Größter Betrugsskandal in Spaniens Geschichte


© EFE

Zwei Investmentgesellschaften brachten mit einem Briefmarkenschwindel Hunderttausende um ihre Ersparnisse

Gerade war es um den Marbella-Skandal wieder etwas ruhiger geworden, als am 10. Mai ein neuer Betrugsskandal bekannt wurde, der bereits jetzt nicht zuletzt wegen der Anzahl der Geschädigten als „der größte der spanischen Geschichte“ gilt.

Madrid – Zwei Investmentgesellschaften, Afinsa und Fórum Filatélico, sollen im Laufe der letzten Jahrzehnte hunderttausende von Spaniern um ihre Ersparnisse betrogen haben. Die beiden Unternehmen hätten zwar nicht direkt etwas miteinander zu tun, doch ihre Vorgehensweise sei, so die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft, sehr ähnlich gewesen. Die Gesellschaften sollen die Kleinanleger dazu bewegt haben, ihr Geld in Briefmarken anzulegen, die teils gefälscht, teils um ein Vielfaches überbewertet waren. Gelockt wurden die Anleger dabei durch überdurchschnittlich hohe Zinserträge, die mit bis zu 6% und 12% weit über den Anlageangeboten der traditionellen Kreditinstitute lagen. Da es sich um Anleger und nicht um echte Briefmarkensammler handelte, war es den Managern ein Leichtes, die gefälschten oder um bis zu 900% überbewerteten Briefmarken, die meist aus dem Ausland stammten, an den Mann zu bringen. Aufgeflogen war der Skandal erst, als das Finanzministerium bei einer Routineüberprüfung eine gigantische Deckungslücke entdeckte.

Nach bisherigem Stand der Ermittlungen sind weit über 350.000 Menschen in Spanien und etwa 20.000 Anleger in Portugal betroffen, der Fehlbetrag wird auf insgesamt 3,5 Milliarden Euro geschätzt. Sowohl Afinsa als auch Fórum Filatélico gelten trotz gegenteiliger Aussagen der Führungsspitze als zahlungsunfähig. Ein Großteil der Gesellschafter der beiden Unternehmen sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Ihnen wird neben Betrug auch Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Dokumentenfälschung vorgeworfen. Währenddessen bangen in ganz Spanien Anleger um ihre Ersparnisse. Tagelang versammelten sie sich vor den Filialen der Investmentgesellschaften, in der Hoffnung, doch noch einen Teil ihrer Ersparnisse ausgezahlt zu bekommen bzw. Näheres über ihre Chancen zu erfahren.

Wie es möglich war, den Schwindel über gut 26 Jahre unentdeckt weiterzuführen, liegt einerseits im Führungsstil der Unternehmen begründet, deren rund 4.000 Angestellte vertrauensvoll ihre eigenen Ersparnisse in den Briefmarken angelegt hatten und neue Anleger zum größten Teil unter ihren Verwandten und Freunden anwarben. So riss der Geldstrom nicht ab und den ahnungslosen Anlegern wurden Zinsen von bis zu 12% auf ihre Einlagen ausgezahlt. Das Geld hierfür stammte aus einem Pyramidensystem von Neuanlegern.

Dennoch ruft es in Spanien viel Kritik an den öffentlichen Institutionen und Aufsichtsbehörden hervor, denen das gigantische Ausmaß des Schwindels nicht aufgefallen war. Vor allem nachdem bekannt wurde, dass eine der Investmentgesellschaften 2001 die Steuerüberwachungsbehörde darüber informiert hatte, dass sie Briefmarken im Wert von 18 Millionen Euro vernichtet hatte. Warum damals kein Verdacht geschöpft wurde, ist völlig unverständlich.

Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega kündigte indessen an, dass die Regierung prüft, wie die am schwersten betroffenen Anleger finanziell unterstützt werden können. Außerdem soll gemeinsam mit den Regionalregierungen und den parlamentarischen Fraktionen überlegt werden, welche Gesetzesänderungen nötig sind, um derartige Betrügereien künftig zu verhindern.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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