelgetakelt. Masten und Rumpf sind aus Stahl gebaut. Über 400 Tonnen Ballast tief im Rumpf geben dem Schiff hohe Stabilität. Die 23 Segel, mit rund 1.800 Quadratmetern Fläche, und das Tauwerk sind aus modernen Kunststoffen hergestellt. Zum Befahren von Hafeneinfahrten und Flussmündungen, aber auch für Flauten, Phasen absoluter Windstille, hat das Schiff einen Dieselmotor als Antrieb.


Das Segelschulschiff gehört nicht zu den Verbänden der Flotte, sondern untersteht der Marineschule Mürwik direkt. Gebaut 1958 in Hamburg, und 2016 bis 2021 komplett restauriert, gehört die Gorch Fock der Deutschen Marine zu einer Klasse von ehemals sechs Schulschiffen gleichen Typs. Ihre fünf Schwestern sind deutlich älter als sie. Die Gorch Fock I, gebaut 1933, liegt als Museumsschiff im Stralsunder Hafen. Drei weitere Schwestern sind immer noch im aktiven Dienst. Die Eagle der USUnited States-Küstenwache zum Beispiel ist 1936 vom Stapel gelaufen, die Sagres der portugiesischen Marine 1937 und die Mircea der rumänischen Marine 1938. Das sechste Schiff, gebaut 1939, wurde kriegsbedingt nicht mehr in Dienst gestellt.

Teure Reparatur sorgte für Schlagzeilen

In den vergangenen Jahren machte die teure Reparatur der Gorch Fock immer wieder Schlagzeilen. Die Sanierung des 60 Jahre alten Schiffes hat schließlich statt 10 Millionen Euro satte 135 Millionen Euro gekostet.

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