Herausgeber der Zeitung „El Día“ im Alter von 88 Jahren gestorben


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José Rodríguez Ramírez leitete die Mediengruppe über 30 Jahre mit großem Erfolg

Der langjährige Direktor und Herausgeber der Zeitung El Día, José Rodríguez Ramírez, ist am 8. April nach einem chirurgischen Eingriff im Alter von 88 Jahren gestorben.Wie die Zeitung in einem Nachruf betont, ist ihm die Schaffung der ersten multimedialen Mediengruppe des Archipels zu verdanken – Zeitung El Día, ElDía.es, Radio El Día und El Día TV).

„José Rodríguez Ramírez wird in die Geschichte der Mediengruppe El Día als der Herausgeber, Direktor und Präsident eingehen, der die Etappe des größten Fortschritts und Wachstums geleitet hat“, schrieb El Día in einer mehrseitigen Sonderbeilage am 9. April.

José Rodríguez Ramírez wurde am 2. September 1925 in Santa Cruz de Tenerife geboren und wuchs im Stadtviertel El Toscal auf, wo er auch fast sein ganzes Leben lang wohnte. Bereits im Alter von 15 Jahren sah er sich durch den frühen Tod seines Vaters in der Verantwortung des Familienernährers, weshalb es ihm nicht vergönnt war, seine Bildungsambitionen mit einem Universitätsstudium zu erfüllen. In einem Interview 2012 gab er zu, dass dies zu den großen Frustrationen in seinem Leben zählte. Als er sich mit 40 Jahren diesen Traum hätte erfüllen  können, sei er unter anderem an Zeitmangel und nachlassender Lernfähigkeit gescheitert, gab er damals zu.

Die Leitung der Zeitung El Día und der daraus erwachsenen Mediengruppe übernahm José Rodríguez Ramírez im Jahr 1981 von seinem Onkel Leoncio Rodríguez, Gründer der Zeitung unter dem Namen „La Prensa“ im Jahr 1910. Von ihm erhielt er auch seine journalistische Ausbildung. Bis zu seinem Tod hielt José Rodríguez die Zügel in der Redaktion fest in der Hand und arbeitete aktiv an jeder Ausgabe mit. Zusammen mit seiner Tochter María Mercedes und seinem Sohn José Esteban sowie seiner Enkelin Adriana war er Hauptaktionär der Mediengruppe.

Die Zeitung El Día steht seit 2006 unangefochten an der Spitze der meistgelesenen Zeitungen der Kanarischen Inseln. Dabei hat José Rodríguez Ramírez stets betont, völlig unabhängig zu sein und sich nicht nach den politischen oder wirtschaftlichen Interessen von Förderern zu richten. „Wir hängen nicht von Bananenanbauern oder Unternehmern ab, sondern sind ein Familienunternehmen im Dienste der Bürger“, sagte er in seinem letzten Interview 2012.

Dafür verfolgte der ebenso ehrgeizige wie eigenwillige Herausgeber von El Día eine eigene Linie, von der er auch nach Jahren und trotz mehrfacher Rückschläge nicht abwich. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der Unabhängigkeit der Kanarischen Inseln. Häufig sprach er in den Artikeln, die er unter Pseudonym in El Día veröffentlichte, von der „Kolonialmacht“ Spanien, die über die Kanarischen Inseln herrsche. Er stellte sich die Zukunft des Archipels als unabhängiger Bundesstaat vor, in dem jede Insel von ihrem Cabildo regiert wird. 

Außerdem argumentierte er in seinen Artikeln auch, dass der Nachbarinsel Gran Canaria das „Gran“ im Namen, was Groß bedeutet, aberkannt werden sollte, weil es schließlich nicht die größte Insel des Archipels sei. Diese und andere gegen Gran Canaria gerichtete Eingaben von José Rodríguez Ramírez verhärteten im Laufe der Jahre die Fronten zwischen El Día und den beiden großen Zeitungen der Nachbarprovinz – Canarias 7 und La Provincia.

Umstritten waren auch seine verbalen Angriffe auf den amtierenden kanarischen Regierungspräsidenten Paulino Rivero, weshalb er sich mehrfach vor Gericht verantworten musste. Im März vor einem Jahr ordnete das Gericht in Santa Cruz de Tenerife an, dass der Verlag Leoncio Rodríguez und der Herausgeber der Zeitung El Día den kanarischen Präsidenten für den Angriff auf seine Ehre mit 60.000 Euro entschädigen müssen.

Nichtsdestotrotz war José Rodríguez Ramírez bis zu seinem Tod ein angesehener Journalist und wurde von Vertretern aus Politik und Wirtschaft mit zahlreichen Preisen und Titeln geehrt. Er ist unter anderem Träger der Goldmedaille der Insel Teneriffa, die ihm das Cabildo für seine Verdienste verlieh, Träger der Goldmedaille der Stadt Santa Cruz de Tenerife, Ehrenbürger zahlreicher Gemeinden Teneriffas und Namensgeber für Straßen in Orten wie Los Realejos, Icod de los Vinos und Candelaria.

Alles bleibt beim Alten

Wer glaubte, dass sich mit dem Scheiden von José Rodríguez etwas am Stil oder der Ideologie der Zeitung El Día ändern würde, hat sich geirrt. „Alles bleibt beim Alten“, ließ die Chefredaktion auf der Titelseite nur zwei Tage nach dem Tod des Herausgebers wissen. Die Zeitung, die nun unter der Leitung von Ramírez’ Tochter María Mercedes Rodríguez steht, wird der von ihrem langjährigen Chef geprägten Linie treu bleiben, daran ließ der Kommentar vom 10. April keinen Zweifel.

„Wir werden das Erbe von José Rodríguez nicht beschmutzen, denn es ist unsere Aufgabe, seine Arbeit fortzusetzen, so wie er es damals mit dem Werk seines Onkels Leoncio getan hat, als er seine Aufgabe übernahm“, stand in dem Kommentar. El Día werde weiterhin kritisch über die Arbeit des kanarischen Präsidenten Paulino Rivero berichten, aber auch über das Tun anderer Politiker und Parteien.

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