„Illegale“ auf dem Laufsteg


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Der katalanische Designer Toni Miró ließ seine neue Kollektion von illegalen Immigranten präsentieren, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen

Mit einer Modenschau der anderen Art sorgte der katalanische Designer Antonio Miró am 18. Januar auf der Modewoche von Barcelona Pasarela Barcelona nicht nur für großes Aufsehen. Er machte auch deutlich, dass Mode eben doch auch mehr sein kann als nur oberflächlicher Luxus, der einigen wenigen Privilegierten im konsumbeherrschten Westen vorbehalten ist.

Barcelona – So ging es Miró dieses Mal allem Anschein nach nicht nur um die bestmögliche Präsentation seiner neuen Kollektion.

Nein, er verband durch seine „solidarisch ausgerichtete“ Show sein Interesse als Geschäftsmann mit einem persönlichen Anliegen: Die Welt auf die Problematik der illegalen Immigranten aufmerksam zu machen, auf die Realität, die Bootsflüchtlinge in Spanien erwartet, wenn sie die gefährliche Überfahrt von Afrika überlebt haben.

Um das zu erreichen, schickte Miró bei seiner Show nicht etwa überbezahlte Profi-Models über den Laufsteg, sondern nahm acht Immigranten unter Vertrag, die zum Großteil aus dem Senegal stammen. Einige von ihnen verfügen bislang nicht einmal über die begehrte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in Spanien. Den Kontakt mit seinen „Models“ erhielt er durch einen Immigranten-Verband im Barrio Born.

Bereits an den Einladungen konnten die illustren Gäste erkennen, dass es hier nicht nur um eine Modenschau unter vielen geht. Die Karten waren nämlich dem Formular nachgeahmt, das die Illegalen bei ihrer Ankunft in Spanien ausfüllen müssen. Und auch die gesamte Inszenierung der Show war voller Anspielungen auf das Drama der illegalen Immigration. So bestand die Kulisse aus einem „Cayuco“, einem der typischen mauretanischen Fischerboote aus Holz, in denen ein Großteil der Flüchtlinge die Überfahrt wagen, sowie verschiedenen Frachtkisten.

Miró erntete für seine eigenwillige Inszenierung sowohl Lob – „eine lobenswerte Initiative“ – als auch Kritik – „unpassende, frivole Zurschaustellung des Dramas“. Die Tatsache, dass sich die Gespräche im Backstage diesmal nicht um Mode, sondern um die Models und ihre Geschichte drehten, zeugt jedoch davon, dass Miró sein Ziel erreicht hat: Das Drama der Immigration war in aller Munde und drang bei dem einen oder anderen vielleicht so gar tiefer als erwartet ins Bewusstsein ein.

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