Hunderte Millionen Euro in den Sand gesetzt


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Insbesondere in Valencia zeigen sich die Auswirkungen politischer Verschwendungssucht

Nachdem zu Anfang des Jahrtausends die konservative Regionalregierung Valencias massenhaft öffentliche Gelder in pharaonische Bauprojekte verschwendet hatte, sieht sich die jetzige regionale Regierung aus Sozialisten und Nationalisten vor der schwierigen Aufgabe, mit möglichst wenigen Mitteln die unvollendeten und schon verrottenden Werke einem Zweck zuzuführen.

Zu einem dieser Bauwerke gehört die in der Stadt der Künste und der Wissenschaften gelegene „L’Ágora“, entworfen vom umstrittenen Star-Architekten Santiago Calatrava. Das Gebäude wurde, noch unfertig, im Herbst 2009 eingeweiht, weil der damalige Regionalpräsident Francisco Camps (PP) das an sich fertig anmutende Bauwerk rechtzeitig zu einem Tennisturnier eröffnen wollte. Doch die verfrühte Einweihung hat zu Mängeln und undichten Stellen geführt. Aufgrund der hohen Verschuldung hat die Regierung die Nutzung des Gebäudes im vergangenen Jahr an ein privates Konsortium übertragen, welches dieses jedoch erst nach Mängelbehebung seitens der Region in Betrieb nehmen wird. Die erforderlichen Reparaturarbeiten des fast 100 Millionen Euro teuren Gebäudes werden etwa 10 Millionen Euro kosten. 

Ein weiteres Beispiel für die Verschwendungswut der ehemaligen Regierung ist die „Ciudad de la Luz“. Das 270 Millionen Euro teure, zehn Kilometer vor Alicante liegende Filmstudio wurde 2005 eröffnet und sollte unter den europäischen Filmstudios zur Referenz werden. Insgesamt zehn Studios, 8.000 Quadratmeter Werkstatt- und Lagerfläche sowie 220.000 Quadratmeter Freiluftkulisse umfasst der Komplex. Doch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes erklärte die öffentlichen Subventionen für unzulässig, sodass die „Stadt des Lichts“ nun auf ihre Versteigerung wartet. 

Ein weiteres Beispiel für den Geltungsdrang der damaligen Führungsriege – Regionalpräsident Francisco Camps und Bürgermeisterin Rita Barberá – stellt die Formel-1-Rennstrecke dar. Bernie Ecclestone, Chef der Formel 1, hatte vor Jahren versprochen, die PP im Falle ihres Wahlsiegs in Valencia bei deren Bau zu unterstützen. Tatsächlich kamen die Konservativen an die Macht und bauten für über 200 Millionen Euro die Rennstrecke in der Hafenzone. Bis 2012 wurde der Große Preis von Valencia fünfmal ausgetragen. Dann war die Region dermaßen überschuldet, dass hier kein Rennen mehr veranstaltet wurde, weil die vertraglich vereinbarten Lizenzzahlungen nicht mehr aufgebracht werden konnten. Heute verfallen die Anlagen. María José Salvador, Leiterin des Regionalressorts für Öffentliche Bauten, gab dieser Tage bekannt, 100 Millionen Euro seien nötig, um die Rennstrecke wieder auf Vordermann zu bringen und die fälligen Zahlungen zu bedienen. 

Doch nicht nur in der Filmindustrie und dem Rennsport wollte Valencias Führungsspitze ganz oben mitmischen, auch in Sachen Segelsport sollte die Region einen internationalen Durchbruch erleben. Der America’s Cup wurde zweimal in Valencia ausgetragen. Die Anpassung der inneren Hafenmole an die Erfordernisse der weltweit bekanntesten und ältesten Segelregatta kostete die Region 300 Millionen Euro. Bis heute ist der Schuldenberg durch die angefallenen Zinsen auf 400 Millionen Euro angewachsen.

Geradezu gering mutet im Vergleich der Bau der Straßenbahnlinie T2 von Nord-Valencia bis zum Hafen an, deren Auftrag im Juli 2007 für 33 Millionen Euro vergeben wurde. Vor vier Jahren mussten die Bauarbeiten aufgrund des Sparzwangs der Region eingestellt werden. 

Nun ist es ungewiss, ob das halb fertiggestellte Vorhaben jemals zu Ende geführt werden wird.  

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