„Lichtblicke“ der deutschen Seelsorger auf Teneriffa–diesmal von Pfarrer Hansjörg Rasch, Katholische Touristen- und Residentengemeinde Teneriffa Nord
„Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“, so singen wir immer gerne Geburtstagskindern ein Ständchen. An Pfingsten könnten wir auch der Kirche ein Ständchen singen. Denn an Pfingsten feiern wir den Geburtstag der Kirche.
Freilich, inzwischen ist die Kirche aus den Kinderschuhen herausgewachsen, einst mächtig und voll Glanz, ist sie in all den Jahren scheinbar alt und grau geworden. Manchmal hört und sieht sie auch schlecht. Ja im Lauf ihrer 2000-jährigen Geschichte hat sich die Kirche stark verändert. Und doch lebt sie weiter. Und der Grund dazu liegt wohl in ihrem Ursprung.
Der Evangelist Lukas erzählt uns in der Apostelgeschichte von ihren Anfängen, ja mehr noch. Er beschreibt ihre Geburt: Ein kleines Häufchen – zurückgezogen und voller Angst – verharrt in einem Obergemach in Jerusalem einmütig im Gebet.
Plötzlich passiert etwas Unerwartetes, ein kleines Wunder: Vom Himmel her ein Brausen, wie ein heftiger Sturm. Und dann heißt es: „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab“.
Die ängstlich und in sich gekehrten Jünger gehen aus sich heraus, und sie begreifen, dass sie die Botschaft Jesu verkünden müssen. Und diese Botschaft braucht Luft, Freiheit und Offenheit. Und das zeigt uns dann der heilige Paulus, der dann den Aposteln deutlich macht, dass Christus zu allen Menschen, auch zu den Heiden, gekommen ist. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.
Und da habe ich manchmal das Gefühl, dass unsere Kirchenleitungen heute eher das Gegenteil predigen. Ja keine Freiheit und Offenheit. Und ich habe des Weiteren das Gefühl, dass unsere Kirchenleitungen mehr von Angst als von der befreienden Botschaft Jesu geprägt werden. So heißt es doch auch im Johannesevangelium: „Die Wahrheit wird euch frei machen“.
Es wäre sicher gut, den Hl. Geist auch um ein neues Pfingsten in der Kirche zu bitten, dass die Menschen wieder merken, die Kirche ist eine Kirche auf dem Weg durch die Zeit. Und jede Zeit bringt auch Veränderungen mit sich.
So könnte man sich heute fragen: Ist es nicht das Gebot der Stunde und auch unserer heutigen Zeit, mit allen Mitteln die Einheit der Kirchen zu suchen? Gäbe es dazu nicht viele Wege, wenn die Kirchen einmal den Ballast der Jahrhunderte ausräumen und nur auf Christus schauen würden.
Oder wenn wir den katastrophalen Priestermangel in weiten Teilen der Weltkirche anschauen, stände da nicht auch einmal die Frage an, ob der Zugang zum Priesteramt nur ans Zölibat gebunden sein darf.
Ich habe in einem Pfarrblatt gelesen: „Wer alles beim Alten lassen will, sollte nicht zum Hl. Geist beten.
Der vor 53 Jahren an Pfingsten verstorbene heilige Papst Johannes XXIII. hat damals auf die Frage, was denn die Kirche brauche, die Fenster weit geöffnet und gesagt, sie brauche frischen Wind.
Wenn wir in wenigen Tagen Pfingsten feiern, dann heißt das: Der Geist Gottes will die Kirche und damit uns immer wieder verändern. Er weht, wo er will. Und er gibt uns die Kraft, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und als Christen aus seiner Kraft zu leben.
Der Heilige Geist wirkt heute oft anders als wir es erwarten. Bunt und vielfältig ist er. Unberechenbar, sodass wir überall mit ihm rechnen müssen.
Wie Pfarrer Wilhelm Wilms es einmal zu Papier gebracht hat:
Der Heilige Geist
Er ist nicht schwarz
Nicht blau
Nicht rot
Nicht gelb
Nicht weiß
Der Heilige Geist ist ein bunter Vogel
Er ist da, wo einer den anderen trägt
Der Heilige Geist ist da,
wo die Welt bunt ist
wo das Denken bunt ist
wo denken, reden und leben gut ist.
Der Heilige Geist lässt sich nicht einsperren
In katholische Käfige
Nicht in evangelische Käfige.
Der Heilige Geist ist spontan
Er ist bunt
Sehr bunt
Und er duldet keine Uniformen
Er liebt die Phantasie
Er liebt das Unberechenbare
Er ist selbst unberechenbar.
Pfarrer Hansjörg Rasch
Deutschsprachige katholische Gemeinde Teneriffa