Hundekampfring zerschlagen


Polizisten und Tierärzte bei der Notversorgung der Hunde. Foto: Policía nacional/EFE

34 Personen wurden festgenommen – 230 Hunde konnten gerettet werden

Teneriffa – Der Nationalpolizei ist es nach sechsmonatigen Ermittlungen gelungen, einen national agierenden Hundekampfring zu sprengen, der blutige Spektakel in verschiedenen spanischen Provinzen veranstaltete und Hunde zu diesem Zweck züchtete. 34 Personen wurden in parallel durchgeführten Polizeiaktionen in Madrid, Alicante, Murcia und auf Teneriffa festgenommen; 230 Hunde konnten gerettet und vor einem grausamen Schicksal bewahrt werden.

Als die Beamten das Haus auf einer Finca in Güímar stürmten, fand gerade der zweite von mehreren Kämpfen statt. Foto: Policía nacional/EFE

Die Aktion auf Teneriffa spielte sich in der Nacht vom 18. Februar ab. Ein Polizeikommando stürmte ein Wohnhaus im Gebiet Hoya La Vieja in der Gemeinde Güímar, wo in diesem Moment gerade der zweite von vier geplanten Hundekämpfen stattfand. 21 Personen wurden festgenommen, die Tiere von Tierärzten notversorgt und beschlagnahmt. Unter den Verhafteten waren Einwohner der Kanaren ebenso wie eigens für die Kämpfe vom spanischen Festland angereiste Personen. Das Bild, das sich den Beamten im Untergeschoss des Hauses bot, war grauenvoll. Ein Quadrat aus Holz war mit einem roten Teppich ausgelegt. Darin fanden die Todeskämpfe der Hunde statt. Unmittelbar daneben Tische und Stühle für die „Zuschauer“. In einer angeschlossenen Küche wurde Essen gekocht und Getränke gelagert. Im Obergeschoss des gemieteten Hauses gab es Platz für die Unterbringung der von auswärts Angereisten. Der Vermieter des Hauses wusste nichts von dem blutigen Treiben, für das sein Eigentum genutzt wurde. Der Mann mittleren Alters, der den Mietvertrag unterschrieben hatte, gab anscheinend an, ein Fest feiern zu wollen.

Wie die Polizei mitteilte, ist unter den Festgenommenen auch der mutmaßliche Kopf der Hundekämpfe-Organisation in Spanien. Ángel O.R. (52) aus Madrid ist als Hundezüchter potenziell gefährlicher Rassen bekannt und soll bei allen Hundekämpfen in Spanien den Vorsitz sowie die Kontrolle über die außerordentlich hohen Wetteinsätze gehabt haben. Laut Polizeiangaben ging es um erstaunliche Beträge, und Hunde, die mehrere Kämpfe überlebten, wurden durch die nationale Organisation sogar für Kämpfe ins Ausland vermittelt.

Mindestens zwei der Festgenommenen stammen von Teneriffa. Einer von ihnen ist seit fast zwanzig Jahren Polizist in Adeje und züchtete selbst Hunde. Kollegen von der Ortspolizei sagten, er habe behauptet, dass er Hunde züchte, um Geld zu verdienen. Dass die Tiere einem solch grausamen Zweck dienten, ahnte niemand. In unmittelbarer Nähe seines Wohnortes in der Gemeinde Arona wurden in einer ehemaligen Schweinezucht 33 Hunde gefunden, die offenbar für die Hundekämpfe bestimmt waren. Die Tiere waren unter katastrophalen Bedingungen dort untergebracht.

Ein weiterer Verhafteter, der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, soll aus Añaza in Santa Cruz stammen und ebenfalls Hunde für Kämpfe gezüchtet haben, sogenannte Sparring-Hunde, um die Kampfhunde zu trainieren. Der Hundekampfring soll auch gezielt Hunde gestohlen haben, um diese als Trainingstiere zu verwenden. Wenn die Tiere getötet wurden, entfernte man ihnen den Mikrochip, bevor sie entsorgt wurden.

Den Kampfhunden wurden außerdem Anabolika und Antibiotika verabreicht. In diesem Zusammenhang wird untersucht, ob der Tierarzt aus La Orotava, von dem einige der bei der Polizeiaktion gefundenen Rezepte stammten, über die Hundekämpfe Bescheid wusste.

Vor einem sicheren und grausamen Tod gerettet

Yahaira Tovar: „Es gibt auf den Inseln noch viele andere Fälle von Tierquälerei“. Foto: EFe

Yahaira Tovar, Vorsitzende des Tierschutzvereins Adepac und Sprecherin der kanarischen Plattform gegen Tierquälerei, ging einige Tage nach der Polizeiaktion in einer Pressekonferenz hart mit den Behörden ins Gericht. „Wir sind es leid, Fälle von Quälerei und Misshandlung anzuzeigen“, erklärte sie. „Bedauerlicherweise sind unsere Inseln von den Inseln der Glückseligen zu den Inseln der Tierquäler geworden“. „Wir sind es müde, immer wieder Anrufe, vor allem von Ausländern wie Schweizern, Deutschen und Belgiern, zu bekommen, die uns von Tieren berichten, die unter schrecklichen Bedingungen in Barrancos oder Verschlägen untergebracht sind, und wir ihnen sagen müssen, dass wir es wissen, und dass die Behörden es ebenso wissen. Und die Tiere bleiben, wo sie sind“, klagte sie an. Zuständig sind in den meisten Fällen die Stadtverwaltungen, doch Tovar bedauert, dass von diesen in vielen Fällen – oft auch aus Protektion oder Cliquenwirtschaft – nichts unternommen wird. Ihrer Meinung nach sollten die Kompetenzen für Fälle von Tierquälerei von den Gemeinden an die Cabildos bzw. die kanarische Regierung übertragen werden.

Adepac beteiligte sich zusammen mit anderen Tierschutzverbänden und Freiwilligen an der Rettungsaktion der Hunde in Güímar und Arona, rund 60 Hunde insgesamt, die nach den Worten von Yahaira Tovar „vor einem sicheren und grausamen Tod gerettet wurden“.

Die beschlagnahmten Hunde befinden sich in verschiedenen Tierheimen. Viele davon sind unverletzt, und nicht alle weisen ein aggressives Verhalten auf. Yahaira Tovar erklärte, dass jeder Hund einzeln beurteilt wird, um zu entscheiden, ob er adoptionsfähig ist. Die Präsidentin von Adepac hat außerdem zu Spenden aufgerufen, da das Tierheim mit der großen Zahl von Neuzugängen durch die Polizeiaktion finanziell überfordert ist.

(Spendenkonto auf www.adepaccanarias.com oder auf facebook unter Adepac Canarias)

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