Haft von hungerstreikendem ETA-Terroristen reduziert


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Nach wochenlanger Polemik wurde die Haftstrafe von zwölf auf drei Jahre verringert

Nach wochenlanger Polemik hat der Oberste Gerichtshof Spaniens am 12. Februar die Haftstrafe von Iñaki de Juana Chaos, einem der gefürchtetsten ETA-Terroristen, von zwölf Jahren und sieben Monaten auf drei Jahre reduziert.

Madrid – De Juana Chaos, der in den 80er Jahren an insgesamt 15 Anschlägen der baskischen Terroristenorganisation beteiligt war, bei denen 25 Menschen ums Leben kamen, sitzt seit 1987 im Gefängnis. Als sich im vergangenen Jahr der Zeitpunkt seiner Freilassung näherte, wurden neue Vorwürfe gegen das ETA-Mitglied erhoben, das nie um Verzeihung gebeten oder auch nur das geringste Anzeichen von Reue gezeigt hatte. Er wurde nun beschuldigt, in mehreren Zeitungsartikeln, die in der baskischen Tageszeitung Gara veröffentlicht wurden, terroristische Drohungen sowie Verherrlichung des Terrorismus ausgesprochen zu haben.

De Juana Chaos trat daraufhin vorübergehend in Hungerstreik, den er im November vergangenen Jahres wieder aufnahm, als er wegen der Vorwürfe zu weiteren 13 Jahren Haft verurteilt wurde. Bereits damals zeigten sich zahlreiche Juristen äußerst skeptisch, was die Rechtmäßigkeit dieses harten Urteils betrifft.

De Juana Chaos gelang es derweil mit seinem Hungerstreik auch über Spaniens Grenzen hinaus Aufsehen zu erregen. Zuletzt veröffentlichte eine britische Tageszeitung sogar Fotos des deutlich abgemagerten Terroristen, der damals bereits intravenös zwangsernährt wurde. Wie diese Fotos zustande kamen, ist bis heute ungeklärt, ebenso wie die Rechtmäßigkeit der Veröffentlichung als reichlich fragwürdig angesehen wird.

Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofes könnte es jetzt tatsächlich nicht mehr lange dauern, bis der Terrorist wieder auf freien Fuß gesetzt werden muss. Das hängt insbesondere davon ab, ob das Innenministerium die Strafe zur Bewährung aussetzt. Der Urteilsspruch wurde möglich, nachdem die Vorwürfe von terroristischen Drohungen auf allgemeine Drohungen reduziert wurden.

Zwei Frauen gegen den Hass

In den Tagen der Polemik um das Urteil bezüglich der Haftreduzierung von de Juana Chaos wurde eine Nachricht bekannt, die manch einem Politiker und Entscheidungsträger eine Lehre sein sollte. Das Verhalten von zwei Frauen, Esperanza Chaos Lloret, die Mutter des grausamen ETA-Terroristen de Juana Chaos, und die Witwe eines 1977 von den baskischen Terroristen ermordeten Kommandanten, könnte ihnen nämlich endlich einmal vor Augen führen, dass die Beendigung des Terrors nicht über den Weg der Vergeltung erreicht werden kann, sondern nur über die Fähigkeit zum Verzeihen möglich ist.

Die Witwe des ermordeten Kommandanten pflegte die an Alzheimer erkrankte Mutter de Juana Chaos nämlich über die letzten anderthalb Jahre ihres Lebens – ungeachtet der Tatsache, dass ihr Mann von einem Terroristen umgebracht worden war, wie es der Sohn von Esperanza Chaos Lloret war und ist.

Das Baskenland ist voller solcher Geschichten, Geschichten von Menschen, deren gemeinsames Interesse darin liegt zu verhindern, dass der „Hass die Arbeit der Pistolen noch verlängert“. Mütter von Söhnen, die töten, und Frauen von Männern, die ermordet werden, weben ein unsichtbares Netz der Zuneigung, das zwar nicht fotografiert oder als Nachricht in den Tagesmedien präsentiert werden kann, jedoch existiert und womöglich einst die wahrhaftige Grundlage für den Frieden im Baskenland bildet.

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