Häusliche Gewalt: Vier Todesopfer an einem Tag


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Innerhalb von 24 Stunden wurden vier Frauen von ihren Lebensgefährten getötet

Der 26. Februar ist als der bislang schwärzeste Tag in der Geschichte der häuslichen Gewalt in Spanien eingegangen. Innerhalb von 24 Stunden wurden vier Frauen von ihren Lebensgefährten oder Ex-Ehe­männern ums Leben gebracht.

Madrid –

Das jüngste der Opfer, die 22-jährige Bolivianerin Laura, wurde von ihrem ebenfalls aus Bolivien stammenden Lebensgefährten in ihrer gemeinsamen Wohnung in Madrid erstochen. Das Paar hatte keine Kinder. Der 29-Jährige begab sich nach der Tat zu Freunden, denen er von dem Mord erzählte. Einer von ihnen zeigte den Täter an. Er wurde wenig später verhaftet.

Das zweite Opfer, die 49-jährige María Victoria, wurde im Stadtzentrum von Puerto de Santa María, Cádiz, nach einem heftigen Streit von ihrem Ex-Mann erstochen. Passanten hatten die Polizei alarmiert, doch als die Beamten wenig später eintrafen, war es schon zu spät. Ihr Ex-Mann wurde noch am Tatort verhaftet. Er hatte im November vergangenen Jahres Anzeige gegen seine Frau erstattet, da er sich von ihr „bedroht“ fühlte.

Zwei Stunden darauf geschah in Cullera der dritte Mord. Ebenfalls am helllichten Tag und in der Öffentlichkeit wurde die 45-jährige Virma von ihrem Ex-Mann erschossen. Sie hatte ihn wegen häuslicher Gewalt bereits mehrmals angezeigt und per Gerichtsurteil war es ihm verboten, sich ihr zu nähern. Auch durfte er keine Schuss­waffen besitzen oder benutzen, da er wegen häuslicher Gewalt verurteilt war. Zum Tatzeitpunkt befand sich seine Frau auf der Terrasse einer Cafeteria, wo sie mit Freundinnen verabredet war. Ihr Ex-Mann, mit dem sie zwei Kinder hat, hielt mit dem Auto vor dem Lokal, stieg aus und erschoss sie. Obwohl ein zufällig anwesender Arzt umgehend Ers­te-Hilfe-Maß­nahmen vornahm, konnte ihr Leben nicht gerettet werden. Der 58-jährige Täter, der wegen häuslicher Gewalt zu vier Monaten Gefängnis verurteilt war und sich ihr 16 Monate lang unter keinen Umständen nähern durfte, wurde wenig später verhaftet.

Wiederum zwei Stunden später ereignete sich in Valladolid der vierte Mord. Die 55-jährige María José wurde von ihrem Ex-Mann, mit dem sie vier Kinder hat, erschossen. Das Paar lebte seit zwei Jahren getrennt. Der Mann war in der gemeinsamen Wohnung geblieben, während sie mit ihren Kindern zu ihrer Mutter gezogen war. Am 26. Februar wollte María José eine Freundin besuchen, deren Wohnung genau neben ihrer ehemaligen lag. Doch noch bevor sie den Hauseingang erreichte, wurde sie von drei Pistolenkugeln getroffen. Ihr 58-jähriger Ex-Mann hatte sie erwartet und vom Fenster der ehemals gemeinsamen Wohnung aus auf sie geschossen. Nach der Tat nahm er sich selbst das Leben.

Fast zur gleichen Zeit ereignete sich in derselben Stadt eine weitere schreckliche Tat. In einer Bar hatte sich ein Mann selbst angezündet, nachdem seine Frau ihm mitgeteilt hatte, dass sie ihn verlassen wollte. Durch das umgehende Eingreifen seiner Frau und eines Augenzeugen konnte sein Leben gerettet werden. Alle drei wurden mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gefahren.

In Madrid brachte ein 65-jähriger Mann außerdem am selben Tag noch den Ex-Freund seiner Tochter um, der diese seit fünf Jahren verfolgte und bedrohte. Augenzeugen berichteten später, der Mann habe in Notwehr gehandelt, da der Ex-Freund seiner Tochter mit zwei Freunden gekommen war, um ihn zu bedrohen.

17 Todesopfer seit Jahresbeginn

Zusammen mit den vier Todesopfern vom 26. Februar wurden in Spanien seit Beginn dieses Jahres insgesamt 17 Frauen von ihren Lebensgefährten bzw. Ex-Männern ermordet. Das sind vier Todesopfer häuslicher Gewalt mehr, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die blutigen Ereignisse des 26. Februar verwandeln diesen Tag jedoch in den schlimmsten, seit das Phänomen der häuslichen Gewalt offiziell untersucht wird.

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