Heimkehr einer Guanchenmumie


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Cabildo-Präsident Ricardo Melchior setzt sich in Madrid für die Überlassung einer Guanchenmumie an ein Inselmuseum ein

Teneriffas Cabildo-Präsident Ricardo Melchior stattete kürzlich dem Museum für Anthropologie, Völkerkunde und Naturwissenschaften in Madrid einen Besuch ab, in dem seit Ende des 18. Jahrhunderts die Mumie eines Ureinwohners von Teneriffa ausgestellt ist.

Madrid – Nachdem im Jahr 2003 zwei Guanchenmumien aus einem Museum in Argentinien nach über 100 Jahren nach Teneriffa zurückkehrten, wird nun eine weitere Reliquie der Inselgeschichte heimkehren. Ein Beschluss des Kulturausschusses im Senat am 15. Juni hat es möglich gemacht, dass einer erstmals 1976 gestellten Forderung nachgekommen und die Mumie in ihre Heimat Teneriffa zurückgebracht wird. Gegen den Beschluss stimmten lediglich die Sozialisten, die die kanarische Forderung als „chauvinistisch, symbolisch und vollkommen subjektiv“ bezeichneten, da sie dazu führe, den Reichtum des Madrider Anthropoligiemuseums zu mindern und gleichzeitig lediglich dazu diene, das kanarische Museum zu bereichern. Denn, so versichert der Sozialist Villagrán, diese Mumie wird keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern.

Tatsächlich wirft der Sieg Teneriffas im Streit um die Mumie die Frage auf, ob alle Mumien ihren Heimatorten überlassen werden sollten. Das würde dann wohl doch zu weit führen…

Im Falle der kanarischen Mumie sprechen allerdings besondere Umstände für den Umzug in das Museum auf Teneriffa. Wie Cabildo-Präsident Melchior argumentierte, befindet sich die Mumie derzeit in einem Museumsbereich, in dem ausschließlich Gegenstände aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien ausgestellt sind, was auf die kanarische  Bevölkerung beleidigend wirken kann, denn es sei so als würde Teneriffa zu den ehemaligen Kolonien gezählt.

11. bis 13. Jahrhundert

Die Guanchenmumie im Madrider Museum wird von Experten auf das 11. bis 13. Jahrhundert datiert. Es handelt sich um den Körper eines 1,60 m großen, zwischen 35 und 40 Jahre alten Mannes.

Die Mumie stammt aus der Schlucht von Erques, die sich durch das Gemeindegebiet von Arico und Güímar zieht. Sie gehört zu einem Fund, der in einer Bestattungshöhle gemacht wurde. Hunderte Guanchenmumien wurden an dieser Stelle gefunden.

Melchior freute sich über die endlich bestätigte Rückkehr dieses ethnographischen Schatzes auf die Insel und sagte: „Eine Mumie ist die Leiche eines menschlichen Wesens, und als solches hat sie das Recht in der Heimat zu ruhen.“

Bis 1776 war die Mumie im Besitz der königlichen Bibliothek. In diesem Jahr wurde sie auf Anordnung von König Carlos III. in das Museum der Naturwissenschaften in Madrid verlegt.

Nach ihrer Rückkehr soll die Mumie nun zusammen mit anderen mumifizierten Guanchen im Museum der Naturwissenschaften in Santa Cruz ausgestellt werden. Dabei betonen die Experten, dass diese Mumie von allen bisher gefundenen Körpern die besterhaltene ist. Natürlich wird in der zukünfigen Heimat, dem Museum in Santa Cruz, auch dafür gesorgt werden, dass sich daran nichts ändert. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beleuchtung werden so eingestellt, dass dem Relikt aus der Zeit vor der Eroberung durch die Spanier im 15. Jahrhundert seine neue Umwelt durchaus bekommen wird.

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