Humboldtblick: Grünes Licht für die Instandsetzung

Blick von oben auf den Humboldtblic, als er im Jahr 2010 eröffnet wurde. Der berühmteste Aussichtspunkt des Nordens von Teneriffa ist seit sechs Jahren abgeriegelt. Foto: Moisés Pérez

Nach einem sechsjährigen Prozess erhält die Stadt La Orotava ab dem 27. März Zugang

Teneriffa – Der Humboldtblick in La Orotava soll im kommenden Jahr aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. Wie Bürgermeister Francisco Linares mitteilte, hat die Stadt endlich die Zutrittserlaubnis erhalten; ab dem 27. März dürfen Angestellte der Stadt das Gelände und das Gebäude betreten, um mit ersten Aufräumarbeiten zu beginnen und nach einer Bestandsaufnahme einen Plan für die Instandsetzung aufzustellen.
Sechs Jahre lang war das zuletzt als Café-Restaurant betriebene Lokal am wohl beliebtesten Ausblick des Nordens der Insel geschlossen. Grund dafür war ein Rechtsstreit zwischen dem letzten Pächter, der Firma Teidesoft, und den Angestellten. Die Stadt hatte den Mirador de Humboldt im Jahr 2006 über eine öffentliche Ausschreibung für 30 Jahre an Teidesoft verpachtet. Nach einer längeren Renovierungsphase wurde der Mirador im Jahr 2010 endlich eröffnet, doch bereits im Juli 2014 auf richterliche Anordnung wieder abgeriegelt. Bürgermeister Linares versicherte, dass die Schuld für die langjährige Schließung nicht bei der Stadt liegt. „Es war nie ein Gemeindeproblem, sondern ein Konflikt zwischen dem Unternehmen und seinen Angestellten, der den Mirador in diese Situation gebracht hat“, versicherte er der Zeitung El Día gegenüber. Obwohl die Stadtverwaltung die Schlüssel besaß, war ihr der Zutritt ausdrücklich verboten. „Wir konnten nicht einmal putzen“, bedauert Linares.
Ab dem 27. März wolle die Stadt nun tätig werden. Man werde zunächst eine gründliche Reinigung durchführen, um dann den Zustand des Gebäudes zu überprüfen. Er hoffe, erklärte der Bürgermeister, dass möglichst schnell eine Ausschreibung erfolgen könne, um einen neuen Pächter zu finden. Die Ausschreibung, so Linares, könnte noch im laufenden Jahr erfolgen, sodass der Humboldtblick schon 2021 zu neuem Leben erwachen würde.

Die Höhle von Bencomo

In der Felswand hinter dem Humboldtblick befindet sich eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätten der Insel. Von der Straße aus auf halber Höhe sind mehrere ovale Öffnungen zu erkennen, die die „Cueva de Bencomo“ bilden, die bis heute für Besucher nicht zugänglich ist. Die Höhle soll angeblich einem der letzten Guanchenkönige von Taoro, Mencey Bencomo, als Unterkunft gedient haben. Er gilt in der Geschichte als mächtigster Guanchenkönig der neun Herrschaftsgebiete (Menceyatos), in die Teneriffa zur Zeit der Ureinwohner unterteilt war. Unter Bencomo wurde auch die berühmte Schlacht von Acentejo 1494 gegen die spanischen Eroberer geführt.
Obwohl die Höhle von Bencomo bereits vor Jahren zum Kulturgut erklärt wurde, war sie lange Zeit nicht geschützt. Jahrzehntelang diente sie Ziegenhirten als Stall. Vor ein paar Jahren deckte eine kanarische Zeitung den Verfall der Höhle auf, woraufhin sich die kanarische Regierung über das Ressort für Kulturerbe für die Cueva und deren Erhalt zu interessieren begann. Es wurde eine Säuberung der Höhle durchgeführt, was sich angesichts der Lage und der Menge an Tierexkrementen, die sich hier über Jahrzehnte angesammelt hatten, recht umständlich gestaltete.
Bei einer nach der Säuberung durchgeführten ersten Inspektion der Höhle durch Archäologen wurde ein erstaunlicher Fund gemacht. Obwohl nur eine oberflächliche Untersuchung erfolgte, förderten die Experten Keramikstücke, Fischreste, Schweinezähne und Muscheln zutage. Auch fanden sie Reste einer Feuerstelle, die durch die dunkle Färbung des Steines erkennbar war. Die Archäologen rieten zur umgehenden Sperrung der Höhle, um deren Erhalt zu gewährleisten und Plünderungen vorzubeugen.
Die Stadt La Orotava bemüht sich in Verhandlungen mit den Erben der Grundstücke, die Höhle zu erwerben. Im Haushalt 2020 sind dafür bereits 100.000 Euro reserviert.
Laut Bürgermeister Linares soll im Untergeschoss des Mirador de Humboldt, wo früher ein Restaurant untergebracht war, ein Informationszentrum über die Höhle eingerichtet werden.

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