Großteleskop wird im Frühling 2007 sein erstes Licht einfangen


© IAC

Der spanische Kronprinz Felipe soll die feierliche Einweihung des größten Teleskops der Nordhemisphäre vornehmen

Im Juni 2003 waren die Bauarbeiten am Großteleskop „nur“ mit 12 Monaten im Verzug. Damals kündigte der Chef des Astrophysikalischen Instituts der Kanaren (IAC), Francisco Sánchez, an, dass die Inbetriebnahme des Grantecan erst 2004 möglich sein werde.

Seither wurden immer wieder neue Termine mitgeteilt, jedoch keine der angekündigten Fristen eingehalten. Doch zumindest in diesem Fall gibt es für die berühmte kanarische Unpünktlichkeit eine gute Entschuldigung. Das Großteleskop Grantecan, das auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma steht, wird immerhin das größte Teleskop der Nordhemisphäre sein.

Neben den Teleskopen Hawaiis wird es mit seinem beeindruckenden Primärspiegel mit einem Durchmesser von 10,4 m zu den größten der Welt gehören. Es ist das bisher prestigeträchtigste Projekt des Astrophysikalischen Instituts der Kanaren und auch eines der wichtigsten europäischen Wissenschaftsprojekte.

Bei der kürzlichen Ratsversammlung des IAC auf La Palma, an der auch die spanische Ministerin für Bildungswesen und Wissenschaft, Mercedes Cabrera Calvo Sotelo, teilnahm, kündigte IAC-Direktor Sánchez nun den wohl definitiven Termin für die Inbetriebnahme des Riesenteleskops an: Im Frühling 2007 werde es endlich soweit sein, und, so fügte er hinzu, Kronprinz Felipe von Spanien habe bereits Interesse daran bekundet, die feierliche Einweihung vorzunehmen. Im Juni 2000 hatte der Kronprinz bei einer La Palma-Reise schon den symbolischen Grundstein für das Grantecan gelegt. Damals erklärte er, dass er sich auf die Einweihungsfeier freue, zu der er hoffe, wieder auf La Palma zu sein. Dass es ganze sieben Jahre später erst soweit sein würde, hatte er damals wohl nicht gedacht. Aber den Worten von IAC-Direktor Sánchez nach zu urteilen steht bereits fest, dass er kommen wird. Nach einer so langen Wartezeit spielen Tage und Wochen keine Rolle mehr und man richtet sich bestimmt gerne nach dem Terminkalender des Königshauses.

„Ein wissenschaftliches Forschungsprojekt ersten Ranges“

Ministerin Mercedes Cabrera zeigte sich nach der IAC-Ratsversammlung äußerst angetan von dem Projekt, das sie als „ein wissenschaftliches Forschungsprojekt ersten Ranges“ lobte und hinzufügte, dass dieses Teleskop nicht nur von größter Bedeutung für die Wissenschaft ist, „sondern in diesem Land etwas bewegt hat, was sonst nur langsam voranschreitet, und zwar die technologische Entwicklung, die jede wissenschaftliche Forschungsarbeit begleiten muss.“

Während der Ratsversammlung wurde das Projekt „IAC Technología“ verabschiedet, das auf der Übertragung von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Unternehmersektor beruht. Die Ministerin erklärte, dass durch dieses Projekt die spanischen Unternehmer, die sich für die technologische Zukunft interessieren, unterstützt werden sollen. „Auf den Kanaren sollen nicht mehr nur die besten Teleskope entstehen, wir wollen auch erreichen, dass sie von unseren Unternehmern gebaut werden“, erklärte die Ministerin.

Der kanarische Regierungschef Adán Martín, der ebenfalls an der Ratsversammlung teilnahm, unterstrich vor der Presse, dass die Kosten für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Projektes letztendlich 6% niedriger waren als ursprünglich veranschlagt. Dies sei ein Beispiel, dem zu folgen sich für alle öffentlichen Verwaltungen lohne, „denn ein so bedeutendes und qualitativ hochwertiges Bauprojekt preislich zu orientieren ist wirklich nicht einfach.“

GTC-Grantecan

Seit Newtons Zeiten, als die Astronomen Anfang des 18. Jahrhunderts die bis dahin gebräuchlichen Linsen ihrer Teleskope durch Spiegel ersetzten, ist deren Funktion im Prinzip gleich geblieben: die elektromagnetische Strahlung auf einen Punkt zu bündeln. Ein modernes Teleskop besteht im Prinzip aus einem Primärspiegel, der die eingefangene Strahlung auf einen kleineren zweiten Spiegel, den Sekundärspiegel, projiziert. Von hier aus wird sie an weitere Geräte des Teleskops weitergeleitet. Je größer der Primärspiegel ist, desto stärker ist auch das Teleskop.

Doch bei der Herstellung von großen Spiegeln treten gravierende technische Probleme auf, weil derart große Spiegel nicht nur das Bild verzerren, sondern auch in der Nachführung des Teleskops (das Gerät muß ja ständig in Bewegung sein, um der Erdrotation zu folgen und das Beobachtungsobjekt im Visier zu behalten) und durch die Krümmung des Spiegels selbst zu Verzerrungen führen. Die beste Lösung, die sich auch seit langem durchgesetzt hat, liegt in der Unterteilung des Spiegels in hexagonale Teilspiegel.

Der Spiegel des Grantecan wird aus 36 hexagonalen Segmenten mit 1,9 Meter Seitenlänge bestehen und einen Durchmesser von 10,4 Metern haben. Die Segmente sind übrigens eine Lieferung des deutschen Unternehmens Schott, das mit der Herstellung dieser speziellen Zerodur-Glaskeramikfelder beauftragt ist.

Dieses Material ist Temperaturschwankungen gegenüber, denen es auf dem 2.426 Meter hohen Roque de los Muchachos auf La Palma ausgesetzt sein wird, besonders unempfindlich.

Die Kuppel des Grantecan wurde bereits erstellt. Das Innere der Kuppel hat 33 Meter Durchmesser und ist insgesamt rund 40 Meter hoch. Das Gebäude für das Grantecan wird nicht nur die Kuppel tragen, sondern auch die weiteren Arbeitsräume der Astrophysiker beherbergen: Kontrollraum, Büros, Räume für die hochempfindlichen Geräte, die an das Teleskop angeschlossen sein und den Wissenschaftlern Daten übermitteln werden.

Die Kanareninsel La Palma wurde nicht umsonst als Standort für das riesige Teleskop gewählt. Die Luft- und Lichtverschmutzung auf La Palma gilt als sehr gering, und die guten Forschungsergebnisse der zahlreichen, von verschiedensten Nationen auf dem Roque de los Muchachos installierten Teleskope bestätigen, dass die Insel der ideale Ort für die Himmelsbeobachtung und -forschung ist.

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