Der Trend, luxuriöse Strandhäuser zu okkupieren, weitet sich aus
Madrid – An den Küsten Spaniens greift ein Phänomen um sich, das in der Immobilienbranche zunehmend für Beunruhigung sorgt: Die Besetzung von Strandhäusern, je luxuriöser desto lieber.
José Antonio Oria, Vizepräsident der Berufsgenossenschaft der Hausverwalter von Huelva (CAFH), berichtet von absurden Blüten, welche diese Praxis treibt: „Die Angelegenheit läuft dermaßen aus dem Ruder, dass wir uns gezwungen sehen, den Hausbesetzern die Schlüssel der Gemeinschaftsbereiche zu geben, weil sie sonst die Schlösser aufbrechen und es noch schlimmer wird. So weit ist es schon gekommen.“ Oria beschreibt die Vorgehensweise, zu der sich die Hausverwalter gezwungen sehen, folgendermaßen: „Wenn ein Hausbesetzer sich in einer Ferienwohnanlage oder einem anderen Objekt einnistet, öffnen wir die Türen, um weitere Schäden zu vermeiden, während wir gleichzeitig mit ihnen verhandeln und den Rechtsweg beschreiten, um sie wieder hinauszuwerfen. Doch das kann Jahre in Anspruch nehmen.“
Wie ein Lokalpolizist aus Lepe in der Provinz Huelva berichtet, sind ein hoher Prozentsatz dieser speziellen Hausbesetzer Berufstätige aus in Küstennähe liegenden Städten: „Die Mehrzahl der Hausbesetzer sind immer noch Rumänen und Spanier aus der Volksgruppe der Zigeuner, doch immer öfter treffe ich auch Bekannte aus der Gegend, zu denen man dann sagt: „Was machst du denn hier?“ Da habe ich schon mehrere Überraschungen erlebt.“
Es gibt einen klaren Trend zu Luxusimmobilien – je näher am Strand, desto besser. „Vor Jahren kamen Hausbesetzungen vor allem in den Innenstädten vor, doch jetzt trifft man an den Stränden Besetzer an, die sogar Krawatte tragen“, berichtet David Toscano, der Präsident der CAFH.
„Da Ferienwohnungen als Luxusobjekte gesehen werden, herrscht in der Justiz, Politik und bei der Polizei ein gewisses Desinteresse vor“, fährt Toscano fort. „Wenn man deinen Hauptwohnsitz besetzt, kämpfst und verhandelst du, aber im Fall eines Zweitwohnsitzes ergibt sich eine andere Dynamik. Womöglich wohnst du weit weg oder warst in Zahlungsschwierigkeiten, oder es sind gar mehrere Hypothekenraten unbezahlt geblieben, und schon ergibt sich eine ganz andere Situation. Dieses Phänomen hat seit dem vergangenen Jahr sehr um sich gegriffen.“
Die Besetzung von Häusern, die direkt am Strand liegen, ist ein so einträgliches Geschäft, dass sich ihm mittlerweile auch die Mafia widmet. Sie besetzt Häuser und verkauft oder vermietet sie. „Sie brechen in ein Objekt ein, tauschen die Schlösser aus und verkaufen die Schlüssel beispielsweise für 800 Euro an irgendjemanden. Oder sie vermieten es weiter für 300 oder 400 Euro im Monat an Leute, die oft gar nicht wissen, dass es sich um ein besetztes Haus handelt. Wenn eine Person mit einem Schlüssel kommt, das Haus aufschließt und dir schließlich einen Mietvertrag anbietet, dann glaubst du, dass es der Eigentümer ist“, erläutert Fernando Pastor, der Präsident der Berufsgenossenschaft der Hausverwalter von Málaga und Melilla.
Huelva, Cádiz und Málaga sind die Provinzen, wo dies am häufigsten vorkommt. Und auch auf Lanzarote gibt es Probleme mit Luxushausbesetzungen (das Wochenblatt berichtete).[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]